Eine Hitzewelle rollt durch Leverkusen. Wie gehen die Menschen damit um? Ein Blick in ihren Alltag.
Hohe TemperaturenBei der Hitze in Leverkusen hilft nur Wasser und Eis

Bis zu 41 Grad zeigte die Temperaturanzeige in der Wiesdorfer Fußgängerzone an
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Selbst die Temperaturanzeige in Leverkusen-Wiesdorf scheint bei dem Wetter nicht recht zu wissen, was sie tut: Auf der einen Seite zeigt sie 39 Grad, auf der anderen 33. Nur eine Stunde später klettert das Thermometer auf 41 Grad. Die junge Mutter Cagla ist sich sicher: Es ist zu heiß. Zu heiß, um mit einem zweijährigen Kind in die pralle Mittagssonne zu gehen. „Aber in Leverkusen gibt es wenig beschattete Spielplätze, und irgendwann wird dem Kleinen langweilig.“

Schon am Dienstag verirrt sich kaum jemand ins Restaurant „Casa Ducale“ in den vollkommen überhitzten Luminaden. Am Mittwoch machen sie hitzefrei.
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Also lässt Cagla ihren Sohn heute ein wenig am Wasserbrunnen vor dem Rathaus spielen, gut ausgestattet mit Sonnenhut. Normalerweise meide sie die Mittagssonne, „dann machen wir lange Siesta. Denn am Nachmittag rauszugehen, ist bei den Temperaturen sehr schwierig mit Kind.“
Klinikum verzeichnet deutlich mehr Patienten
Das Klinikum Leverkusen warnt vor der Wetterlage. Besonders gefährdet seien Kinder, ältere Menschen und Personen, die der Witterung ausgesetzt sind – etwa, weil sie im Freien arbeiten müssen. Momentan kämen deutlich mehr Patientinnen und Patienten mit Symptomen körperlicher Erschöpfung und hitzebedingtem Flüssigkeitsmangel in die Notaufnahme des Krankenhauses. Der Leiter der Notaufnahme Christoph Adler rät dazu, körperlich anstrengende Aktivitäten zu meiden, luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung zu tragen sowie ausreichend zu trinken.
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Erfrischung am Trinkwasserbrunnen
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„Ganz viel kaltes Wasser“ trinkt auch Violetta, 33, gegen die Hitze, denn sie erwartet ein Baby und leidet besonders unter den Temperaturen. „Bei dem Wetter ist schwanger sein sehr anstrengend, weil die Füße zum Abend hin ziemlich dick werden“, sagt die junge Frau. „Ohne Klimaanlage würde ich es zu Hause nicht aushalten.“ Raus geht sie momentan normalerweise nur in den Morgenstunden oder am Abend.
Trinkbrunnen sind nicht ausgeschildert
Weniger Probleme mit der Hitze scheint Erik, 45, zu haben, der sich trotz des Wetters aufs Rad geschwungen hat und von Bergisch-Gladbach nach Leverkusen zur Arbeit gefahren ist. „Wir freuen uns das ganze Jahr auf den S0mmer“, sagt er. „Und wenn er endlich da ist, sollten wir ihn genießen und uns nicht über die hohen Temperaturen beschweren.“ Doch auch Erik achtet auf sich: Gegen die Hitze trinke er viel, gehe schwimmen oder kalt duschen und bleibe im Schatten, wenn möglich.

Kühler Ort: Die Herz-Jesu-Kirche
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Problematisch ist für Erik, dass Trinkbrunnen in Leverkusen kaum ausgeschildert seien. Zwar kann man in Leverkusen an insgesamt fünf öffentlichen Orten seine Wasserflasche auffüllen, so ist es auf einer Karte des Vereins a tip:tap verzeichnet, der sich für den Konsum von Leitungswasser statt Flaschenwasser einsetzt. Doch Erik weiß davon nichts. Er sagt: „Ich wünsche mir, dass die Trinkbrunnen sichtbarer sind in der Stadt.“

Eisdieleninhaber Muharem Murati (l.) und seinen Kollegen bringt die Hitze gute Einnahmen.
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Für Eisdielenbesitzer Muharem Murati vom Eiscafé Valentino an der Breidenbachstraße in Wiesdorf hat die Hitze auch etwas Gutes: Sie verschafft ihm ein „Bombengeschäft“, vor allem Abends. „Zwischen zwei und sechs Uhr nachmittags verkaufen wir nur Wasser, da kommt fast niemand“, sagt er. „Aber ab acht wird es voll.“ Und zwar vor allem jetzt noch, vor den Sommerferien, bevor die meisten in den Urlaub gefahren sind. Den Andrang meistert das Team zu viert, und das schon seit dreißig Jahren, wie Murati berichtet: „Wir sind erfahren, wir schaffen das.“
Unweit vom Eiscafé Valentino sitzt ein älterer Mann auf einer Bank, seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Er erzählt, die Erderwärmung bereite ihm Sorgen, „weil die Abgase mehr geworden sind“. Vor allem verurteilt er den Motorsport als Klimasünde. Um sich selbst scheint sich der Mann keine großen Gedanken zu machen, „ich trage ein dünnes Hemd.“ Aber die Umwelt leide – und damit auch die Menschen.