KommentarDie K-Frage wird die grüne Harmonie auf die Probe stellen

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Annalena Baerbock und Robert Habeck

Annalena Baerbock und Robert Habeck haben die Grünen zum Erfolg geführt.

Die Grünen haben ihre Chefs Annalena Baerbock und Robert Habeck mit sehr großer Zustimmung im Amt bestätigt. Die Wahlergebnisse jenseits der 90-Prozent-Marke machen eines klar: Die einstige Dagegenpartei will den Weg in die politische Mitte fortsetzen – in der begründeten Hoffnung, dass er sie ins Kanzleramt führt.

Die Partei weiß, wem sie die zurückliegenden Erfolge bei Landtags-, Europa- und auch Oberbürgermeisterwahlen maßgeblich zu verdanken hat. Baerbock und Habeck haben die Grünen für Wählerschichten weit jenseits des Ökobiotops geöffnet. Sie klagen nicht an, sondern laden ein, mitzumachen bei der Klimarettung. „Tut auch gar nicht weh“, strahlt die gute Laune des Spitzenduos aus. Überdies gibt Baerbocks und Habecks wohlinszenierte Lässigkeit dem Kreuz bei den Grünen den Anschein von Coolness.

Beispiellose Geschlossenheit bei den Grünen

Der Aufgeschlossenheit nach außen steht eine in der Grünen-Geschichte beispiellose Geschlossenheit innerhalb der Partei gegenüber. Entgegen weit verbreiteten Befürchtungen zu Beginn ihrer Amtszeit halten die beiden Realpolitiker Baerbock und Habeck den Realo- und den Linken-Flügel ihrer Partei zusammen – etwa mit mittiger Wirtschafts- und linker Sozialpolitik. Überdies sieht die grüne Basis bei der politischen Konkurrenz, wie man sich als Partei besonders schnell überflüssig macht: mit Personaldebatten. Also lässt sie das sein.

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So viel Harmonie fällt ihren streitlustigen Mitgliedern gewiss nicht leicht. Es gibt sehr wohl Konfliktthemen – etwa im Umgang mit wissenschaftlichen Erkenntnissen in der Medizin oder auch in der Außenpolitik. Aber die Aussicht auf eine Regierungsbeteiligung hat disziplinierende Wirkung. Die Basis steht loyal hinter ihrer Führung.

Immerhin, ein Hauch grüner Protestkultur war am Samstagmittag in der Bielefelder Parteihalle doch zu spüren: Dass Baerbock in der Gunst der Grünen besser dasteht als Habeck, ist Ausdruck eines letzten Rests grüner Widerspenstigkeit. Habeck mag zwar von weiten Teilen der Öffentlichkeit als Kanzlerkandidat gesetzt sein. Aber indem sie Baerbock noch ein bisschen besser abschneiden lässt als Habeck, gibt die Basis ihm und seinen Fans freundlich, aber bestimmt zu verstehen, dass nur sie über die K-Frage zu entscheiden haben wird. Spätestens dann wird die grüne Harmonie auf die Probe gestellt werden.

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