Schauspieler, Sportler, MusikerProminente Studenten an den Kölner Hochschulen

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Nadine Kösters studiert an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln Psychologie.

Nadine Kösters studiert an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln Psychologie.

Köln – Frau Kösters, zehn Millionen Menschen haben Sie vergangenes Jahr im „Tatort“ gesehen. Nun studieren Sie Psychologie an der Universität Köln. Werden Sie oft erkannt?

Ich bin, noch vor meinem Studium, ein einziges Mal auf den „Tatort“ angesprochen worden und zwar so: „Hast du diesen Tatort am Wochenende gesehen? Du siehst der total ähnlich.“ Da musste ich lachen. An der Uni ist mir das noch nie passiert. Erstens liegt die Ausstrahlung schon etwas zurück, zweitens rechnet da keiner damit, eine Fernsehschauspielerin zu treffen.

Genießen Sie es, in der anonymen Masse von Studenten an Deutschlands größter Uni unterzutauchen?

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Ich bin stolz auf das, was ich gemacht habe, und würde es nicht leugnen. Aber ich möchte auch, dass meine Kommilitonen mich einfach so mögen und nicht, weil sie es toll finden, dass ich in Filmen mitspiele. Ich bin froh, dass das so ist bei den Leuten, mit denen ich mich im ersten Semester angefreundet habe.

Fabian Hambüchen (27) studiert seit dem Wintersemester 2012/2013 Sport- und Kommunikationsmanagement an der Deutschen Sporthochschule. Damit will sich der Kunstturner auf sein Berufsleben nach der aktiven Sportlerkarriere vorbereiten. Der Weltmeister am Reck (2007) und Olympia-Medaillengewinner (Bronze 2008, Silber 2012) will auch im kommenden Jahr bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro antreten. (asp)

Sarah Bogen stieg im Jahr 2001 als Teenager in der Vorabend-Serie „Unter uns“ ein und spielte elf Jahre lang die Rolle der Lilith „Lili“ Mattern. 2012 gab sie ihren Ausstieg aus der RTL-Soap bekannt. Außerdem war Bogen in Serien wie „Alarm für Cobra 11“, „Notruf Hafenkante“ und „Danni Lowinski“ zu sehen. Seit 2012 studiert die 25-jährige Schauspielerin Erziehungs- und Medienkulturwissenschaften an der Universität Köln. (asp)

Surho Sugaipov studiert Banking & Finance an der Fachhochschule Köln. Im französischen Kinofilm „Le Grand Homme“ spielt der 29-jährige Wirtschaftsstudent einen Soldaten, der einem Kameraden im Afghanistan-Krieg das Leben rettet. An die Rolle kam Sugaipov, nachdem er auf Vorschlag seiner Cousine ein Casting besuchte. Bis dahin war die Schauspielerei für den Studenten nur ein Traum. Sugaipov lebt mit seiner Familie in der Südstadt. (asp)

Taka Chanaiwa trat im Herbst mit seiner Band „2theuniverse“ in der Castingshow „Rising Star“ an. Außerdem studiert der 26-Jährige Medizin an der Uni Köln. „Ich war schon immer naturwissenschaftlich interessiert“, sagt Chanaiwa, der aus Simbabwe stammt und sich als Musiker Taka JC nennt. In diesem Jahr will er das zweite Staatsexamen angehen. Dafür lernt er auch auf dem Weg zu Auftritten. „Die Musik ist dann eine schöne Abwechslung.“ (asp)

Im „Tatort“ haben Sie die Anführerin einer Jugendbande gespielt …

Es war toll, jemanden zu spielen, der gar nicht meiner Persönlichkeit entspricht. Im Film wird doch meistens nach Aussehen besetzt: Blonde Haare, blaue Augen: Das ist eben meistens ein nettes

Mädchen. Im „Tatort“ fand ich schön, dass ich damit spielen konnte. Dass mein Aussehen für einen Überraschungseffekt genutzt wurde, um das Böse zu unterstreichen.

