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Kammermusikfest „Spannungen“Blinde Pianistin mit grandioser Fingerarbeit

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Heimbach – Das historische Wasserkraftwerk stellt wieder für eine gute Woche seinen Betrieb ein und bietet ein unvergleichliches Ambiente für das renommierte Kammermusikfest „Spannungen“. Riesige Stoffbahnen an der Rückseite sorgen für eine erstklassige Akustik, Teppichboden wurde verlegt, eine Bühne samt Beleuchtungs- und Aufnahmetechnik installiert. Noch vor dem offiziellen Start des Festivals kamen die Sponsoren in den Genuss von hochkarätiger Musik im idyllisch gelegenen Industriedenkmal. „Referenzen“ lautet das Thema der diesjährigen „Spannungen“, die inzwischen in die 18. Runde gehen.

Viel Lob und Dank gab es, vor allem an die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Arbeitskreises „Spannungen“. Dr. Hans-Joachim Güttler gab zwar nur einen groben Einblick in dessen Arbeit, doch man ahnte schon, welch enormer Organisationsapparat hinter den Konzerten steht. Rainer Hegmann, dem Leiter der Hauptregion Rhein-Ruhr RWE Deutschland, ist es trotz wirtschaftlicher Schwankungen ein großes Anliegen, das Kammermusikfest „Spannungen“ weiterhin zu ermöglichen und zu unterstützen. Er sagte bis einschließlich 2019 die Zusammenarbeit als Hauptsponsor zu.

Freude bei Bläserklasse

Fröhliche Gesichter gab es auch bei den Mitgliedern der Bläserklasse der Musikschule Nideggen. Die Schüler von Renold Quade, die seit Jahr und Tag als Turmbläser bei den „Spannungen“ für festliche Stimmung sorgen, erhielten den RWE-Förderpreis „Junge Bühne im RWE-Kraftwerk“.

Doch auch junge Profis bedürfen der Förderung. Daher gibt es in diesem Jahr wieder Stipendiaten. Eine von ihnen ist die 22-jährige Ráchel Skleničková. Sie nahm in Prag an einem Meisterkurs von Lars Vogt teil und begeisterte und bewegte dabei ihren Lehrer zutiefst. Die Pianistin ist seit ihrer Geburt blind und spielte Stücke, die schon für Sehende nur schwer zu erarbeiten sind.

Sie eröffnete am Freitagabend das Sponsorenkonzert im Kraftwerk Heimbach. Eine Begleiterin brachte sie zum Flügel. Kurz orientierte sie sich auf den Tasten und versank dann im Scherzo Nr.1 h-Moll op.20 von Frédéric Chopin. Höchst virtuos ließ sie ruhelose Figurationen brodeln. „Presto con fuoco“ war es in der Tat. Die Künstlerin beeindruckte mit ihrer atemberaubenden Fingerarbeit und ihrem markanten Ausdruck. Ein wenig Ruhe kehrte im „Molto più lento“ ein, ein langsamer Satz, den Rachel Skleničková warmherzig und gefühlvoll vortrug.

Fantasiestücke für Klarinette und Klavier

Auch der Pianist Mario Häring kam in den Genuss eines Stipendiums. Zusammen mit Jonathan Hadas spielte er beim Sponsorenkonzert die Fantasiestücke für Klarinette und Klavier op.73 von Robert Schumann. Das Stück bildet mit seinen ineinander übergehenden Sätzen eine schöne Einheit, die von den beiden Künstlern eine frische, junge und unaufdringliche Interpretation erfuhr. Beim Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr.2 C-Dur op.87 und dem Quintett für Klavier, zwei Violinen, Viola und Violoncello f-Moll op.34 von Johannes Brahms gab es für treue „Spannungen“-Besucher ein Wiedersehen mit alten Freunden. Das Kammermusikfest macht offenbar nicht nur das Publikum süchtig, sondern auch die Künstler. Viele von ihnen sind trotz überschaubarer Gagen seit Jahren dabei und bringen ihre Begeisterung mit größtem Engagement zum Ausdruck.

Die Spannungen-Konzerte sind allesamt ausverkauft. Sollten Tickets zurückgegeben werden, sind diese am Veranstaltungstag ab etwa 14 Uhr unter ☎ 0175/5987970 erhältlich.