EnergiewendeWas einem Solarpark auf der Leverkusener Sondermülldeponie im Weg steht

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Die Hänge der Sondermüll-Deponie in Bürrig

Die Hänge der Sondermüll-Deponie könnten mit Sonnenkollektoren gepflastert werden, ist die Idee von Opladen Plus. Bei Currenta zeigt man sich noch skeptisch.

Es wäre schön, aber es ist nicht einfach: Currenta äußert sich zu der Idee, in Bürrig in großem Umfang Sonnenkollektoren zu installieren.

Die Idee ist so bestechend wie naheliegend: Die weitläufigen Hänge der Bürriger Sondermülldeponie gäben einen ertragreichen Solarpark ab, glaubt die Ratsfraktion von Opladen Plus. Sie hat deshalb die Stadtverwaltung aufgefordert, das zu prüfen. Immerhin beträgt die Gesamtfläche 600.000 Quadratmeter. Dann müsste aber nicht nur die derzeit noch bespielte Deponie mit Solarmodulen überzogen werden, sondern auch die Altlast – also der Hügel im Autobahnkreuz Leverkusen-West. 

Unterstützung bekam die Opladener Stadtteil-Partei am Donnerstag von den Grünen im Rat. „Auf jeden Fall prüfen“, empfahl Gerd Wölwer, der in der Fraktion als Energieexperte gilt. Denn: „Der Energiewendeprozess in Leverkusen muss jetzt höchste Priorität haben und endlich Fahrt aufnehmen.“

Eine größere Chance auf Verwirklichung hat nach Einschätzung von Fraktionschefin Claudia Wiese ein Solarpark auf der Altlast im Spaghettiknoten: „Da Verkehrsminister Wissing Solaranlagen sogar über Autobahnen einweiht, sollten dafür doch wohl offene Ohren vorhanden sein. Unabhängig davon werden wir uns aber weiterhin stark machen für eine Solaranlage am Gleisdreieck“, kündigte Wiese an. Also auf dem verseuchten Land in Opladen. Nichts dürfe ungeprüft bleiben.

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Leverkusens Giftmülldeponien gehören immer noch Bayer

Bei Currenta trat man indes am Donnerstag auf die Bremse. Auf Nachfrage wies Maximilian Laufer, Sprecher beim Chempark-Betreiber, auf den Bayer auch die Herrschaft über die Deponien übertragen hat, auf grundsätzliche Fragen hin, die noch zu klären seien. Zwar eigneten sich „die großen Freiflächen in und rund um unsere Standorte grundsätzlich hervorragend für lokale Erzeugungsanlagen“ von Grünstrom. Allerdings fingen die Probleme schon bei den Eigentumsverhältnissen an. Die Deponie-Grundstücke gehören nämlich nicht Currenta, sondern nach wie vor der Bayer AG. 

Das könnte den Bau eines großen, zudem weithin sichtbaren Solarparks als Symbol für die Energiewende in der energiefressenden chemischen Industrie durchaus behindern. Am bequemsten ist es, das Gelände nicht anzutasten. Die großflächige Montage von Solarpanels dagegen kann es mit sich bringen, dass – jedenfalls auf der Altlast Dhünnaue-Nord – mit Schäden an der dicken Folie gerechnet werden muss, mit der diese Deponie nach oben hin abgedichtet wurde.

Das wird man bei Bayer wohl abwägen. Zumal der Konzern mangels größerer Produktion in Leverkusen das Energiethema weitaus gelassener angehen kann als seine Abspaltungen Lanxess und Covestro, die enorme Mengen an Strom verbrauchen. 

Bei Currenta weiß man außerdem, dass die noch laufende Deponie keinesfalls komplett mit Sonnenkollektoren zugepflastert werden kann: Viele Bereiche müssen aus Sicherheitsgründen jederzeit schnell zugänglich bleiben. Das schränkt die Möglichkeiten ein – und damit die für einen Solarpark verwertbare Fläche.

Aber Currenta sei mit Eifer bei der Sache, versicherte Laufer. Denn: „Auch die lokale Grünstromerzeugung kann ein Hebel sein, um CO₂-Emissionen zu reduzieren.“ Das habe man beim Chempark-Betreiber natürlich längst verinnerlicht. 

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