Interview mit Laumann„Bin zuversichtlich, dass wir keinen zweiten Lockdown erleben“

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Laumann dpa neu

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (63, CDU)  würde sich Astrazeneca spritzen lassen. 

  • Im Interview spricht Karl-Josef Laumann über die Corona-Strategien in NRW.
  • Der NRW-Gesundheitsminister lobt die NRW-Regierung und nimmt Stellung zu einem zweiten Lockdown.
  • Außerdem spricht der CDU-Politiker über die Lage in den Schulen und Kitas.

NRW kämpft ein halbes Jahr gegen Corona – hat sich die Lockerungsstrategie der Landesregierung bewährt? Karl-Josef Laumann: Einspruch! Die Landesregierung verfolgt eine Strategie der konsequenten Bekämpfung der Pandemie. Das heißt: Wenn die Infektionszahlen steigen, müssen auch die Schutzmaßnahmen verschärft werden. Wenn allerdings die Zahlen sinken, muss man Grundrechtseingriffe auch wieder zurücknehmen. Denn jeder Eingriff muss gerechtfertigt und verhältnismäßig sein. Ich glaube, dass wir mit diesem Kurs alles in allem bislang sehr gut gefahren sind.

Hat NRW das Problem durch die Rückkehrer unterschätzt?

Nein. NRW hat vergleichsweise schnell gehandelt. Ein Beispiel: Am 24. Juli haben sich die Gesundheitsminister der Länder auf die Einrichtung von Testzentren an Flughäfen verständigt. Nur einen Tag später haben die Testzentren an den Flughäfen Düsseldorf und Dortmund bereits ihre Arbeit aufgenommen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bundesweit lange Zeit nicht richtig klar war, welches Infektionspotenzial von Reiserückkehrern ausgeht.

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Befinden wir uns am Anfang einer zweiten Welle?

Ob man es jetzt zweite Welle nennt oder nicht: Das Virus ist ganz offensichtlich in der Fläche angekommen. Es gibt sehr unterschiedliche Ursachen und Hotspots – seien es die Ausbrüche in den Schlachthöfen, die Infektionen bei Familienfeiern oder die Reiserückkehrer. Hier müssen wir immer wieder schauen: Wie können wir diese Ausbrüche nachverfolgen und eindämmen, damit es eben nicht zu einer Welle kommt, wie wir sie im Frühjahr erlebt haben. Aber wir müssen uns der Wahrheit stellen: Das Virus wird uns offenbar auf Dauer erhalten bleiben. Wir müssen also lernen, damit zu leben.

Viele haben Angst vor einem zweiten Lockdown ...

Ich bin zuversichtlich, dass wir nicht noch einmal einen Lockdown erleben werden. Wir haben inzwischen eine ganze Reihe von Erfahrungen gesammelt, die es uns erlauben, Maßnahmen gezielter zu ergreifen. Ich bin der Meinung, dass unsere Kinder in den Schulen und Kitas nicht noch mal so darunter leiden dürfen. Und ich denke, dass wir es uns nicht noch einmal erlauben können, die Wirtschaft in einem solchen Maße lahmzulegen.

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Wie ist Ihre persönliche Bilanz nach einem halben Jahr Corona?

Erstens: Die letzten Monate waren nicht nur für unser Land, sondern auch für mich ganz persönlich ein Ausnahmezustand. Zweitens: Ich bin froh und auch ein Stück weit stolz darauf, dass die Kapazitäten in unserem Gesundheitssystem bislang ausgereicht haben. Das war – erinnern wir uns an die erschreckenden Bilder aus Italien – zunächst alles andere als selbstverständlich. Und drittens: Wir dürfen jetzt nicht zu selbstsicher sein. Das Virus hat einen langen Atem und den brauchen wir auch.

Das Gespräch führte Gerhard Voogt 

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