40. Leverkusener JazztageDas Saxofon macht dem Herzen Beine

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„Toll, was ihr hier macht!“: Klaus Doldinger und seine Bandmitglieder von Passport leben Musikbegeisterung.

„Toll, was ihr hier macht!“: Klaus Doldinger und seine Bandmitglieder von Passport leben Musikbegeisterung.

Leverkusen  – Dieser Mann ist 83 Jahre alt. Eigentlich. Denn bei Klaus Doldinger muss man sagen: jung. Er ist 83 Jahre jung. Das Saxofon ist sein Herzschrittmacher. Der Jazz seine Seelenmedizin. Und überhaupt: Die Bühne ist der Ort, der dafür sorgt, dass sich seine bislang gelebte Lebenszeit in jeder Minute gefühlt um, sagen wir, ein Vierteljahr verkürzt. Damit wäre Doldinger am Ende des Konzertes im Forum etwa 53. Im Geiste eher noch jünger. Und das passt. Auch wenn er sich beim Solieren seiner aktuellen Passport-Kollegen ab und an mal kurz auf den Rand des Schlagzeugpodestes setzt und verschnauft, so sieht man ihn doch immer und jederzeit: lächeln. Mit den Kopf nicken. Tänzeln. Klatschen. Im Groove der Musik aufgehen.

Die gelebte Begeisterung 

Klaus Doldinger ist die personifizierte gelebte Begeisterung für den Jazz. Und das macht ihn zu einer Bank für jeden Konzertveranstalter. Bei den Jazztagen ist er nicht umsonst Stammgast. Und noch ehe der erste Ton gespielt ist, ruft er dem Publikum und Festival-Chef Fabian Stiens laut zu: „Ich finde das so toll, was ihr hier macht!“ Hält ein Jazztage-Programmheft in die Höhe. Schraubt am Saxofon herum. Jagt ins erste Stück. Der Rest ist „How Ist Started“ und „Abracadabra“ und Lust und Laune und ein Konzert, bei dem kaum jemand früher aus fortschleicht, um schneller heim zu kommen. Doldinger darf man nicht verpassen. Nicht einen Song.

Denn jeder Song ist das Tüpfelchen auf dem „i“ eines Abends, den zuvor Götz Alsmann einleitet. Dieser charmante und verrückte und musizierende Entertainer mit der Haartolle und dem gestreiften Jackett, der am Klavier sitzend dem deutschen und italienischen und sonstwie gearteten Schlager huldigt und über die Cucina Italiana philosophiert und all die humorvollen und kitschigen Liedgeschichten über die Liebe und das Leben erzählt.

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Keine "Kreuzfahrtmusik"

Einmal mehr offenbart sich: Wenn Doldinger der ewig junge Musiker ist, dann ist Alsmann der ewig unterschätzte. Der, dem viel zu viele nur dieses TV-Sendeformat „Zimmer frei“ zugestehen wollen, mit dem er weithin bekannt wurde. Nicht aber die Musik, die sein eigentliches Leben ist, wie man bei Gelegenheiten wie dieser spürt. Glücklicherweise ist es aber nur ein Zuhörer, der leise zum Nachbarn raunt: „Kreuzfahrtmusik“. Nur ein Ahnungsloser unter 1800 Wissenden. Eine Top-Quote für ein Top-Konzert ist das.

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