Nach einem Angriff gegen ein schwules Paar in Opladen setzen Leverkusener zum Idahobita ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit.
Gegen QueerfeindlichkeitLeverkusener Verein hält Kundgebung zum internationalen Aktionstag

Etwa 30 Teilnehmende versammeln sich vor dem Rathaus, um am Idahobita ein Zeichen gegen Queerfeindlichkeit und für Vielfalt in Leverkusen zu setzen.
Copyright: Timon Brombach
Rund dreißig Menschen versammeln sich am Samstagmittag auf dem Friedrich-Ebert-Platz vor dem Leverkusener Rathaus. Es ist der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit“ – kurz: Idahobita. In Leverkusen steht der Gedenk- und Aktionstag in diesem Jahr unter besonderem Eindruck. Nur zwei Wochen zuvor ist am Bahnhof Opladen ein gleichgeschlechtliches Paar von Unbekannten angegriffen worden. Die Männer wurden verfolgt, beschimpft – und einer von ihnen wurde zu Boden geworfen und mehrfach gegen den Kopf getreten. Der Vorfall macht deutlich: Queerfeindlichkeit ist auch in Leverkusen Realität.
Leverkusen: Teilnehmende setzen ein Zeichen gegen Hass
„Unsere Existenz ist kein Verbrechen – euer Hass schon“, eröffnet Organisator Marco Sahler vom Verein Pride am Rhein die Kundgebung mit klaren Worten, „Wir stehen heute hier, weil es notwendig ist. Weil queeres Leben noch immer nicht selbstverständlich ist. Auch im Jahr 2025 – auch hier in unserer Stadt.“ Der Angriff in Opladen sei kein Einzelfall, sagt er. „Was wir sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Viele queere Menschen erleben Ausgrenzung und Gewalt – oft im Verborgenen.“ Sahler erinnert daran, dass queere Menschen Diskriminierung nicht nur auf der Straße erleben, sondern auch im Alltag: bei der Wohnungssuche, beim Arzt, in der Schule oder im Beruf. „Deshalb brauchen wir mehr als nur Sicherheit – wir brauchen Anerkennung, Mitbestimmung und Respekt“, so der Initiator.
Auch Oberbürgermeister Uwe Richrath bezieht bei der Kundgebung Stellung: „Leverkusen setzt ein starkes Zeichen. Ich freue mich auf den CSD.“ Mit seiner Präsenz macht er deutlich: Queerfeindlichkeit widerspricht den Werten einer offenen Stadtgesellschaft. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Sichtbarmachung und Meldung queerfeindlicher Vorfälle. Sahler verweist auf die Meldestelle „MiQ – für queerfeindliche Vorfälle in NRW“, bei der Betroffene sowie Zeuginnen und Zeugen Übergriffe anonym melden können. „Denn nur was sichtbar ist, kann sich verändern“, betont Sahler.
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Die Veranstaltenden fordern auch politische Konsequenzen: einen Schutz queerer Identitäten im Grundgesetz, queersensible Bildungspläne in Schulen, mehr Ressourcen für Antidiskriminierungsarbeit und ein EU-weites Verbot „Konversionstherapien“. „Queerfeindlichkeit ist kein individuelles Problem – sie ist ein strukturelles“, sagt Sahler, „Und strukturelle Probleme brauchen strukturelle Antworten.“
Zum Abschluss der Kundgebung blicken die Teilnehmenden nach vorn – und laden ein: Am ersten Juni findet der zweite CSD Leverkusen statt. Der Demonstrationszug zieht dann wieder durch Schlebusch. Sahler richtet sich zum Schluss direkt an queere Menschen in Leverkusen – und an alle, die noch zögern: „Ihr seid nicht falsch. Ihr seid nicht zu laut, nicht zu bunt, nicht zu viel. Ihr seid genau richtig. Ihr seid mutig, stark und wichtig – und ihr verändert diese Stadt.“
Was ist Idahobita?
Der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter-, Trans- und Asexuellenfeindlichkeit“ erinnert an den 17. Mai 1990. An diesem Tag streicht die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität offiziell aus dem Diagnoseschlüssel für Krankheiten. Der Tag macht auf die anhaltende Diskriminierung queerer Menschen aufmerksam. (tmb)