Was erlaubt ist und wo man gucken kannLeverkusen bereitet sich auf die EM vor

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Im Herkenrath Hof kann man sich die Fußballspiele anschauen.

Leverkusen – Wenn am Freitag, 11. Juni, um 21 Uhr mit einem Jahr Verspätung die Fußball-Europameisterschaft beginnt, dann geht es nicht nur um ein Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien. Oder überhaupt um 51 Spiele in knapp vier Wochen. Oder um die Antwort auf die Frage, wie weit es wohl die deutsche Nationalmannschaft in diesem 2020 wegen Corona entfallenen Turnier schafft. Es geht für viele Menschen auch um ein Stück der wiedererlangten Normalität, wenn sie sich zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit vielleicht wieder mit ein paar ausgewählten Freunden oder Verwandten zum Fußballschauen treffen. In der Kneipe. Im Haus. Im Garten. Es geht also um das, was möglich ist.

Bei Kresimir Kozina ist die Erleichterung ist in jedem Wort zu hören. „Die Mitarbeiter sind gut drauf, die Gäste sind gut drauf“, sagt der Betreiber „Herkenrath Hof“ in Schlebusch. „Und ich kann endlich wieder besser schlafen.“ Seit gut einer Woche läuft der Betrieb in seinem Restaurant nach Monaten der Schließung wieder. „Das ist einfach nur schön.“ Und deswegen hat er entschlossen, es für Fußballfans noch ein bisschen schöner zu machen und hängt Bildschirme im Biergarten auf, auf den die Spiele der am Freitag beginnenden Fußball-Europameisterschaft verfolgt werden können.

„Natürlich nicht wie früher mit bis oben hin gefüllten Stehplätzen“, sagt der Gastronom. „Aber man muss ja nicht gleich wieder im fünften bis sechsten Gang fahren, jetzt machen wir das halt vielleicht mal im vierten Gang.“ Heißt: Gäste müssen auf ihrem Platz an den nach festen Abstandsregeln aufgestellten Tischen sitzen bleiben, wildes Durcheinanderrennen und fremden Leuten in die Arme fallen wird es nicht geben. Keine Partystimmung also, aber immerhin geselliges Fußball gucken bei Essen und Getränken, die an den Tisch gebracht werden – damit dürften die meisten Fans nach der entbehrungsreichen Zeit mehr als zufrieden sein.

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Denn es geht in diesem Jahr natürlich vor allem auch um Sicherheit. Und um das, was nicht möglich ist. Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft 2006 im eigenen Lande sind Rudelgucken, Freiluft-Fußballpartys, Autokorsos, Fan-Zusammenkünfte an öffentlichen Plätzen und überhaupt Jubel, Trubel, Heiterkeit rund um Fußballspiele ja nicht mehr nur irgendwie Begleiterscheinungen großer Turniere wie früher. Sie gehören vielmehr zum guten Ton – und ufern gerne einmal aus. Dennoch, sagt Julia Trick, Sprecherin der Stadt Leverkusen: „Der Kommunale Ordnungsdienst wird während der EM nicht mehr Kontrollgänge vornehmen als bisher in der Pandemie.“ Öffentliche Plätze werden kontrolliert. Im privaten Raum – dem eigenen Heim oder dem eigenen Garten – hätten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadt ja ohnehin keine Handhabe, wie jemand nun feiere.

Public Viewing wäre erlaubt

Bei der Stadt geht man nicht davon aus, dass eine Vielzahl an Menschen die EM allzu euphorisch angehen und über sie die Pandemie vergessen wird. Es sei auch nirgendwo ein Public-Viewing geplant, sagt Trick. Wobei das sogar durchaus erlaubt wäre. Zumindest sofern es im Rahmen der geltenden Schutzbestimmungen des Landes für Kulturveranstaltungen beziehungsweise Kinovorführungen erfolge. Sprich: Bei der derzeitigen Inzidenz zwischen 35 und 50 und der Schutzstufe 2, in der sich Leverkusen somit befindet, dürften Veranstalter oder Veranstalterinnen eine Public-Viewing-Veranstaltung mit bis zu 500 Personen im Freien oder im Innern anbieten. Voraussetzungen sind ein fester Sitzplan, negativer Corona-Test und Rückverfolgbarkeit. Privat seien Treffen mit bis zu 100 Gästen draußen oder 50 Gästen drinnen erlaubt. Die Voraussetzung ist auch hier ein negativer Test. Indes: Partys sind nach wie vor verboten – was die Sache mit dem Rudelgucken im privaten Kreis dann schon wieder eher vertrackt macht. Denn diese Regelungen gelten nur, wenn der Mindestabstand sichergestellt werden, beispielsweise mit einem Sitzplan.

Im Restaurant mit Hygienekonzept ist die Übertragung von Spielen erlaubt. Bis zu 130 Gäste können die EM beispielsweise im Biergarten vom Touchdown in Opladen schauen, auch der Innenbereich ist mittlerweile geöffnet. Doch nicht jeder Gastronom ist schon so weit. Der Kölner Hof in Opladen öffnet erst am 5. Juli. Dann aber überträgt er alle Spiele, bestätigt Peter Mohr. Das heißt: Das Finalspiel könnte man dann in dem Restaurant gucken, sollte die Inzidenz weiterhin niedrig bleiben.

Die CDU-Fraktion hat in einem Antrag OB Uwe Richrath aufgefordert, den Gastronomen in Leverkusen mindestens für die Zeit der Fußball-Europameisterschaft 2021, besser aber noch für den Sommer 2021, die Öffnung ihrer Außengastronomie bis 24 Uhr im Rahmen des rechtlich Machbaren zu ermöglichen.

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