Grünenchefin bei Bayer„Nach Corona soll Deutschland krisenfester sein“

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Im Innenhof der Konzernzentrale posieren Annalena Baerbock und Werner Baumann für ein gemeinsames Foto.

Im Innenhof der Konzernzentrale posieren Annalena Baerbock und Werner Baumann für ein gemeinsames Foto.

  • Grünenchefin Annalena Baerbock traf am Donnerstag Bayerchef Werner Baumann.
  • Wie kann man Deutschlands Medikamentenversorgung sicherstellen, war eine der diskutierten Fragen.

Leverkusen – Das vertrauliche Gespräch zwischen Annalena Baerbock und Werner Baumann überschritt die veranschlagten 20 Minuten deutlich. Und doch musste die Bundesvorsitzende der Grünen hinterher feststellen: „Die Zeit reicht bei Weitem nicht, um alle Themen zu klären.“ Bayers CEO Baumann war da schon wieder gegangen, weiter zum nächsten Termin, und so war Baerbock mit der Aufgabe auf sich alleine gestellt, alle Fragen zum konkreten Inhalt des Gesprächs möglichst nonchalant zu umgehen.

Schutzmasken als Existenzfrage

Die Delegation der Grünen kommt in zwei schwarzen Minibussen vor der Bayerzentrale an. Baerbock befindet sich auf einer vierzehntägigen „Sommertour“ durch das Land. Das Motto der Reise ist: „…zu achten und zu schützen“ – ein Verweis auf das Grundgesetz. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie das Land als Lehre aus der Corona-Krise widerstandsfähiger und krisenfester werden kann. „Damit wir nie wieder in eine Situation kommen, wo banale Dinge wie Schutzmasken und OP-Kittel zu einer Existenzfrage für eine der größten Industrienationen werden“, sagt Baerbock in der Bayer-Zentrale.

Alles zurückholen geht nicht

Ihre erste Reaktion sei gewesen: Die Produktion von existenziellen Gütern müsse möglichst komplett zurück nach Europa, wenn nicht gar nach Deutschland. Dass das nicht so einfach ist, hat sie schon bei Siemens erfahren und auch Baumann scheint die Vorteile der internationalen Produktion überzeugend deutlich gemacht zu haben. Zumindest spricht Baerbock beim kurzen Pressegespräch davon, dass man künftig schauen müsse „wie man bestimmte Präparate vorhalten kann.“ Antibiotika zum Beispiel.

Belastungen für die Menschen vermeiden

Leise lässt sie durchklingen, welche Wünsche sie an Baumann im Gepäck hatte. In Bezug auf die Forschung sagt sie: „Man muss immer berücksichtigen, dass Europa eine Vorsorgegesellschaft ist.“ Das heißt, eine Gesellschaft, die ihre Bürger vor vermeidbaren Belastungen schützt. Bayer solle sich gerade im Bereich der Gentechnik nicht an den amerikanischen, sondern an den europäischen Standards orientieren. Auf der anderen Seite klingt durch, dass Baumann sich vor allem im Bereich der Arzneimittelzulassung und Patente mehr Unterstützung der Bundespolitik wünscht.

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Dass die Grünen in der Vergangenheit nicht unbedingt Fans des Pharma- und Agrarchemieunternehmens waren, ist kein Geheimnis. „Dass ich heute hier bin, heißt nicht, dass ich einige Sachen nach wie vor nicht verstehe oder anders machen würde“, sagt Baerbock. Letztendlich ginge es aber ja gerade in der Pandemiezeit darum, „gemeinsam zu Lösungen zu finden, wie wir im Bereich Gesundheit besser gewappnet sein können“.

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Im Pressegespräch mit Annalena Baerbock vertrat Max Müller, Leiter Politik Deutschland, den Konzern. 

Bayer – im Gespräch vertreten durch  Max Müller, Leiter Politik Deutschland– nahm das Friedensangebot gerne an. Und bedankte sich gar bei den Grünen für deren Hartnäckigkeit. „Dass wir bis 2030 klimaneutral sein werden ist auch ein Zeichen: Wir haben zugehört, wir haben verstanden, was ihr sagt.“ Die Wege mögen unterschiedlich sein, das Ziel sei aber das Gleiche. Sommerlicher Kuschelkurs auf Abstand.

Unterschiedliche Wege

Unterschiedliche Wege mussten auch die Journalisten nehmen, die von Baerbocks Delegation getrennt durch das Kommunikationszentrum „Baykomm“ geführt und in Shuttlebussen durch den Chempark gefahren wurden. Ihre Erkenntnisse nahm die Grünen-Chefin dann wieder mit in den schwarzen Kleinbus. Zum nächsten Termin in Köln.

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