Eiserne HochzeitDie Stichnoths sind mit dem Karneval verheiratet

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Kurt und Ursula Stichnoth haben vor Kurzem die Eiserne Hochzeit gefeiert.

Kurt und Ursula Stichnoth haben vor Kurzem die Eiserne Hochzeit gefeiert.

Leverkusen – Seine Lieder sind legendär, sein Leben bunt und dem Karneval gewidmet – und seiner Frau: Eiserne Hochzeit hat der Wiesdorfer Liedermacher, Karnevalist und Entertainer Kurt Stichnoth Anfang März mit seiner Ehefrau Ursula gefeiert.

Silvester 1953/54 fing alles an, erinnert sich Ursula Stichnoth. Im ehemaligen Schützenhof in Küppersteg wurde ein „Fest in Rot“ veranstaltet, schon damals war Kurt Stichnoth im Karneval aktiv und trat im Duett mit Christian Klösgen auf. „Ich saß mit meinen Eltern an der Bar“, erzählt die gebürtige Küpperstegerin. Ihr Vater sei eine „imposante Erscheinung“ gewesen, vielleicht hatte ihr Zukünftiger etwas Angst oder Respekt, meint sie lachend – auf jeden Fall steckte ihr Kurt lediglich seine Visitenkarte zu. Wenn sie ihn treffen wolle, möge sie zu dem verabredeten Treffpunkt am damaligen Schick-Haus in Wiesdorf kommen. Sie wollte.

Es hat schnell gefunkt

„Er war mein erster Freund, es hat recht schnell bei uns gefunkt“, erzählt die 86-Jährige. Lediglich eineinviertel Jahr waren die beiden verlobt, bevor geheiratet wurde – selbst für damalige Verhältnisse wenig Zeit. Aber Kurt Stichnoth hat nicht lange gefackelt: „Ich war hinterher, dass wir schnell heirateten“, erinnert er sich schmunzelnd. „Ich habe nach langem Suchen die Frau gefunden, die ich haben wollte.“ Wozu dann warten?

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Der gebürtige Wiesdorfer war Karnevalist durch und durch. Sein Lied „Wiesdorf vor 20, 30 Jahren“ ist berühmt, er kannte Trude Herr und Willy Millowitsch. Als Prinz Kurt II. regierte er Ende der 80er die Narren in Leverkusen.

Kein Kind von Traurigkeit

Durch den Karneval war der mittlerweile 88-Jährige viel herumgekommen, viel unterwegs, viel in der Öffentlichkeit. „Ich war kein Kind von Traurigkeit“, räumt Kurt Stichnoth freimütig ein. Er ist froh, dass er eine Gefährtin gefunden hatte, die mit ihm alles durchgestanden hat. Unterhalter, Musiker, Zeichner, Grafiker, Maler, dazu 4500 Auftritte in ganz Deutschland: „Da brauchte ich ihre Unterstützung. Das hätte so nicht funktioniert, wenn sie mir nicht zur Seite gestanden hätte“, betont Stichnoth. „Als Frau muss man da mitziehen“, pflichtet Ehefrau Ursula bei – und man müsse auch mal „ein Auge zudrücken“.

Das Geheimnis einer 65 Jahre haltenden Ehe? „Verstehen – und man muss miteinander reden“, sagt Ehefrau Ursula. Es gebe nicht immer gute Zeiten. Man habe sich aber immer zusammengerauft. „Es war nicht wie heute: »Es passt nicht mehr, wir gehen auseinander«“, betont sie. Ehemann Kurt nennt noch einen weiteren wichtigen Aspekt: „Jeder von uns hat sich seinen Freiraum erhalten.“ Seine Frau trifft sich regelmäßig mit alten Schulkameradinnen, ist im Kegelclub und der Gesangsgruppe aktiv, er selbst sei „ein Wandervogel“ und fuhr jedes Jahr alleine in den Wanderurlaub. So hänge man nicht so aufeinander.

Gemeinsame Reisen

Bei den Stichnoths hat es funktioniert: Am 3. März 1955 gaben sie sich auf dem Standesamt das Jawort – nach einem Sektfrühstück ging es flugs zum Zug, und dann Richtung Sizilien. „Fantastisch“, schwärmt die 86-jährige Ursula Stichnoth noch heute von ihrer Hochzeitsreise. Das Reisen hat das Paar lange beibehalten: Kreuzfahrten zum Karneval nach Rio, in die Karibik, Urlaub in Marokko, aber auch Kuraufenthalte in Bad Wörishofen und der Toskana.

Dieses Jahr wurde groß gefeiert: Besuch der Familie, Leverkusens stellvertretender Bürgermeister Bernhard Marewski war zu Gast, Gratulation per Post kam auch von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet. Abends wurde im engsten Familienkreis im Hyatt in Köln gefeiert, größer dann im Sängerheim des Gesangsvereins Germania Opladen. Die Jubilare hatten mit ihrer Feier noch Glück – mittlerweile verlässt das Paar wegen der Coronakrise die Wohnung in Küppersteg kaum. Der Sohn versorge sie mit Lebensmitteln, erzählt Ursula Stichnoth und blickt optimistisch in die Zukunft.

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Auch Kurt Stichnoth lässt sich nicht unterkriegen: Fleißig werkelt er in seinem kleinen Kelleratelier für die Villa Römer und das Geschichtsprojekt „Stadtgeschichte mit Zukunft“ zum 90-jährigen Bestehen der Stadt Leverkusen. Für sich und für den Chor Germania Opladen will er Exponate, Tableaus und Zeichnungen erstellen, aufbereiten und ausstellen.

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