Kandidatin in LeverkusenPetra Franke widerspricht den FDP-Klischees

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Petra Franke ist Kandidatin der Leverkusener FDP bei der Landtagswahl - hier ist sie im Wahlkampfeinsatz in Opladen.

Leverkusen  – Petra Franke (39) sitzt in einem Sessel in der Cafeteria des Landtags. Hinter ihr gibt die riesige Fensterfront den Blick auf den Rhein in Düsseldorf und das Panorama der Landeshauptstadt frei. Ein paar Meter weiter geht Ministerpräsident Hendrik Wüst von der CDU schnellen Schrittes durchs riesige Foyer.

Irgendwie atmet alles an dieser Szenerie etwas von großer Welt. Oder besser: von großer Politik. Und genau darum geht es Petra Franke ja. Sie ist die Kandidatin der Leverkusener FDP bei der Landtagswahl. Und sie kennt sich mit großer Politik durchaus aus.

Seit Jahren im Landtag tätig

Seit mehreren Jahren schon arbeitet die gebürtige Bergisch Gladbacherin und Wahl-Leverkusenerin hier im Landtag. Sie war Referentin der Enquetekommission „Mittelstand und Handwerk“. Büroleiterin des Abgeordneten Stephen Paul. Fachreferentin. Oder wie sie das selbst lächelnd zusammenfasst: „Ich habe den Landtag schon in allen möglichen Funktionen kennengelernt und verlaufe mich auch in der Tiefgarage nicht mehr.“

Und doch: Ist Petra Franke noch nicht wirklich angekommen. Das wäre sie dann erst, wenn die Menschen sie ins Landesparlament wählten. 2012 hat sie es schonmal versucht. Damals in Münster, wo sie studierte. Sie scheiterte. Jetzt will Petra Franke es packen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Überzeugung ist wichtig

Ein große Rolle im Politikleben spielt für sie, natürlich, der Begriff „Überzeugung“. Franke ist nicht zuletzt überzeugt davon, damals, nachdem sie engagierte Schülervertreterin gewesen war, in der richtigen Partei gelandet zu sein. „Ich habe mir anfangs alle Organisationen mal angeschaut.“ Nichts passte. „Bei der CDU etwa bin ich mit der Kultur nicht klargekommen. Damals war ich bei einer Wahlkampfveranstaltung von Jürgen Rüttgers. Alle sind erstmal aufgestanden und haben die Nationalhymne gesungen. Da wusste ich: Ich bin hier falsch.“

Bei den Jungliberalen aber merkte sie: „Das ist anders. Ich wurde sofort aufgenommen. Meine Meinung zählte. Ich war erst 15. Aber das war egal. Sie haben mich wertgeschätzt.“

Die Einleitung ist wichtig

Und schon fällt der nächste Begriff, der für Franke wichtig ist: „Wert“. Das sei der Kern. Eine Dame habe sie einmal um Rat gefragt, in welcher Partei sie sich denn am beste engagieren solle. Petra Franke riet ihr: „Nehmen Sie sich die Grundsatzprogramme der Parteien vor. Lesen Sie sich nur die jeweilige Einleitung durch. Und dann schaue Sie, welches Ihnen am meisten zusagt.“ Das sei: Orientierung am Wertekompass.

„Wenn ich das Programm der FDP lese, dann geht mir das Herz auf. Dann denke ich: Das ist so genau meins.“ Bei den anderen Parteien stünde oftmals viel über Tradition. Viel „Das haben wir immer so gemacht“. Ich aber will Dynamik. Ich will, dass wir uns weiterentwickeln. Ich will Fortschritt. Und: Ich will ihn mit Toleranz und Wertschätzung und freiem Denken. Wir müssen jedem Menschen zutrauen, die nächste geniale Idee zu haben.“

Sie widerspricht den Parteiklischees

Den Klischees, die ihrer Partei anhaften, widerspricht Petra Franke energisch, als sie eine Woche später in der Opladener Fußgängerzone steht, Infoblätter verteilt und über die gleich daneben stehende AfD die Nase rümpft: „Ich mag Streitgespräche, aber das Ende der Fahnenstange ist bei Parteien wie der AfD erreicht“. Sie sagt: „Die Zeit der arroganten Arzt- und Besserverdiener-Partei sind vorbei.“ Das beste Beispiel? „Sehen Sie mich an: Ich stamme aus einem bildungsfernen Haushalt – mein Vater war Schreiner. Ich bin seit zehn Jahren Vegetarierin. Und ich kaufe Bio-Eier.“

Argentinien als Wendepunkt

Es war auch ein Auslandsjahr in Argentinien, das sie prägte. „Dort sah ich Kinder, die auf der Straße lebten. Menschen, die sich aufgrund der katastrophalen Krankenversorgung die teuren Medikamente nicht leisten konnten. Und als ich wieder in Deutschland war und die Diskussion um die Erhöhung von Hartz IV mitbekam, dachte ich nur: Das ist so zynisch!“ So eine Erfahrung verändere eben die Perspektive.

Ihre Perspektive auf Leverkusen ist jedenfalls klar umrissen: „Leverkusen wird unterschätzt. Die meisten verbinden es nur mit Bayer. Dabei ist es vielfältig. Jeder Stadtteil hat einen eigenen Charakter.“ Und: „Leverkusen ist extrem gut an den Verkehr angebunden. Das macht einen großen Teil der Attraktivität aus.“ Wenngleich Petra Franke auch weiß: „Gleichzeitig ist das unsere große Krux, die uns gerade vor große Probleme stellt.“ Aber die zu lösen – „mit Drucks, aber auch mit vertrauensvollen Gesprächen“ – tritt sie ja am 15. Mai an.

KStA abonnieren