Nun studieren Sie Psychologie. Warum?

Das Fach interessiert mich schon lange. In der Schule habe ich mich zur Mediatorin ausbilden lassen. Da habe ich gelernt, wie man im Streit miteinander umgehen sollte: Keine Vorwürfe machen, sondern Ich-Aussagen treffen: „Wenn ich das machen würde, würdest du dich nicht auch traurig fühlen?“ Dann sagt der andere eigentlich immer „ja“ und so kann man sich wieder verstehen und eine Lösung finden.

Nadine Kösters wurde am 5. April 1995 in Bergheim geboren und wuchs in Köln auf. Während ihrer Schulzeit am Abtei-Gymnasium in Brauweiler kam sie zur Schauspielerei und gab 2006 ihr Fernsehdebüt im ARD-Film „Teufelsbraten“. Es folgten Auftritte in Serien wie „Soko Köln“, „Ein Fall für zwei“ und „Danni Lowinski“. Im Kölner Tatort „Ohnmacht“ war sie im Mai 2014 als jugendliche Mörderin Janine Bertram zu sehen, die ihre Mitmenschen perfide manipuliert. Seit dem Wintersemester 2014/2015 studiert Kösters Psychologie an der Universität Köln. (asp)

Inwiefern hilft Ihnen das Psychologie-Studium bei Ihrer Arbeit als Schauspielerin?

Seit Studienbeginn habe ich noch nicht gedreht, aber sicherlich werde ich die Rollen besser verstehen.

„Schauspielerei ist mein Traum“

Sie haben sich aber nicht nur für das Psychologie-Studium an der Uni beworben, sondern auch an Schauspielschulen.

Dort bin ich im ersten Anlauf aber nicht genommen worden. Ich war traurig und enttäuscht, aber ich bin noch sehr jung und werde es noch mal versuchen.

Psychologie einerseits, Schauspielerei andererseits: Können oder wollen Sie sich nicht entscheiden?

Schauspielerei ist mein Traum und ist mir definitiv wichtiger. Aber Psychologie macht mir auch Spaß und das Studium gibt mir Perspektiven. Ich weiß, dass ich mich auf die Schauspielerei allein nicht verlassen kann. Nach dem Abitur habe ich Praktika im Kindergarten und auf einer Palliativstation gemacht. Ich interessiere mich für die Arbeit mit Menschen. Schauspielerei und Psychologie später zu verbinden, vielleicht mit Musik- und Theatertherapie, das ist mein Traum.

Wie viel Spielraum lässt Ihnen die Uni?

Das Arbeitspensum ist hoch. Wenn eine Casting-Anfrage kommt und ich sitze vor einem Berg an Statistikmaterial, dann sage ich, ich habe dafür eigentlich keine Zeit. Andererseits: Sich seinen Stundenplan selbst zusammenzustellen, finde ich super. Ich habe einen Tag in der Woche frei, da mache ich Ballett beim Unisport. Im zweiten Semester will ich einen Schauspielkurs in der Studiobühne besuchen.

Ihr Abitur am Abtei-Gymnasium Brauweiler haben Sie mit einem Schnitt von 1,0 abgeschlossen. Sind Sie sehr klug oder sehr fleißig?

Eine Abiturnote misst nicht die Intelligenz, nicht die Sportlichkeit, die Kreativität, die Organisationsfähigkeit. Ich war auf jeden Fall fleißig, weil ich meine Beurlaubungen für Dreharbeiten bekommen wollte. Teilweise habe ich gefehlt und Klausuren verpasst, die Lehrer für mich extra neu stellen mussten.

Profitieren Sie an der Uni auch von solchen Sonderregelungen?

Nein. Ich habe Seminare und Übungen, in denen darf ich insgesamt dreimal fehlen. Ob krank, ob Dreharbeiten oder keine Lust, das ist egal.

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