Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kommentar zu GottesdienstenBeim Thema Weihnachten ist Laschet liberaler als die FDP

Lesezeit 2 Minuten
Gottesdienst Livestream

Wegen der Corona-Pandemie stehen Weihnachtsgottesdienste zur Diskussion: Viele Gemeinden haben die Messen bereits abgesagt, andere übertragen sie via Live-Stream.

Der Streit war absehbar: Obwohl Bund und Länder mit dem Lockdown strenge Auflagen für fast alle Lebensbereiche verhängt haben, kamen die Kirchen glimpflich davon. Gottesdienste werden nicht verboten, auch an Weihnachten sollen dort Messen zelebriert werden, unter strengen Auflagen, versteht sich. Angesichts der immer noch steigenden Infektionszahlen hat der NRW-Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) die Kirchen jetzt dazu aufgerufen, Präsenzgottesdienste an den Feiertagen abzusagen. Armin Laschet (CDU) vertritt eine andere Linie: Er lehnt ein staatliches Verbot ab und überlässt den Kirchen selbst die Entscheidung.

Laschet setzt weiterhin auf Eigenverantwortung zu Weihnachten

Wenn es um Weihnachten geht, ist Laschet also liberaler als die FDP. Er verspürt wenig Neigung, sich vor dem Fest ausgerechnet mit den katholischen Bistümern anzulegen, die in gewohntem Starrsinn an Präsenzgottesdiensten festhalten. Laschet belässt es dabei, seine eigene Teilnahme an der Christmette im heimischen Burtscheid abzusagen. Davon verspricht er sich offenbar eine ausreichende Signalwirkung. Eine rheinische Lösung, die vermeintlich allen gerecht wird und niemandem wehtut. Ein echter Laschet, eben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ja, ein Gottesdienst, den man mit allen Sinnen erlebt, ist schwer zu ersetzen. Der Duft von Kerzen und Weihrauch, das gemeinsame Gebet und die vertraute Stimme des Pastors gehören dazu. Diese Atmosphäre, die viele Menschen als „Zauber der Weihnacht“ empfinden, können Fernseh-Übertragungen nicht einfangen. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. 

Kirchenbesuch erlaubt – Kicken im Verein verboten

Richtig ist aber auch: In diesem Jahr haben die Menschen auf viel verzichten müssen. Ein Grund für die Entsagungen war das Ziel, die Alten und die Schwachen zu schützen. Deswegen ist es schwer verständlich, dass Laschet ausgerechnet Gottesdienste weiter zulässt.

Die Kirchen werden an den Weihnachtstagen in großer Zahl von den Gruppen besucht, denen in der von der Bundesregierung festgezurrten Impfreihenfolge nicht ohne Grund eine hohe Priorität eingeräumt wird. Dieselbe Landeregierung, die kleinen Jungs seit Monaten mit erhobenem Zeigefinger das Kicken im Fußballverein verbietet, nimmt nun billigend in Kauf, dass sich die Hochgefährdeten in den Kirchen treffen und dort womöglich mit dem Virus infizieren.

Das Risiko, das Laschet eingeht, ist aber nicht nur gesundheitlicher Natur. Unverständliche Ausnahmeregeln untergraben die Unterstützung für eine Corona-Politik, die vielen Familien an Weihnachten viel abverlangt. Nun steht vor dem Fest der Konsens über die Maßnahmen auf dem Spiel. Das ist keine frohe Botschaft.