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Kölner Arzt fordert klare MaßnahmenHospitalisierungsrate löst Sieben-Tage-Inzidenz ab

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Ein Intensivmediziner bei einer Corona-Patientin.

Düsseldorf/Köln – Die Sieben-Tage-Inzidenz hat ausgedient. Am Dienstag änderte der Bundestag das Corona-Infektionsschutzgesetz: Der Inzidenzwert wird zweitrangig, künftig gilt die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern als wichtigster Parameter für Schutzmaßmaßnahmen.

Die Hospitalisierungsrate berechnet sich ähnlich wie die Sieben-Tage-Inzidenz: Sie gibt wieder, wie viele Corona-Patienten innerhalb von sieben Tagen ins Krankenhaus kamen. Am Mittwoch lag dieser Wert bei 1,79, den Höchststand erreichte er um Weihnachten 2020 herum mit einem Wert von über 15. Weitere Parameter, die laut dem Beschluss berücksichtigt werden können, sind die Impfquote der Erwachsenen, Neuninfektionen nach Altersgruppen und freie Betten auf den Intensivstationen. Die Gewichtung dieser einzelnen Werte ist Ländersache – dasselbe gilt für Schutzmaßnahmen.

Kölner Oberarzt warnt davor, Inzidenz zu vergessen

Was nun aus den Einschränkungen ab einer Sieben-Tage-Inzidenz von 35 geschieht, ist noch unklar. Das Gesundheitsministerium NRW äußerte sich am Mittwoch dazu nur vage: „In NRW war die Auslastung der Krankenhäuser und Intensivstationen schon immer ein entscheidender Maßstab zur Beurteilung der aktuellen Lage“, hieß es aus dem Ministerium.

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Durch die Corona-Impfungen würden auch bei höheren Inzidenzen weniger Personen schwer erkranken. „Das bedeutet, wir brauchen neben den Inzidenzen zusätzliche einheitliche Leitindikatoren.“ Diese Leitindikatoren, das sind die Hospitalisierungsrate und die Auslastung der Intensivstationen. Beide werden künftig in den Lageberichten des Ministeriums ausgewiesen.

Christian Karagiannidis, wissenschaftlicher Leiter des DIVI-Intensivregisters, und Oberarzt an der Lungenklinik Merheim, begrüßt den Gesetzesvorstoß. Gleichzeitig warnt er davor, die Zahl der Neuinfektionen zu missachten: „Wenn wir die Inzidenz vergessen, dann sehen wir nicht, was in den nächsten Wochen passiert“, sagte Karagiannidis dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Zwei Prozent der Kölner Intensivbetten noch frei

Bayern und Niedersachsen reagierten bereits vor einigen Tagen mit einem Ampelsystem: Nehmen Krankenhäuser in Bayern mehr als 1200 Corona-Patienten innerhalb von sieben Tagen auf, schaltet sie auf gelb und härtere Maßnahmen treten in Kraft. Liegen mehr als 600 Covid-Patienten in Bayern auf der Intensivstation, wird die Ampel rot und die Maßnahmen weiter verschärft.

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Eine Krankenhausampel aus Inzidenz, Hospitalisierungsrate und Intensivbelegung sei auch in NRW „total sinnvoll“, sagt Karagiannidis. Gerade die Intensivstationen solle man genau beobachten: „So wenig freie Intensivbetten wie heute haben wir bisher kaum gehabt. Zwei Prozent der Betten in Köln waren gerade noch frei – das ist nichts für eine Großstadt. “ Grund dafür sei der Mangel an Pflegekräften.

Karagiannidis fordert klarere Maßnahmen: „Es ist allerhöchste Zeit, dass die Politik uns sagt, was sie machen will, wenn wir die rote Stufe erreichen. Doch wenn sie uns ständig sagt, alles ist gut und es gibt keine Einschränkungen mehr, dann müssen wir uns auch gar nicht über Grenzwerte unterhalten. Dann laufen die Krankenhäuser einfach über.“