Bayer-HauptversammlungDemonstration mit ganz viel Distanz

Lesezeit 2 Minuten
leverkusen-Bayer-HV--ALF_1074

Demo vor dem Haupteingang der Konzernzentrale.

  • Bayer hielt die Versammlung ohne Aktionäre in Leverkusen ab.
  • Die Demonstration zur Hauptversammlung 2020 musste klein ausfallen.
  • Die Kritik an Online-Hauptversammlung ist dennoch scharf.

Leverkusen – Vielleicht ist es am Dienstag kurz vor Beginn der Bayer-Hauptversammlung rund um die Konzernzentrale noch ein bisschen ruhiger als sonst um diese Uhrzeit. Zumal aktuell sehr viele Mitarbeiter im Homeoffice sitzen. Nur vor dem Hauptportal der Zentrale stehen Protestierende, meist von der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG). Das ist kein Vergleich zu den Protesten, denen sich Bayer und die Aktionäre bei Hauptversammlungen unter normalen Bedingungen ausgesetzt sehen.

Es pfeifen die Meisen

Auf den Pfaden zwischen dem Nebeneingang der Zentrale und dem Baykomm, aus dem die Versammlung in diesem Jahr gesendet wird, stehen ein paar aufmerksame Sicherheitsleute mit Ohrhörern. Es ist so ruhig, dass man die Meisen pfeifen hört.

leverkusen-Bayer-HV--ALF_1078

Werner Baumann geht mit einem Personenschützer vom Büro ins Bay-Komm - von dort wird die Aktionärsversammlung gestreamt.

Um kurz nach 9 Uhr werden die Sicherheitsleute etwas nervöser: Der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann geht aus seinem Büro im zweiten Stock der Konzernzentrale zur ersten Aktionärsversammlung der Bayer-Geschichte ohne anwesende Aktionäre. Er nimmt keinen unterirdischen Zugang zum Bay-Komm.

leverkusen-Bayer-HV--ALF_1099

Neben ihm läuft ein Personenschützer. Baumann trägt eine Tasche und hat zwei Ordner unterm Arm klemmen. Er wirkt leicht angespannt, als er eingerahmt von blau blühenden Kletterpflanzen die Treppe herabsteigt und im Bay-Komm mit einem kurzen „N'morgen“ verschwindet. Für Journalisten ist an der Tür Schluss. Eine Wache patrouilliert auf dem Vorplatz.

leverkusen-Bayer-HV--ALF_1111

Das Bay-Komm, bewacht.

Oben vorm Haupteingang der Zentrale an der Kaiser-Wilhelm-Allee läuft die Demo. Es ist eher eine kleine Versammlung. 16 Leute sind polizeilich zugelassen worden. Extinction Rebellion, Fridays for Future, Einzelkämpfer und die CBG. Nur ein Wachmann steht in der Tür vor der Zentrale, Polizei ist gar nicht gekommen. Die Reden und Plakate richten sich gegen CO2 -Ausstoß, Glyphosat, allgemein gegen die durch Bayer und vormals Monsanto vertretene Landwirtschaftspolitik.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Hauptkritikpunkt ist das geänderte Pandemie-Gesetz für Aktiengesellschaften. Dieses Gesetz sei einschneidend in die Grundrechte – eine Gefahr, sagt Axel Köhler-Schnura von der CBG. Man müsse dringend dafür sorgen, dass es nach Corona auch sicher wieder zurückgenommen werde.

leverkusen-Bayer-HV--ALF_1130

Es soll wohl nicht für für Bilder von der Demonstration verwendet werden: Das Schild "Konzernzentrale" hat Bayer verhüllt.

Er vermutet, dass Bayer an dem Gesetz mitgewirkt hat, schließlich habe Bayer seinen Termin für die Hauptversammlung 2020 nie in Frage gestellt.

Undemokratische neue Art

Köhler-Schnura ist meist wenig zimperlich mit seiner Kritik am Bayer-Konzern: Die undemokratische neue Art, wie Aktionärsversammlungen jetzt gehalten werden, sei „denen vermutlich gar nicht so unrecht“, sagt er. Im Übrigen: Protest im Netz sei nicht schlecht. Aber einzig wirksam seien richtige Demonstrationen auf der Straße.

KStA abonnieren