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Gerhard SchröderSeine Männerfreundschaft zu Putin und seine Ehefrauen

Lesezeit 7 Minuten
Putin Gerd love

Mögen sich: Wladimir Putin und Gerhard Schröder (r.). (Archvifoto 2004)

Köln – 17 Jahre. So lange ist Gerhard Schröder schon nicht mehr deutscher Bundeskanzler. Und doch vergeht bis heute praktisch keine Woche ohne Berichte über den Mann, der früher – neben seiner Politik - für seine Schwäche für Brioni-Anzüge und Cohiba-Zigarren und markige Sprüche bekannt war. Heute geht es besonders häufig um seine Nähe zu Russland und Wladimir Putin, und um die Frage, ob er in der SPD bleiben darf, um private Einblicke auf Instagram und die Rolle seiner fünften Ehefrau.

Was steckt hinter der Männerfreundschaft zum Kreml-Chef? Wie viele Ehefrauen hat Schröder schon verschlissen? Wie hoch sind die Einkünfte des Altkanzlers? Wie reich ist er wirklich? Wir geben einen Einblick in das Privatleben des SPD-Politikers.

Gerhard Schröder und die Russland-Connection

Derzeit, so berichteten RTL und ntv, ist Schröder in Moskau. Auf die Frage, was er dort mache, sagte Schröder am Montag laut dpa: „Ich mache hier ein paar Tage Urlaub. Moskau ist eine schöne Stadt.“ Am Dienstag korrigierte Soeyeon Schröder-Kim, Schröders fünfte Ehefrau, dann im Gespräch mit dem „Spiegel“: „Er ist nicht im Urlaub, sondern führt Gespräche über Energiepolitik in Moskau“. Schröder war bereits Anfang März nach Moskau gereist und hatte mit Putin über den Ukraine-Krieg gesprochen. Das Ergebnis ist bekannt.

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Der Ex-Kanzler steht seit Jahren wegen seiner Verbindungen nach Russland und seines engen Drahts zu Präsident Putin in der Kritik. Ihm wird immer wieder vorgeworfen, sich nicht ausreichend von Russlands Angriff auf die Ukraine distanziert zu haben. Dieser Draht zu Putin stammt aus einer Zeit, in der Russlands Präsident im Bundestag noch mit Standing Ovations gefeiert wurde.

Gazprom und Gerhard Schröder

In der alten Welt, im Jahr 2000, verkünden Schröder und Putin einen Neustart der deutsch-russischen Beziehungen. Es ist ein historischer Schritt, ein Zeichen der Versöhnung - und auch schon damals ist Gas ein zentrales Thema. Im Beisein der Spitzenpolitiker werden Verträge über mehrere Milliardenprojekte der deutschen Wirtschaft mit dem russischen Energiekonzern Gazprom unterschrieben.

Keine zwei Wochen vor der Bundestagswahl im Jahr 2005 sind Schröder und Putin auch dabei, als ein Konsortium großer Energiekonzerne den Bau einer Gaspipeline auf dem Grund der Ostsee vereinbart - die heute wegen Wartungen stillgelegte Nord Stream 1. Deutschland sichere seine Energieversorgung in Partnerschaft mit Russland auf Jahrzehnte, erklärt Schröder seinerzeit.

Angela Merkel verdrängt Gerhard Schröder aus dem Kanzleramt

Kurz darauf verliert er die Wahl, übergibt das Kanzleramt an Angela Merkel - und ist schon im Dezember im Gespräch für ein Engagement bei Gazprom, das er im März 2006 auch annimmt: als Vorsitzender des Gesellschafterausschusses beim Betreiber der neuen Ostsee-Pipeline, der Nord Stream AG. Umgehend werden Vorwürfe von Korruption und Vetternwirtschaft laut. Doch Schröder hält an der Zusammenarbeit fest und das über Jahre.

