Wüst, LaumannWarum sich Politiker relativ häufig mit Corona infizieren

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Wüst Corona Israel

Hendrik Wüst in seinem Hotelzimmer in Jerusalem 

Politiker trifft die Pandemie vergleichsweise oft. Jüngster Infizierter ist der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst. Zwei positive PCR-Tests – daraufhin musste sich er sich auf seiner Israelreise erst einmal in Quarantäne begeben. „Ministerpräsident Hendrik Wüst befolgt die Vorgaben der israelischen Gesundheitsbehörden und wird in den kommenden Tagen aus der Isolation heraus arbeiten. Ihm geht es weiterhin gut“, sagte Regierungssprecher Christian Wierner.

Auch am Dienstag geht es Wüst gut – er arbeitet im Quarantäne-Office Präsenz geht nicht, wohl aber Home- respektive Quarantäneoffice, und wohlauf ist Wüst auch am darauffolgenden Tag: „Am Dienstag“, so ein Sprecher der Staatskanzlei, „hat er mehrere Termine ‚digital‘ wahrgenommen – unter anderem den Besuch eines Renaturierungsprojekts am Tziporifluss und den Besuch des Wasserstoff-Start-ups H2Pro.“

Merkel war früh in Quarantäne, Spahn der erste Infizierte der Bundesregierung

Seit Beginn der Pandemie wurde im Politbetrieb verstärkt über Corona-Infektionen oder zumindest Quarantäne nach Kontakten mit infizierten Personen berichtet. Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel etwa musste schon früh, im März 2020, zwei Wochen aus häuslicher Quarantäne heraus regieren, nachdem sie von einem positiv getesteten Arzt untersucht worden war.

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Erstes Corona-positives Mitglied der Bundesregierung war dann im Herbst 2020 ausgerechnet Gesundheitsminister Jens Spahn, damals rangerster Coronabekämpfer der Republik. Im Februar dieses Jahres hatten sich Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und Münchens OB Dieter Reiter infiziert. Und auch einen weiteren Gesundheitsminister erwischte es im Vormonat – Bayerns Klaus Holotschek begab sich in Quarantäne. Heute erst wurde eine Infektion von FDP-Vize Wolfgang Kubicki vermeldet, der deshalb bei der Impfpflichtdebatte im Parlament fehlt.

Politiker treffen deutlich mehr Menschen

Als Ursache für die überproportionale Betroffenheit des Berufsbilds wird die Terminflut vor allem bei Spitzenpolitikern gesehen. Sie begegnen Tag für Tag deutlich mehr Menschen als der Durchschnittsdeutsche und tragen damit auch ein deutlich höheres Risiko, sich anzustecken.

Das wird einzudämmen versucht: Im Deutschen Bundestag gilt zunächst bis 30. April eine FFP2-Maskenpflicht, von der nur Rednerinnen und Redner am Pult ausgenommen sind. Für Plenar- und Ausschusssitzungen gilt die 3G-Regel – nur geimpfte, genesene oder negativ getestete Abgeordnete haben Zutritt. Auch im Landtag von Nordrhein-Westfalen, wo Wüst regiert, wird so verfahren.

Kanadischer Minister verliert nach Auslandsquarantäne sein Amt

Von Auslandsquarantäne waren Politikerinnen und Politiker bisher eher selten betroffen. Ende 2020 war allerdings der damalige Autobahnminister Joe Hargrave aus der kanadischen Provinz Sakatchewan in den USA zwangsweise einquartiert worden. Nicht etwa wegen einer Infektion oder eines Kontakts sondern wegen der damals in Kalifornien für alle Einreisenden üblichen 14-tägigen Quarantäneregelung.

Der Minister, war – anders als jetzt Hendrik Wüst – allerdings nicht auf Staatsbesuch, sondern wegen „Privatangelegenheiten“ im Nachbarland gewesen (und nur einer von mehreren kanadischen Politikern, die damals wegen Reisen trotz Pandemie unter Beschuss gerieten). Am Neujahrstag 2021 entschuldigte Hargrave sich öffentlich bei der Bevölkerung von Saskatchewan, der die Regierung Auslandreisen unter Hinweis auf die Pandemie untersagt hatte. Drei Tage später trat er zurück.

Wüst traf das Virus dagegen in Ausübung seines Amtes. Fünf Tage wird seine Quarantäne wohl dauern, dann könnte der Ministerpräsident sich in Israel für einen Heimflug freitesten. Ursprünglich wäre es schon am Mittwoch nach Hause gegangen.

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