Brand in Umspannwerk in BurscheidStrom nach stundenlangem Ausfall wieder da
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Auch die Montanus Apotheke in Hilgen war betroffen. Die Nachbarn in Wermelskirchen blieben hingegen verschont.
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Burscheid/Odenthal – Nichts ging mehr. Stunden- und Minutenzeiger an der Kreissparkasse in der Burscheider Innenstadt blieben auf 9.10 Uhr stehen. Leuchtreklamen und Schaufenster blieben dunkel, Registrierkassen streikten, Ampeln fielen aus und in Restaurants und Frittenbuden blieb die Küche kalt. Ein stadtweiter Stromausfall legte am Dienstagvormittag nicht nur in Burscheid einschließlich Hilgen, sondern auch in Odenthal und Blecher und zeitweise in Witzhelden alles lahm. Bei Erdarbeiten an der Lungstraße an der Grenze zu Odenthal hatte eine Baggerschaufel ein Kabel beschädigt.
Brand nach Kurzschluss
Wie Igor Hradil, Pressesprecher der Belkaw (Bergische Licht-, Kraft- und Wasserwerke) erklärte, hatte das Auswirkungen bis in das weit entfernte Umspannwerk am alten Badehaus in der Bürgermeister-Schmidt-Straße. Dort kam es gegen 9.10 Uhr nach einem Kurzschluss zu einem Brand eines Transformators. Der Strom fiel nach dem Defekt weitflächig aus und konnte nur sukzessive wieder durch Umleitungen wiederhergestellt werden.
Die Freiwillige Feuerwehr unter Einsatzleiter Klaus Kopisch rückte mit fast allen Löschzügen und 25 Leuten aus. Der Hilgener Löschzug fuhr gleichzeitig zum Altenzentrum, da dort eine Person während des Stromausfalls im Aufzug stecken geblieben war. An der Umspannstation wiederum zeigte sich schnell, dass weder mit Wasser noch mit Schaum in dem Brandgebäude mit den Stromtransformatoren gearbeitet werden durfte.
Die Kollegen der Werksfeuerwehr von Federal Mogul wurden hinzugezogen. Denn sie haben die Möglichkeit, mit CO2 zu löschen. Sie konnten damit den Sauerstoff aus dem Gebäude ziehen und den Brand löschen. Danach machten sich Techniker ein Bild von der Lage. Es dauerte also, bis die gewohnte Betriebsamkeit in Burscheid wieder einsetzte. In großen Teilen der Stadt ging das Licht aus. Privathaushalte waren ebenso betroffen wie Geschäfte, Betriebe, Banken. Die Volksbank wie auch die Kreissparkasse waren vorübergehend geschlossen. Aber auch Apotheken oder Arztpraxen konnten ohne Strom vorübergehend nichts tun. „Mein Arzt hatte gerade den Bohrer angesetzt“, erklärte eine Patientin, deren Zahnbehandlung unverrichteter Dinge abgebrochen werden musste. Und im Café Arnz an der Hauptstraße wurden Kerzen aufgestellt.
Rechnungen per Hand geschrieben
„Das war ein sehr gemütlicher, ruhiger Vormittag“, erklärten Gisela Roeder und Conni Coiffard, die sich im Café zum Frühstück getroffen hatten. Dort verstand man zu improvisieren. Aus dem Keller wurde kurzerhand ein Gaskocher heraufgeholt und es gab, very british, Tee und Rührei. Die Rechnungen wurden per Hand geschrieben. Im Tabakgeschäft und der Lotto-Annahmestelle von Detlef Berger an der Kirchenkurve herrschte ebenfalls „Notbehelf“. Zigaretten und Zeitungen konnte Berger verkaufen, Lottospieler mussten ihr Glück später versuchen. Als um 11.45 Uhr das Licht anging, klingelte auch wieder die Kasse. Im Display blinkte der Betrag von zehn Euro. „Das ist noch von heute morgen“, so Berger.
Vergleichsweise gut kam Autozulieferer Federal Mogul davon. Während in anderen Betrieben die Maschinen für längere Zeit still standen wurde hier die Sonderversorgung angestellt, nach wenigen Minuten ging die Produktion weiter. Der Autozulieferer Johnson Controls wiederum war vom Stromausfall betroffen. Als in der Verwaltung die Computer ausgingen, stiegen viele Mitarbeiter auf Laptops um, sofern deren Akkus geladen waren. Konferenzen wurden vorverlegt und man wusste sich zu helfen. Im Rathaus mussten Bürger, die für Kfz-An-, Ab- und Ummeldungen, Ausweisbeantragung und anderes gekommen waren, vertröstet werden. Im Burscheider Bad wurden die Gäste mit einer neuen Eintrittskarte wieder nach Hause geschickt und wartende Gäste vor dem Eingang auf 13.30 Uhr vertröstet. Solange brauchte Betriebsleiter Achim Borgmann, bis die vom Strom abhängigen Systeme des Bads wieder hochgefahren wurden.
Belkaw ist zuständig
Siegfried Thielsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Burscheid, konnte berichten, dass zahlreiche Burscheider bei den Stadtwerken anriefen, um sich über die Störung zu beschweren. Zuständig ist aber die Belkaw. Wie Hradil erläutert, ist die Belkaw Eigentümerin des Stromnetzes. Betreiber ist die Rheinische Netzgesellschaft, die Wartung übernimmt die RWE-Tochter Westnetz. Um 10.20 Uhr gingen zuerst Teile im Leichlinger Stadtgebiet ans Netz, um 10.40 war Strom in Witzhelden, um 10.50 in Odenthal, um 11.45 in Burscheids City und bis 12 Uhr waren die restlichen Gebiete in Burscheid mit Strom versorgt.