Es folgen Engagements als Präsident des Verwaltungsrats bei Nord Stream 2 (ernannt 2016), als Aufsichtsrat beim russischen Ölkonzern Rosneft (2017-2022) und als Aufsichtsrat beim britisch-russischen Ölkonzern TNK-BP (2009-2011), der mittlerweile zu Rosneft gehört. Schröders Nähe zu den Konzernen wird dabei immer wieder kritisiert. Die Bereitschaft, sich auf russisches Gas zu verlassen, ist zu dieser Zeit allerdings sowohl in der SPD als auch bei Kanzlerin Merkel hoch.

2014 stellt Schröder nach Russlands Annexion der ukrainischen Krim zwar fest, Putin verstoße damit gegen das Völkerrecht. Dennoch wolle er Putin, der „Einkreisungsängste“ habe, nicht verurteilen. Eine Vermittlerrolle lehnt er ab. Den Posten bei Nord Stream behält er.

Trotz Einmarsch in die Ukraine: Gerhard Schröder hält Putin die Treue

Selbst nach Russlands Angriff auf die gesamte Ukraine in diesem Februar dauert es Monate, bis Schröder sich bei Rosneft zurückzieht. Sein Büro und seine Mitarbeiter ist der Altkanzler da nach einem Bundestagsbeschluss schon los, sein Vermittlungsversuch in Moskau, ohne Abstimmung mit der Bundesregierung, gescheitert.

Auch einen Aufsichtsratsposten bei Gazprom lehnt er ab. Doch seine Äußerungen zum Ukraine-Krieg sind immer noch vergleichsweise russlandfreundlich. So teilt Schröder zwar mit, es sei die «Verantwortung der russischen Regierung», den Krieg zu beenden. Die Verbindungen zu Russland dürften dennoch nicht komplett gekappt werden.

Das Partei-Ausschlussverfahren um Gerhard Schröder

Lange Jahre galt Gerhard Schröder für die Sozialdemokraten als Erfolgsgarant und Stimmenfänger - erst als Ministerpräsident in Niedersachsen, dann als Bundeskanzler. Sein Nein zum Irak-Krieg mag ihm Sympathien eingebracht haben, sein Ja zu Hartz IV Kritik. Im Rückblick aber ist es die Politik des „Russlandverstehers“, die das Bild von Schröders Kanzlerschaft prägt. So sehr, dass viele Genossen Schröder jetzt am liebsten loswerden wollen.

Viele in der SPD sind davon tief enttäuscht, enttäuscht von ihrem markigen, aber erfolgreichen Idol, das sie einst von Wahlsieg zu Wahlsieg führte. Traurig - dieses Wort ist in der Partei häufiger zu hören, wenn es darum geht, wie sich Schröder heute verhält. Gleich 17 formgerechte Anträge auf den Parteiausschluss zeugen von dieser Enttäuschung, dazu weitere, die den Vorgaben nicht entsprachen.

Die Schiedskommission will womöglich erst Anfang August äußern. Juristisch aber, das ist hinter vorgehaltener Hand zu hören, gilt ein Ausschluss des Altkanzlers aus der SPD als äußerst unwahrscheinlich.

Die Bezüge von Gerhard Schröder

Der Bundestag hat Schröder im Mai einen Teil seiner Sonderrechte als früherer Regierungschef in Deutschland entzogen. Der Haushaltsausschuss beschloss die Abwicklung seines Büros, das verbliebene Personal soll anderweitige Aufgaben übernehmen. Anrecht auf ein Ruhegehalt und auf Personenschutz hat der Altkanzler aber weiterhin. Die Union hätte dem SPD-Politiker am liebsten auch sein Ruhegehalt gestrichen. Sie warf Schröder unter anderem vor, dem internationalen Ansehen Deutschlands zu schaden.

Schröders Ruhegehalt betrug für seine sieben Amtsjahre als Kanzler zuletzt 8300 Euro im Monat. Laut Gesetz steht ihm rund 35 Prozent des Gehalts des jeweils aktuellen Kanzlers zu. Dazu kommen noch Bezüge für seine Zeit in der niedersächsischen Landesregierung und als langjähriger Bundestagsabgeordneter.

