Psychologe über Partys trotz Pandemie„Große Rolle spielen egoistische Motive“

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Feier Symbolbild

Private Feiern gelten als eine Ursache für die Verbreitung des Coronavirus. (Symbolbild)

  • NRW-Ministerpräsident Armin Laschet richtete am Sonntag auch einen speziellen Appell an junge Menschen, auf Feiern zu verzichten, um die Corona-Pandemie einzudämmen.
  • Im Interview erklärt der Sozialpsychologe Stefan Pfattheicher warum nicht für alle, aber für manche jungen Menschen der Verzicht auf Partys so schwierig ist.
  • Außerdem spricht er über die Kommunikation zum Virus und sozialen Druck.

Herr Pfattheicher, warum sehen wir das Phänomen der illegalen Partys vermehrt bei jungen Menschen? Pfattheicher: Das ist eine sehr spannende Situation, weil die jungen Leute wahrscheinlich relativ gut informiert sind. Sie wissen, dass man eigentlich nicht auf Partys geht und dass man Social Distancing betreiben sollte – trotzdem gehen sie feiern. Da kommen viele Faktoren zusammen.

Die wären?

Eine große Rolle spielen sicherlich egoistische Motive. Die jungen Leute wollen ihr eigenes Vergnügen maximieren, wir sprechen da von Hedonismus. Dabei lässt man andere Personen außen vor. Außerdem werden junge Leute weniger schlimm krank, was aus der egoistischen Perspektive ein weiteres Argument ist, feiern gehen zu können. Zudem herrscht sicherlich auch ein sozialer Druck innerhalb der Freundesgruppe, nach dem Motto: Wenn meine Freunde auf eine Party gehen, dann gehe ich natürlich mit.

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Stefan Pfattheicher

Stefan Pfattheicher

Die Feiernden bringen aber auch ihr Umfeld in Gefahr.

Wir können in Studien zeigen, dass junge Leute tatsächlich ein bisschen weniger Empathie haben für gefährdete, alte und kranke Leute. Zudem haben sie eine andere Risikoeinschätzung. Sie nehmen das eigene Risiko, krank zu werden, reduziert war und unterschätzen die Gesundheitsrisiken für andere.

Steckt dahinter eine Egalhaltung oder gar Corona-Skepsis?

So weit würde ich nicht gehen. Ich kenne keine Studien, die speziell die Leute untersuchen, die auf diese Partys gehen. Daher ist es schwer zu sagen, ob die jungen Leute coronaskeptisch sind. Aber wenn man sich die Allgemeinbevölkerung anschaut, ist die Skepsis relativ gering.

Warum ist feiern für junge Menschen so wichtig?

Menschen haben ein grundlegendes Bedürfnis nach einem sozialen Miteinander und Verbundenheit. Junge Leute gehen diesem Bedürfnis auf Partys nach.

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Am Anfang der Pandemie gab es diese Partys allerdings weniger. Was ist seitdem passiert?

Aus vielen psychologischen Studien wissen wir, dass ein gewisser Trotz entsteht, wenn die Freiheit von Menschen eingeschränkt wird. Wir nennen das Reaktanz gegenüber den Einschränkungen. Das kann ein Grund sein, warum wir Partys jetzt häufiger beobachten können als am Anfang.

Wie überzeugt man die Feiernden, dass solche Partys gefährlich sind?

Natürlich sollte man weiter informieren. Was wir in unserer Forschung zeigen, ist, dass auch Empathie helfen könnte. Wenn Menschen in Medien und sozialen Netzwerken sehen, was das Coronavirus an Leid bei Menschen anrichten kann, sind sie eher dazu bereit, sich einzuschränken. Es ist also wichtig, dass die Gefährlichkeit des Virus und das angerichtete Leid weiterhin in Medien und sozialen Netzwerken thematisiert werden.

Das Gespräch führte Alisha Mendgen.

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