Dieter SchürmannInnenminister Reul will Kripo-Chef nicht in Pension gehen lassen

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Herbert Reul (CDU), Innenminister von NRW im Landtag.

  • „Er muss für den Minister die Kastanien aus dem Feuer holen“, sagte der Ex-Chef der Kripo-Gewerkschaft über Dieter Schürmann.
  • Der Landeskriminaldirektor sollte eigentlich dieses Jahr in Pension gehen, stellte aber jetzt einen Antrag auf Dienstzeitverlängerung.
  • Auf Wunsch von Innenminister Herbert Reul, der auf seine Expertise zu Fragen der inneren Sicherheit wohl nicht verzichten wollte.

Düsseldorf – Er trägt schon mal Cowboy-Stiefel, lebt in Duisburg, residiert auf einem abgewetzten Chefsessel. In seiner Zeit als junger Mordermittler habe er was von Schimanski gehabt, sagt ein wohlwollender Wegbegleiter. Gemeint ist Dieter Schürmann, ranghöchster Kriminalbeamter von NRW. Eigentlich sollte der Landeskriminaldirektor in diesem Jahr Pensionär werden. Doch NRW-Innenminister Herbert Reul will nicht auf ihn verzichten.

„Dieter Schürmann ist ein bundesweit anerkannter Kriminalist. Deshalb freue ich mich, dass ich noch ein weiteres Jahr auf seine hohe kriminalfachliche Expertise und seine langjährige Führungserfahrung zurückgreifen kann“, sagte Reul dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Schürmann stellte selbst den Antrag auf Dienstzeitverlängerung.

Beförderung noch unter Ingo Wolf

Schürmann, geboren im Jahr 1955, war im April 2010, in den letzten Amtstagen des ehemaligen NRW-Innenministers Ingo Wolf (FDP). zum obersteten Kripo-Chef im Land befördert worden. Der Sprung gelang, obwohl Schürmann damals noch das SPD-Parteibuch hatte. Als Landeskriminaldirektor ist er nun Chefberater des Innenministers in Sicherheitsfragen. „Wenn es brennt, muss er die Kastanien für den Chef aus dem Feuer holen“, sagt Wilfried Albishausen, Ex-Landeschef des Bund Deutscher Kriminalbeamter.

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Kein Wunder, dass Schürmann in den vergangenen Jahren Stammgast in allen Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen des Landtags zur Innenpolitik war. Er musste erklären, wie es zum Polizeiversagen in der Kölner Silvesternacht kommen konnte, und warum der Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri nicht rechtzeitig in NRW gestoppt worden war. Schürmann war ein enger Vertrauter des früheren NRW-Innenministers Ralf Jäger (SPD). Nach dem Rot-Grün die Landtagswahl 2017 – nicht zuletzt wegen des Umgangs mit den Polizeiskandalen – verloren hatte, blieb Schürmann im Amt.

„Terrorismus, Extremismus, sexueller Missbrauch von Kindern“

Damals wurde der Schritt damit begründet, ein kompletter Austausch der Führungskräfte wegen des Regierungswechsels sei zu riskant. Deswegen wurde auch die schon einmal aufgeschobene Pensionierung des umstrittenen Polizeiinspektors Bernd Heinen gestoppt. Reul, gelernter Gymnasiallehrer, wollte sich offenbar nicht nur auf die Expertise der von ihm neu eingesetzten, CDU-nahen Führungskräfte verlassen.

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Schürmann hatte mit der politischen Neuausrichtung der Innenpolitik erkennbar kein Problem. „Mit seiner unverschwurbelten Art passt er gut zu Reul“, heißt es im Innenministerium. Beide sprächen gern in Bildern, würden Probleme beim Namen nennen. „Wir stehen beim Thema Innere Sicherheit aktuell vor großen Herausforderungen: Terrorismus, Extremismus, massenhafter sexueller Missbrauch von Kindern. Da braucht man an den entscheidenden Positionen Leute mit Fachwissen und Erfahrung“, sagte Reul dieser Zeitung.

Die „Old-Boy-Connection“ tritt oft gemeinsam auf. In dieser Woche erklärte Reul den Journalisten das Vorgehen der Polizei im Kinderporno-Fall von Bergisch Gladbach. Die Detailfragen beantwortete Dieter Schürmann. Der hat in seiner Zeit als Mordermittler in Duisburg übrigens mal gegen die Tatort-Crew mit Schimanski-Darsteller Goetz George Fußball gespielt. Wie das Match endete, ist nicht überliefert.

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