Die Ehen und Beziehungen von Gerhard Schröder

Schröder hat es in der Liebe, ketzerisch formuliert, gern übergangslos – das könnte wenigstens denken, wer sich die reinen Jahreszahlen seiner Eheschließungen und Scheidungen anschaut. Fünf Mal war Schröder verheiratet, über zwei der fünf Frauen ist wenig bekannt, die anderen drei kamen und kommen regelmäßig in den Medien vor:

1968 bis 1972: Eva Schubach

Schröder lernte Schubach während seines Jura-Studiums in Göttingen kennen, zunächst hatte er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann gemacht. 1968 wurde geheiratet, Mitte 20 war der Bräutigam erst zu diesem Zeitpunkt. Schubach soll damals, so heißt es, eine Ausbildung zur Bibliothekarin gemacht haben. Lange hielt die Ehe nicht: 1972 war die Scheidung durch.

1972 bis 1984: Anne Taschenmacher

Die Lehrerin war Ehefrau Nummer zwei für Gerhard Fritz Kurt Schröder, den alle nur „Gerd“ nennen. Zwar hielt diese Ehe etwas länger als die erste, es heißt aber, man habe sich schon 1981 getrennt. In die Zeit mit Taschenmacher fällt Schröders Zulassung als Rechtsanwalt und auch sein Sprung in den Bundestag: Ab 1980 vertrat er dort den Bundestagswahlkreis Hannover Land I.

1984 bis 1997: Hiltrud Schwetje

Wie im Grunde alle Gerhard nur Gerd nennen, nannte man Hiltrud, Ehefrau Nummer drei, stets nur „Hillu“. Es heißt, die beiden hätten sich während des Wahlkampfs 1980 auf einer von der SPD veranstalteten Fahrradtour kennengelernt. Geheiratet wurde in dem Jahr, in dem die Scheidung von Anne Taschenmacher rechtskräftig war.

Hillu und Gerd wurden schnell als "Kennedys der niedersächsischen Provinz" gehandelt, manche nannten sie die „Clintons aus Hannover“. 1990 schaffte es Schröder, niedersächsischer Ministerpräsident zu werden. 1996 wurde für viele überraschend die Trennung verkündet, 1997 folgte die offizielle Scheidung.

1997 bis 2018: Doris Schröder-Köpf

Köpf ist gelernte Journalistin. Sie volontierte bei der Augsburger Allgemeinen, ging als Parlamentskorrespondentin der „Bild“ nach Bonn und arbeitete beim „Focus“ im Bereich Innenpolitik. Wenige Tage nachdem seine dritte Scheidung durch war, gab Gerhard Schröder 1997 der 19 Jahre jüngeren Doris Köpf das Ja-Wort.

Sie sollen sich Medienberichten zufolge bereits länger gekannt haben. 1998 wurde Gerhard Schröder Bundeskanzler. Das Paar adoptierte zwei Kinder, die ehemalige Journalistin brachte zudem ein Kind aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe.

Im Frühjahr 2016 kam es zur endgültigen Trennung. Die Scheidung wurde am 11. April 2018 rechtskräftig. Schröder hat keine leiblichen Kinder. Doris Schröder-Köpf hatte jedoch ihre Tochter Klara aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe gebracht, das Paar adoptierte zudem zwei russische Waisenkinder: Viktoria und Gregor

Seit Mai 2018: Soyeon Kim

Soyeon ist Schröders fünfte Ehefrau. Sie stammt aus Korea und arbeitet als Dolmetscherin. Im Rahmen dieser Tätigkeit sollen die beiden sich auch kennengelernt haben. Soyeon Kim war bereits einmal verheiratet, aus ihrer Ehe entstammt eine minderjährige Tochter.

Schröder-Kim pflegt ihren Instagram-Kanal intensiv und nutzt diesen für ihre/seine politischen Botschaften und dafür, ihren Mann für sein Russland-Vorgehen zu verteidigen, aber auch für eher privatere und ziemlich bizarre Posts aus ihrem Alltag mit dem Altkanzler. (bg/mbr) 

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