Corona in KölnWarum steigt die Zahl der Infektionen weiter an?

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Symbolbild

  • Die Corona-Infektionszahlen in Köln sind so hoch wie seit April nicht mehr.
  • Todesfälle gibt es derzeit kaum. Der Kölner Virologe Florian Klein erklärt, warum sich das auch ändern kann – und was man aus den Zahlen schließen sollte.

Köln – Sie steigt und steigt. Die Zahl der Corona-Infektionen in Köln lag am Montag bei 322. Das ist der Höchststand seit dem 21. April. Am Sonntag waren es noch 312, am Dienstag vergangener Woche waren 201 Kölner akut mit dem Virus infiziert.

Auch insgesamt verbreitet sich Covid-19 in Deutschland verglichen mit den Sommermonaten tendenziell wieder schneller: Immer häufiger meldet das Robert Koch-Institut vierstellige Neuinfektionen pro Tag, am 10. September waren es sogar knapp 1900. Und weltweit meldete die WHO für Sonntag mit knapp 308.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen unerfreulichen Rekord.

Kölner Virologe: Tests erklären hohen Zahlen nicht allein

„In Köln beobachten wir seit einigen Wochen steigende Infektionszahlen“, sagt Florian Klein, Virologe an der Kölner Uniklinik: „Darunter fallen Personen die aus dem Ausland zurückkommen, aber auch Personen die sich hier vor Ort infiziert haben. Das spricht für eine Ausbreitung des Infektionsgeschehens“, so der Mediziner.

Umstritten ist, welche Ursachen den steigenden Zahlen zugrundeliegen. „Zuletzt wurden hierzu einige diskutiert. Insbesondere das Thema Tests: Wie viel testen wir? Wen testen wir?“, so Klein: „Das spielt mit Sicherheit hinein, ist aber nicht so gewichtig, dass es alleine die steigenden Zahlen erklären würde.“ Hierfür spricht auch die relativ konstante Test-Anzahl: Aktuell werden in Deutschland laut Robert Koch-Institut gleichbleibend gut eine Million Tests pro Woche durchgeführt.

Kaum Todesfälle in Köln – wird sich das ändern?

Laut Florian Klein wird auch an den Kölner Zahlen deutlich, dass sich „das Virus nicht grundsätzlich verändert hat. Wo es zu mehr Kontakten kommt, gibt es mehr Infektionen. Unser Verhalten hat weiterhin unmittelbare Auswirkungen.“ Während die Infektionszahlen in der Stadt steigen, stagniert die Zahl der Todesopfer weitestgehend: Aktuell liegt sie bei 114, seit dem 20. August ist lediglich ein neuer Fall dazugekommen: Am Wochenende ist ein 54-jähriger Mann mit Vorerkrankungen an Covid-19 gestorben.

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Für die selten gewordenen Todesmeldungen gebe es „verschiedene Gründe: Zum einen wissen wir, dass die Todesfälle immer zeitverzögert auftreten. Zum anderen haben sich in der letzten Zeit mehr jüngere und weniger ältere Menschen infiziert. Daraus ergeben sich weniger schwere Verläufe.“ Allerdings „wissen wir, dass eine Generationstrennung auf Dauer nur schwer möglich ist und junge Menschen beruflich oder privat auch ältere Personen anstecken“, so der Virologe.

„Wichtig ist, dass die Maßnahmen gut umgesetzt werden“

Doch Klein sieht einen weiteren möglichen Grund für die wenigen Corona-Toten: Es könne diskutiert werden, „ob auch die Infektionsdosis eine Rolle spielt. Bei einem engem Kontakt in geschlossenen Räumen ohne Mundschutz können von einer infizierten Person mehr Viren übertragen werden als bei einer Ansteckung auf Abstand und mit Mundschutz.“ Ob dadurch die Schwere der Erkrankung beeinflusst wird, sei „noch nicht belegt, aber es ist aus meiner Sicht eine vorstellbare Hypothese“.

Für Florian Klein müssen die steigenden Kölner Zahlen nicht zwingend verschärfte Regeln zur Folge haben: „Wichtig ist, dass die Maßnahmen, die wir haben – insbesondere die AHA-Regeln – gut umgesetzt werden. Wenn uns das gelingt, ist viel gewonnen.“ So könne man erneute Restriktionen, wie sie zuletzt in Israel oder Österreich beschlossen wurden, vermeiden.

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