KlinikstreitBonner Uniklinik wirbt wohl nächsten Chefarzt aus Sankt Augustin ab

Der Haupteingang der Uniklinik in Bonn
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Sankt Augustin – Ein weiterer Chefarzt des Deutschen Kinderherzzentrums in Sankt Augustin soll offenbar an das neu-entstehende Eltern-Kind-Zentrum der Uniklinik Bonn wechseln: Ehrenfried Schindler, zur Zeit tätig im Zentrum für Kinderanästhesiologie im DKHZ und seit über zehn Jahren ärztlicher Direktor der Kinderklinik, soll laut Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Bonn eine Professur für Kinderanästhesie erhalten. Schindler wäre damit nach Boulos Asfour (Herzchirugie) und Martin Schneider (Kinderkardiologie) der dritte Chefarzt, der das DKHZ für eine Stelle im weniger als 20 Kilometer entfernten Kinderherzzentrum der Uniklinik zum Herbst verlässt.
Offiziell ist die Professur an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn, die mit einer Funktion als Sektionsleiter Kinderanästhesiologie an der Bonner Uniklinik verbunden ist, öffentlich ausgeschrieben. So schreibt es das Landeshochschulgesetzen vor. Ein Ruf sei laut Bonner Uniklinik noch nicht erfolgt, Angaben über Beratungen der Berufungskommission würden nicht gemacht. Interne Quellen aber sagten dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, Ehrenfried Schindler sei Topkandidat auf den Posten. Dafür spräche, dass eine solche Professur für Kinderanästhesie in Deutschland einzigartig sei. Man könne sagen: Wie für Schindler geschaffen.
Asklepios-Kliniken sind "entsetzt"
Schon Anfang des Monats beklagten Verantwortliche der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin, die das DKHZ betreibt, die Uniklinik Bonn werbe Personal ab. Neben den zwei Chefärzten Asfour und Schneider, die ab Oktober an das Eltern-Kind-Zentrum wechseln, würden auch Pflegekräfte weggelockt. „Wir sind von der aggressiven Vorgehensweise, mit der die Uniklinik Bonn unser langjähriges Personal abwirbt, zunehmend entsetzt“, sagt Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann. Unter anderen Umständen hätte man sich über ein Angebot an Schindler gefreut. „So jedoch, zeigt sich immer mehr, dass weite Teile des Eltern-Kind-Zentrums der Uniklinik Bonn mit dem Ziel geplant wurden, die dafür notwendigen Fachkompetenzen beim benachbarten privaten Klinikbetreiber abzuwerben.“
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Durch den Verlust von mindestens zwei international renommierten Ärzten und weiteren Mitarbeiten sehe sich die Klinik in Sankt Augustin in ihrer Existenz bedroht. Eine Schließung des DKHZ sei nicht ausschließen. Etwa 45 Prozent der Gesamterlöse kämen aus dem Kinderherzzentrum, es finanziere andere Klinikteile maßgeblich mit. Und die Chefärzte würden natürlich auch ihre Patienten mit nach Bonn nehmen.
Dort sieht man die Sache gelassener. „Wir haben nie Personal abgeworben. Offensichtlich möchten einige Mitarbeiter ihren geschätzten Chefs folgen“, sagte Wolfgang Holzgreve, Vorstandsvorsitzender der Universitätsklinik Bonn, Anfang Mai.
NRW-Gesundheitsministerium: Zwei Kliniken in der Nähe nicht sinnvoll
Das DKHZ war eine bisher einzigartige Institution in der Region. Manche Großstädte haben gar kein Kinderherzzentrum. Dass nun gleich zwei ab Herbst in so geringem Abstand zueinander betrieben werden, liege laut NRW-Gesundheitsministerium an einem Fehler in der Bedarfsplanung der ehemaligen Landesregierung. Die hatte auch die Förderung für ein Neubauprojekt der Uniklinik mit insgesamt 350 Millionen Euro, davon 88 Millionen Euro für das Eltern-Kind-Zentrum, abgesegnet.
„Es ist nicht sinnvoll, zwei Kinderherzzentren so nah zueinander zu betreiben“, schrieb Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann dazu auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
„Wenn das Land schon einräumt, dass die vorherige Landesregierung in der Krankenhausplanung Fehler gemacht hat, ist es aus unserer Sicht die Pflicht der heutigen Regierung, gemeinsam mit allen eine Lösung zu finden“, sagt Hoffmann. Die Asklepios-Kliniken fordern vom Land, der Bonner Uniklinik zu untersagen, ihren Ärzten weitere Angebote zu unterbreiten.