Haus Bremer: Das Muss in Lindenthal

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Haus Bremer ist eine Lindenthaler Institution, deren Ruhm eine Weile sogar über die Stadtgrenzen hinausreichte, als sich das Hotelrestaurant mit einem Michelin-Stern schmücken durfte. Das wissen heute aber nur noch ältere Semester, und ein Versuch, die Gourmet-Küche wiederzubeleben, scheiterte vor ein paar Jahren auf der ganzen Linie. Mit der früher "Pub" genannten Bierstube rechter Hand vom Hoteleingang verhält es sich völlig anders. Forschen Schrittes streben hier die wohlsituierten, aber kein bisschen schickimickiverdächtigen Lindenthaler Bürger ihrem Stammplatz zu, und ihr Auftreten lässt keinen Zweifel daran, dass sie das kleine gemütliche Lokal als ihr zweites Wohnzimmer betrachten.

Die halbrunde Bar, die dunklen Lederpolster und die lauschigen Sitznischen sorgen wahrhaftig für etwas Pub-Appeal; außer alten Stichen und flotten Lampen gibt es auch eine Madonna mit Jesuskind. Empfängt deshalb die Chefin ihre Gäste, die anscheinend alle ihre Freunde sind, mit einem munteren "Grüß Gott"? So richtig kölsch klingt das nicht, aber es kommt hörbar von Herzen.

Apropos Kölsch: Bei Bremer, wo der Köbes Krawatte trägt, läuft Gaffel aus dem Zapfhahn, was die zwischenmenschlichen Beziehungen offenbar besonders fördert. Zumindest, wenn man den Bierdeckeln glaubt, die auch zum Übermitteln von Botschaften dienen. Je nach Situation kann man ankreuzen: Danke - dass du ein Gaffel Kölsch mit mir trinkst; - dass du meinen Deckel bezahlst; - für dein Lächeln, ich bin betrunken von dir; - für deine Telefonnummer! Die Glücklichen, die es so weit geschafft haben, sollten sich, bevor sie ihre Eroberung anrufen, noch mal gründlich stärken. Bei Bremer gibt es bürgerliche, aber keineswegs biedere Kost. Es wird mutig gewürzt, gekräutert und geknofelt. Kreativer Ehrgeiz treibt am Herd niemanden um, aber man vermisst nichts, wenn Vitello tonnato oder Roastbeef mit Remoulade und Bratkartoffeln, Königsberger Klopse in Kapern-Lauch-Sauce oder Barberie-Ente in Calvados-Rahm, Scampi auf Melonen-Zitrusfrüchte-Salat oder Seeteufel mit gerösteten Steinpilzen und Senfsaatsauce auf den Tisch kommen.

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Das Dessertangebot ist sehr viel schmaler als der Rest, beim Wettbewerb um die beste Creme brulee der Stadt hätte Bremer jedoch gute Chancen. Der Edel-Köbes kredenzt auch Wein, meist in fast rand-voll eingeschenkten Schoppen. Da könnte die Auswahl ruhig größer sein, drei Weiße und zwei Rote sind zu wenig. Wie schön, dass man sonst nichts zu meckern hat!

Haus Bremer, Dürener Str. 225-227, 50931 Köln (Lindenthal) Tel. 02 21 / 4 06 82 12 u. 40 40 20. Mittags und abends geöffnet. Vorspeisen 8,50/ 13,50, Hauptspeisen 12,50/19,50 Euro. Keine Kreditkarten.

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