Heimat-Check in RheinbachSchon in der Steinzeit lebte man hier gerne

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Heimatcheck Glasmuseum

Udo Edelmanns Objekt „Unendlich“ im Glasmuseum Rheinbach

Rheinbach – Männlich, um die 40 Jahre alt, circa 1,69 Meter groß, kräftige Statur und einige Zahnprobleme – so sah er aus, der „erste Rheinbacher“. Im Rheinischen Landesmuseum in Bonn wird der 2018 gefundene Mensch der Jungsteinzeit derzeit intensiv untersucht. Das erste erhaltene Skelett im Rheinland aus der Zeit um 2500 bis 2050 vor Christus wird demnächst als ältester jemals gefundener Rheinländer Teil der Dauerausstellung. Die Rheinbacher sind ziemlich stolz auf ihren „Ötzi“. Für sie der Beweis, dass schon die Menschen der Steinzeit sich gern hier ansiedelten.

Heimatcheck Wolbersacker

Der älteste menschliche Skelettfund im Rheinland wurde in Rheinbach gemacht.

Bei der Stadtentwicklung stand den Rheinbachern immer wieder auch ein bisschen das Glück zur Seite. Nicht erst, als 1991 die fünf Jahrzehnte unter der „Sonne Bonns“ vorbei waren.

„Wir sind wir!“-Mentalität

Die kommunale Neuordnung war 1969 fast geräuschlos über die Bühne gegangen, heftige Proteste hatte es hingegen 37 Jahre zuvor gegeben: 1932 war der alte Kreis Rheinbach aufgelöst und Rheinbach-Stadt und -Land dem Landkreis Bonn zugeschlagen worden. Damals befürchteten die Rheinbacher, der Abzug der bei den Kreisbehörden beschäftigten Beamten würde die Stadt finanziell und intellektuell schwächen. Das war so ähnlich wie 1991 beim Bonn-Berlin-Beschluss. Die Lichter gingen beide Male nicht aus, in den vergangenen Jahren strahlt die Stadt sogar schöner denn je. Und so wundert es nicht, dass die meisten Bürger stolz auf ihre Stadt sind.

Leute, die sich dafür entschuldigen, dass sie aus Rheinbach kommen, sind eigentlich nicht bekannt. Ganz im Gegenteil: Die Rheinbacher pflegen eine ausgeprägte, bisweilen leicht übersteigerte „Wir sind wir!“-Mentalität.

In der Region einmaliges Bildungsangebot

Dieses Selbstbewusstsein hat seine Ursache wohl auch darin, dass Rheinbach im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von geschichtlichen Entwicklungen und Gebietsreformen profitiert hatte, anstatt dabei zu verlieren.

Baustellen

Die Verkehrsbelastung der Innenstadt ist das größte Problem. Die Hauptstraße ist oft verstopft, die geschlossenen Schranken der Voreifelbahnstrecke sorgen ebenfalls zu bestimmten Tageszeiten für Staus. In den vergangenen Jahren ist keine Lösung gefunden worden. Die geplante Bebauung des Pallotti-Geländes dürfte die Situation weiter verschärfen. Die bisher bekannten Konzepte mit einer Tiefgarage und einem teilweise autofreien Viertel sind nicht beruhigend.

Auch bei der Förderung des Radverkehrs besteht erheblicher Nachholbedarf. Zwar zeigt das Ergebnis des diesjährigen Stadtradel-Wettbewerbs, dass die Rheinbacher sehr gern auf dem Drahtesel unterwegs sind, gleichzeitig gibt es allerdings beim ADFC-Radklimatest regelmäßig schlechte Noten. Dass bei der Neugestaltung der Turmstraße der Radverkehr keine eigene Spur bekam, hat das Vertrauen in die städtische Radverkehrspolitik auch nicht gefördert.

Sorgen haben auch die Rheinbacher Schulen und Sportvereine. Bei den Sportstätten muss unbedingt etwas getan werden, die vorhandenen Hallen reichen nicht aus. Mit einem Sportstättenkonzept will die Stadt jetzt gegensteuern. (Bir)

Den Grundstein dafür mögen einst die Ritter von Rheinbach gelegt haben, als sie ihren Flecken zur Stadt erhoben, in der Neuzeit waren es die Franzosen, die Rheinbach mit der Ernennung zur Kreisstadt große Vorteile verschafften.

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So konnte sich im 19. Jahrhundert eine Beamtenschicht etablieren, die Wert auf Kultur und eine gute Erziehung ihrer Kinder legte – und damit die Schulstadt Rheinbach mitbegründete. Mit fünf Grundschulen, zwei Gymnasien, der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und der Staatlichen Glasfachschule besteht trotz einiger Schließungen und Fusionen in den vergangenen Jahren bis heute ein in der Region einmaliges Bildungsangebot. Gerade jetzt, wo Bildung als „Rohstoff unseres Landes“ immer mehr an Bedeutung gewinnt, die richtige Strategie.

Gemeinsames Gewerbeflächenkonzept mit Stadt Bonn

Zusammen mit der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg (früher Fachhochschule), dem Gründer- und Technologiezentrum (GTZ), dem Hochschulviertel und den umliegenden Gewerbeflächen ergibt sich eine Stadtentwicklung, die dafür sorgt, dass die Infrastruktur auf Jahre hinaus gesichert ist.

Aus eigener Kraft die wirtschaftlichen Voraussetzungen zu schaffen, um eine lebendige und liebenswerte Stadt zu erhalten, vor dieser Herausforderung stehen Rat und Verwaltung weiterhin. 1990 fiel im Stadtrat der Grundsatzbeschluss zur Wirtschaftsförderung, und Gewerbeflächen waren noch genug da, weil die Stadtväter mit dem Land in den Jahrzehnten sparsam umgegangen waren.

In einem gemeinsamen Gewerbeflächenkonzept des Rhein-Sieg-Kreises und der Stadt Bonn kann Rheinbach in den nächsten Jahren den Löwenanteil bereitstellen. Am „Wolbersacker“, dort, wo der „Ötzi von Rheinbach“ gefunden wurde, hat die Entwicklung gerade erst begonnen.

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