Angela Merkels AbschiedDiese Frau hat ihr Lachen im Griff

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Angela Merkel hat immer mehr öfter letzte Auftritte als Kanzlerin.

Das Besondere an dieser letzten großen Sommerpressekonferenz von Angela Merkel mit den Hauptstadtjournalisten ist, dass sie so war wie immer. Als würde sie nicht in Kürze die Rekordamtszeit von Helmut Kohl erreichen, als stünde ihr Ausscheiden aus der Politik nach 16 krisengeprägten Jahren nicht bevor, als machte sie sich keine Gedanken über ihren Eintritt in die Rente mit 67. Kein Stolz, keine Wehmut, keine Vorfreude – jedenfalls nicht so, dass man es spüren könnte.

Das gehört zu den Besonderheiten dieser Frau: Sie hat ihre Gefühle im Griff. Kein Lachen an der falschen Stelle, keine Überhöhung der eigenen Leistung, keine Attacken auf Konkurrenten oder Feinde. Und so langweilig das vielen erscheinen mag, so sehr werden das noch viele vermissen: diese nach außen bewahrte Ruhe im Amt.

Inzwischen tritt sie derart präsidial auf, dass sie die Erwähnung ihrer eigenen CDU offenbar als unbotmäßige Parteinahme empfindet. Zumindest sagte sie spontan auf die Frage, wo sie am Wahltag um 18 Uhr sei, dass sie mit der Partei in Verbindung sein werde, der sie „nahestehe“. Wer weiß, vielleicht ist das mittlerweile ja gar nicht mehr die Union. Zumindest schont Merkel sie nicht. Es ist keine Hilfe für Kanzlerkandidat Armin Laschet, dass die Kanzlerin Fridays for Future als Antriebskraft für die künftige Klimapolitik auch von CDU und CSU bezeichnete und deren Führungsfigur Luisa Neubauer anerkennend erwähnte, während ihr nichts vergleichbar Wichtiges über ihren Nachfolger an der CDU-Spitze einfiel. In der Union empfinden sie so etwas als politisch brutal. Merkel findet das neutral und angemessen. Einblicke ins Private oder Auskünfte darüber, was sie wirklich denkt, gibt sie kaum. Auch jetzt behielt sie für sich, welchen ausländischen Amtskollegen sie am wenigsten oder am liebsten mag, was ihr größtes Versäumnis war und was sie tun wird, wenn sie das Land nicht mehr regiert und das zurückbekommt, was sie nicht mehr kennt: Zeit. Wie es in Merkels Innerstem aussieht, wissen nur die wenigsten.

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Wichtig ist ihr aber natürlich trotzdem, wie ihre Kanzlerschaft bewertet werden wird. Die Arbeitslosigkeit sei gesunken und in der Klimapolitik „einiges erreicht“ worden, wenn auch nicht genügend. Das ist leicht untertrieben, denn wie sehr auch Deutschland Natur und Umwelt und Klima zu Merkels Zeiten gequält hat, wird zum Abschluss ihrer Amtszeit auf bittere Weise noch einmal ganz offensichtlich. Eine überraschende Äußerung tat Merkel aber doch. Um Antworten, ob Frauen anders als Männer Politik machen, hat sie sich stets gern herumgedrückt. Nun ließ sie wissen: „Tendenziell gibt es bei Frauen eine gewisse Sehnsucht nach Effizienz.“ Zum Abschluss also ein Gruß an all die Männer, die ihr schwer auf den Geist gegangen sind.

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