Nebeneinkünfte, Lebenslauf, BuchDer Fall Baerbock: Eine Chronologie

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Annalena Baerbock, Kanzlerkandidatin und Bundesvorsitzende der Grünen

Berlin – Jessica OrlowiczNachdem sich in der Union Armin Laschet und Markus Söder um das Amt des Kanzlerkandidaten gestritten hatten, setzten die Grünen ein Zeichen der Geschlossenheit: Sie riefen Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin aus. Auf dem digitalen Parteitag am 12. Juni gingen 98,5 Prozent der Stimmen an die Parteichefin. Das Abstimmungsergebnis sei „ein Zeichen der vollen Solidarität“, kommentierte die 40-Jährige damals, und wandte sich an ihren Co-Parteivorsitzenden Robert Habeck: „Dich an meiner Seite zu wissen, das hat Kraft gegeben und volle Power.“

Dabei schwang auch eine Entschuldigung mit. Denn während die Grünen ihr Vertrauen in ihre Hände gelegt und sie am 19. April als Kandidatin für das Kanzleramt vorgeschlagen hatten, machte die Politikerin exakt einen Monat später Negativschlagzeilen mit der Nachmeldung von Nebeneinkünften.

19. Mai: Baerbock geriet in die Kritik, weil sie Sonderzahlungen in Höhe von 25.000 Euro erst nicht gemeldet hatte. Sie habe „nicht auf dem Schirm gehabt“, dass sie die Bundestagsverwaltung auch über das von ihrer Partei gezahlte Weihnachtsgeld hätte informieren müssen, sagte Baerbock dem Fernsehsender „Welt“. Allerdings habe sie das nach Entdecken des Fehlers unverzüglich nachgeholt. Dennoch bezeichnete die Parteichefin ihr Verhalten als fehlerhaft.

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8. Juni: Nur wenige Wochen später stand Baerbock wieder im Fokus – genauer ihre Studienleistungen. In sozialen Netzwerken etablierte sich prompt der Hashtag #StudierenwieBaerbock, als der Werdegang manchen Nutzerinnen und Nutzern ungewöhnlich erschien. Tatsächlich war der Weg erklärbar. Doch um eine Ergänzung kam die Grünen-Parteichefin nicht. „Meinen Lebenslauf habe ich knapp und komprimiert veröffentlicht und dabei unwillentlich einen missverständlichen Eindruck erweckt“, sagte sie. „Das war Mist.“

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28. Juni: Kaum war die Debatte um den Lebenslauf beendet, kamen im Netz Plagiatsvorwürfe auf. Im Mittelpunkt: das am 21. Juni veröffentlichte Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“. Über seinen Blog präsentierte der österreichische „Plagiatsjäger“ Stefan Weber zunächst fünf Passagen, die angeblich nicht aus Baerbocks Feder stammen. Mittlerweile zählt er 43 Textstellen, die aus seiner Sicht von anderen übernommen sind.

5. Juli: Am Montag meldete sich mit Martin Heidingsfelder ein weiterer Plagiatsprüfer zu Wort. Er wirft Baerbock gegenüber „T-Online“ vor, Passagen aus einer Studie der Denkfabrik Agora Energiewende verwendet zu haben. Die Denkfabrik selbst distanzierte sich davon. Die wörtliche Übernahme sei nicht nur kein Plagiat – man sei vielmehr erfreut, dass das klimapolitische Konzept befürwortet werde.

Die Grünen unterstützen ihre Kandidatin weiterhin, das bekräftigte Bundesgeschäftsführer Michael Kellner am Montag. In der Wählergunst sackt die Partei allerdings weiter ab: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage liegt sie derzeit bei 19 Prozent.

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