Deal mit ErzbistumPrivates Testunternehmen macht Kasse mit Kölner Schulen

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Eine Familie vor einem Testzentrum (Symbolbild). 

Köln/Düsseldorf – Sieben Schulen des Erzbistums Köln umgingen offenbar die Corona-Tests im Schulunterricht: Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung schloss das Erzbistum eine Kooperation mit dem Unternehmen Sanicum Diagnostics, das Bürgertestzentren betreibt: Fortan wurden die Schüler direkt vor der Schule per Bürgertest getestet. Diese Tests sind jedoch achtmal teurer als die Selbsttests des Landes.

Nur an drei Tagen hat das Bürgertestzentrum auf dem Schulgelände des Sankt-Adelheid-Gymnasiums in Bonn geöffnet, montags, mittwochs und freitags, je von 8 bis 16.30 Uhr. Oder eher: Für Schülerinnen von acht bis 16.30 Uhr. „Erst nachdem alle Schülerinnentestungen abgeschlossen sind, haben auch auswärtige Personen Zugang zum Testzentrum“, schrieb das Sankt-Adelheid-Gymnasium laut dem Rechercheverbund.

11,50 Euro statt 1,42 Euro pro Test

Eigentlich sollten Corona-Tests von Schülern im Testzentrum nur die Ausnahme sein. Das betonte das NRW-Gesundheitsministerium erneut in einem Schreiben an die Kommunen Ende Februar 2022: „Ein gezieltes Einsetzen von Bürgertests für die Schultestungen durch eine Teststelle vor oder sogar in der Schule ist mit den geltenden Vorschriften nicht vereinbar“, teilte das Ministerium mit. Diese Entscheidung war auch eine finanzielle: Das Land zahlt 1,42 Euro pro Schultest, ein Bürgertest kostet dagegen rund 11,50 Euro.

Alles zum Thema Jochen Ott

Trotzdem schloss das Erzbistum Köln im Frühjahr 2021 einen Kooperationsvertrag mit Sanicum Diagnostics. Das bestätigt das Erzbistum auf Anfrage dieser Zeitung. Zuletzt seien Bürgertestzentren von Sanicum im Umfeld von sieben Erzbischöflichen Schulen angesiedelt gewesen. Die Schulen hatten an die Eltern appelliert, ihre Kinder dort testen zu lassen. „Als ehemalige Schülerin der Liebfrauenschule Bonn ist die Geschäftsführerin von Sanicum damals auf die Schulleitung zugegangen und hat ihre Unterstützung angeboten“, schreibt die Pressestelle des Erzbistums.

Die Kooperation sei damals aus rechtlicher Sicht möglich gewesen. Trotzdem nehme das Erzbistum die Kritik daran ernst, heißt es aus der Pressestelle: „Deshalb haben wir eine nochmalige Prüfung des gesamten Sachverhaltes angestoßen.“ Der Kooperationsvertrag mit Sanicum sei bereits aufgelöst, da Corona-Tests in den Schulen mit den Osterferien enden. Alle Teststationen von Sanicum werden bis zum Monatsende abgebaut.

Ott: „Dies ist kein solidarisches Verhalten“

Jochen Ott, schulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, kritisiert das Vorgehen des Erzbistums gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Weil das Land und die Stadt nicht ausreichend kontrollierten, nutzt das Erzbistum diesen Vorteil für sich. Dies ist kein solidarisches Verhalten.“ Er kritisiert fehlende Kontrollen seitens des Landes, aber auch seitens der örtlichen Gesundheitsämter.

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Ott sagt, habe vor einigen Monaten vorgeschlagen, die Bürgertestzentren näher an Schulen zu legen und mit dortigen Testungen Lehrkräfte zu entlassen. „Wenn eine Schule tausend Schüler dreimal die Woche in dasselbe Testzentrum schickt, ist das für das Unternehmen wie ein Sechser im Lotto“, sagt Ott. „Da hätte man die Preise verhandeln können.“ Den Preis für die Testungen des Erzbistums zahle nun der Staat - beziehungsweise der Steuerzahler.

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