Flut-KatastropheMonate später fehlt es noch immer am Nötigsten

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Zerstörung Blessem Flut

In Erftstadt-Blessem wurden beim Hochwasser ganze Straßenzüge zerstört.

Düsseldorf – In den Hochwassergebieten von NRW kommt es immer noch zu Ausfällen von Telefon und Internet. Das sagte die Bürgermeisterin von Bad Münstereifel, Sabine Preiser-Marian, am Mittwoch bei einer Zwischenbilanz zum Stand des Wiederaufbaus in den Flut-Regionen.

Die Störungen würden trotz des Aufbaus zusätzlicher Mobilfunkmasten auftreten, sagte die CDU-Politikerin. Die Entsorgung von Sperrgut und Bauschutt sei auch drei Monate nach der Katastrophe noch nicht abgeschlossen.

In Bad Münstereifel waren bei den Juli-Hochwasser Schäden in Höhe von 250 Millionen Euro entstanden. Fünf Menschen kamen dort ums Leben. Preiser-Marian mahnte eine Beschleunigung bei den Baugenehmigungen an. Das Outlet-Center, das sich vor der Flut in der historischen Altstadt befand, solle im nächsten Jahr wieder eröffnet werden, hieß es. Beim Wiederaufbau in Flussnähe soll der Hochwasserschutz eine wichtige Rolle spielen.

Bislang wurden 5500 Hilfsanträge gestellt

Von der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 waren rund 180 Städte und Gemeinden in NRW betroffen. Der „Wiederaufbaufonds Nordrhein-Westfalen" wurde hierfür mit einem Finanzvolumen in Höhe von rund 12,3 Milliarden Euro ausgestattet. „Stand heute haben bereits rund 5500 Privathaushalte und Unternehmen der Wohnungswirtschaft einen Antrag gestellt“, sagte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach.

Etwa 10800 Anträge von Betroffenen seien im Förder-Portal angelegt worden. „Insgesamt haben sich rund 15800 Betroffene im System registriert“, sagte die CDU-Politikerin, die in der Landesregierung für den Wiederaufbau zuständig ist.

Ältere haben oft keine E-Mail-Adresse

Schäden, die höher als 50.000 Euro sind, müssen in der Regel vor der Regulierung von einem Sachverständigen begutachtet werden. Nadine Leonhardt, Bürgermeisterin von Eschweiler, gab zu Bedenken, dass nicht alle Betroffenen in der Lage seien, Anträge für Aufbauhilfen auf dem digitalen Weg zu stellen.

„Vor allem die älteren Bürger verfügen nicht alle über eine E-Mail-Adresse“, sagte die SPD-Politikerin. Viele Betroffene würden jetzt ungeduldig auf die Auszahlung der Hilfen warten. Sie stünden unter Druck, Rechnungen zu begleichen.

Aufbau dauert bis zu zehn Jahre

Ludger Banken, parteiloser Bürgermeister von Rheinbach, bedankte sich für die Solidarität der Nachbarkommunen und die hohe Spendenbereitschaft. Der Wiederaufbau der Infrastruktur sei eine große Herausforderung, die mindestens noch fünf bis zehn Jahre in Anspruch nehmen werde. Neben den Belastungen durch den Wiederaufbau leide die Kommune auch unter dem Verkehrschaos, das durch die Sperrung der A 61 verursacht werde.

Scharrenbach

NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU)

Scharrenbach erklärte, das Land würde die Städte beim Aufbau von beheizten Ersatzunterkünften unterstützen. Bürger können Anträge auf Flut-Hilfen in Arabisch, Englisch, Türkisch, Rumänisch, Polnisch, Albanisch und Russisch stellen.

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Bund und Land wollen über den Oktober hinaus 110 Mitarbeiter abstellen, die den Betroffenen bei der Antragstellung helfen sollen. „Die Menschen benötigen die Unterstützung, egal, ob der Antrag in Papierfom oder online gestellt wird“, sagte Scharrenbach. Da die Abwicklung auf dem digitalen Weg effektiver sein, bleibe es bei der Antragstellung auf dem elektronischen Weg.

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