Peking – Die Praxis wurde im Westen bekannt, als der chinesische Machthaber Mao Zedong dem amerikanischen Präsidenten Richard Nixon zwei Pandabären für den Zoo der US-Hauptstadt Washington zusicherte. Das jüngste Kapitel spielte sich am Donnerstag wieder in Peking ab: Premier Li Keqiang stellte Angela Merkel ein Bären-Paar für den Zoo in Berlin in Aussicht. Der Knuddelfaktor ist Pekings außenpolitische Geheimwaffe: China setzt immer wieder auf Panda-Diplomatie, um andere Länder zu umgarnen.
Die Bären kommen überall gut an. Den Amerikanern zu Nixons Zeiten war gleichgültig, ob der Bär vom kommunistischen Feind kam. Schließlich war er sooo süß, weil Millionen von Zoobesucher bestätigen konnten. Selbst Erzrivale Japan ließ sich erweichen. Als im Jahr 2008 das Panda-Weibchen Ling Ling im Tokioter Zoo verstarb, brachten die TV-Sender Sondersendungen und Nachrufe, wie sie Deutschland erst zu Knuts Tod gesehen hat. Das Land war erleichtert, als Präsident Hu Jintao noch im gleichen Jahr Ersatz versprach.
Pandas als Trojanisches Pferd
Mit Japan hatte die Knuddel-Diplomatie übrigens angefangen, und zwar – wie sich das für die uralten Kulturen Ostasiens gehört – schon vor ziemlich langer Zeit. Kaiserin Wu Zetian schenkte dem japanischen Kaiser im 7. Jahrhundert ein Panda-Paar. Es ist nicht überliefert, ob dieser es für sich behalten oder öffentlich ausgestellt hat.
Die aufmüpfige Insel Taiwan macht sich derweil bereits Sorgen, ob die eigene Jugend der Verlockung durch schneeweißes Fell mit niedlichen schwarzen Flecken widerstehen kann. „Die Pandas sind eine Kriegslist, so wie das Trojanische Pferd“, sagte ein Abgeordneter der Opposition, als der damalige Präsident von Peking ein Paar Knuddel-Bären in Empfang nahm. „Sie sind so süß, dass sie Taiwans psychische Verteidigung gegen China lahmlegen!“
Berlin ist glücklicherweise nicht von Eroberung durch China bedroht, so dass Merkel das Angebot in Peking freudig annehmen konnte, ohne eine Untergrabung der deutschen Verteidigungsmoral fürchten zu müssen.