Köln – Großes Aktentaschen-Packen bei RWE: Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ sind gleich drei Vorstände aus dem Bereich der RWE Deutschland AG auf dem Absprung. Die Abgänge wurden in den vergangenen Tagen jeweils intern verkündet.
Der prominenteste Aussteiger ist Bernd Widera. Der 55-jährige Vertriebsvorstand der RWE Deutschland AG gehe Ende des Jahres „in bestem Einvernehmen“, heißt es in einer internen Mitteilung. Bei RWE Deutschland sind die nationalen Geschäfte außer Stromerzeugung und Großhandel gebündelt. Die Firma fährt fast die Hälfte des Konzernumsatzes ein. Er wolle seinem „Leben eine neue Richtung und andere Schwerpunkte“ geben, wird Widera zitiert. Vermutungen von Insidern, dass auch Dispute über die künftige Aufteilung der Vertriebsaufgaben zwischen nationaler Gesellschaft und den internationalen Schwesterfirmen eine Rolle gespielt haben könnten, wollte der Konzern nicht kommentieren.
Auch zu den Abgängen von Hanns-Ferdinand Müller (48) und Knut Zschiedrich (55) wollte RWE wenig sagen. Beide leiten Töchter der RWE Deutschland AG. Müller ist Chef von RWE Vertrieb, Zschiedrich steht an der Spitze der Frankfurter Regionaltochter Süwag. Müller verlässt Ende Juni, Zschiedrich Ende September den Konzern. Beiden waren früher Ambitionen auf höhere Posten bei RWE nachgesagt worden.
Das zeitliche Zusammentreffen der Personalien sei rein zufällig, sagte eine Sprecherin des RWE-Konzerns. Ein Sprecher von RWE Deutschland ergänzte, die Abgänge hätten zumeist schon lange festgestanden. Es habe an den entsprechenden Aufsichtsratssitzungen in dieser Woche gelegen, dass sie nun gebündelt bekannt würden.
Auf der Arbeitnehmerseite sieht man aber durchaus strategische Motive. Die Personalien seien den Arbeitnehmervertretern so begründet worden, dass man darüber Vorstandsposten einsparen wolle, sagte Verdi-Sekretär Jörg Gonsior. Man erwarte nun, dass nicht alle Posten neu vergeben würden.
Zumindest bislang erfüllt RWE diese Erwartung. Nur für Müller wurde ein Nachfolger benannt: Carl-Ernst Giesting, bislang Chef der ostdeutschen RWE Tochter Envia. Doch auch bei RWE Deutschland dürfte ein neuer Vertriebsvorstand kommen – eine Aufteilung der Aufgaben Wideras auf andere sei unwahrscheinlich, hieß es.