Trotz Klimabewusstsein und VerkehrswendeAufs Auto wollen die Kölner nicht verzichten

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Innere Kanalstraße Stau Rako

Ohne abschreckende Wirkung. Staus wie hier auf der Inneren Kanalstraße schrecken die Autofahrer nicht ab. Die Zahl der Pkw steigt weiter. (Archivbild)

Köln/Düsseldorf – Trotz höherer Parkgebühren, weniger Parkplätze vor allem in den Innenstädten und die Forderung nach einem generellen Tempolimit von 30 Stundenkilometern führen in den 26 Großstädten von NRW nicht zu einem Rückgang der Pkw. Im Gegenteil: Die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge dieser Kategorie ist in den vergangenen vier Jahren überall gestiegen. Im Vergleich zu 2019 waren im vergangenen Jahr rund 4,71 Millionen Pkw zugelassen. Das ist ein Plus von 1,56 Prozent. Das geht aus einer Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion hervor.

Das Umweltbundesamt hatte bereits 2018 einen radikalen Rückbau von Parkplätzen und eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 gefordert. Frankfurt und Mainz sind diesem Vorschlag schon weitgehend gefolgt. Im April 2020 hatte auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) eine entsprechende Initiative für die Innenstadt angekündigt und das mit der Corona-Krise begründet. Dann könnten Radfahrende gefahrlos auf Pkw-Spuren ausweichen, wenn es auf dem Radweg zu voll wird, um die Abstandsregeln einzuhalten.

490.814 Pkw waren Ende 2020 in Köln zugelassen

Doch gerade in Köln scheint das eigene Auto in der Pandemie besonders attraktiv zu sein. Die Zahl der zugelassenen Pkw hat Ende 2020 mit 490.814 einen Höchststand erreicht. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr beträgt 1,65 Prozent, gegenüber 2016 legte der Pkw-Bestand in der Millionenstadt sogar um 6,44 Prozent zu. Zum Vergleich: Düsseldorf kommt in diesem Zeitraum nur auf ein Plus von 4,85 Prozent. Ein Teil des Zuwachses ist natürlich auch auf die Bevölkerungszunahme zurückzuführen.

Alles zum Thema Henriette Reker

Nach Einschätzung der Landesregierung könnte die rigide Verkehrspolitik der Zurückdrängung des Pkw in den Innenstädten und die mangelnde Bereitschaft der Bürger, auf das eigene Auto zu verzichten, zu erheblichen Konflikten zwischen „verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen“ führen. „Offenbar ist ein großer Teil der Bürger nicht willens oder in der Lage das private Fahrzeug abzuschaffen. Auch der innerstädtische Einzelhandel leidet, weil die Kunden immer mehr an die Peripherie der Gemeinden bzw. Städte und ins Internet abwandern“, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Die Gefahr sei groß, dass Menschen ihr Einkaufsverhalten verändern und statt in den Innenstädten lieber an der Peripherie oder gleich im Internet einkaufen.

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Das Abschaffen von Parkplätzen bedeute nicht automatisch mehr Lebensqualität. Laut ADAC suchen Menschen in den Innenstädten täglich rund zehn Minuten nach einem Parkplatz. Das mache zwischen 30 und 40 Prozent des gesamten innerstädtischen Verkehrs aus. Insgesamt waren im bevölkerungsreichsten Bundesland laut IT.NRW Anfang 2020 rund 10,3 Millionen Pkw zugelassen, das sind rund 570 auf 1000 Einwohner.

Welche mittel- und langfristigen Folgen die Corona-Krise auf das Verkehrsverhalten der Menschen in NRW haben wird, lässt sich nur schwer abschätzen. Die Nahverkehrsunternehmen rechnen mit einer längeren Durststrecke. Beim Nahverkehr Rheinland (NVR) geht man davon aus, dass die Züge über längere Zeit eine maximale Auslastung von 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus erreichen werden.

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