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Germania Opladen von 1905Nach 120 Jahren plagen Leverkusens Männerchor die Zukunftssorgen

Lesezeit 3 Minuten
Ein Männerchor singt in einer Kirche.

Der Männerchor Germania Opladen bei einem Konzert im Jahr 2016

Ihre Musik wird gerne gehört, doch der Nachwuchs fehlt - alleine in diesem Jahr sind schon sechs Sänger gestorben.

Jeden Freitag kommen die rund 50 Sänger des Männerchors Germania Opladen im Sängerheim zusammen. Seit 1905 gibt es den Chor, dieses Jahr feiert er seinen 120. Geburtstag. Im Oktober soll es aus diesem Anlass ein großes Konzert in der neuen Sporthalle unweit des Sängerheims geben, die Genehmigung dazu fehlt aber noch.

Elf Mitglieder des Staatseisenbahnvereins gründeten den Männerchor Germania Opladen im Februar 1905 als Werkschor. Als erster Dirigent übernahm damals der Opladener Lehrer Lutz Fühlung. Der Männerchor ging aus dem „Beamtenverein Germania Opladen“ hervor, der 1887 von königlichen Eisenbahnbeamten gegründet wurde. Auch hier soll an den Vereinsabenden schon gesungen worden sein.

Neustart in Leverkusen nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste der Chor, so wie viele Vereine, erstmal von vorne anfangen. Den entscheidenden Durchbruch schaffte er nach eigenen Angaben 1954, mit der Übernahme durch Musikdirektor Theo Breuer. Erst 46 Jahre später, im Jahr 2000, kam es aus gesundheitlichen Gründen wieder zu einem Wechsel der Chorleitung. Seit 25 Jahren hat nun Eugen Momot die Leitung des Chors inne. Sein Jubiläum feierte er in diesem Jahr.

Die gesungenen Lieder reichen von Volksliedern über Opernstücke bis hin zu moderneren Liedern. „Wir singen alles“, erklärt Peter Rheindorf, erster Schriftführer des Chors. Und das auch überall. In ganz Deutschland und den umliegenden Nachbarländern, auch in wie Belgien und den Niederlanden ist der Chor bereits aufgetreten. Die diesjährige Chorfahrt führt den Männerchor Ende Juni nach Luxemburg. Rheindorf erzählt, dass ein enormer Aufwand für diese Fahrten betrieben werde: „Für jede Fahrt gibt es sogar eine eigene Notenmappe.“

Bahnwaggon als Erinnerung an die Entstehung

Der Chor verfügt über ein eigenes Sängerheim auf der Campusallee 15 in Opladen. Es wurde durch die Initiative des ersten Vorsitzenden Bernd Frank gebaut. Neben den Proben finden hier auch Veranstaltungen wie Grillfeste und Karnevalsfeiern statt. Vor dem Sängerheim steht außerdem, in Anlehnung an die Entstehung des Chors, ein Bahnwaggon, in dem auch Trauungen stattfinden können.

Auf die Entwicklung seines Chors, aber auch die der Männerchöre in Leverkusen insgesamt, blickt Peter Rheindorf mit Bedauern: „Es gibt leider nur noch drei Männerchöre.“ Und auch seinen Verein plagt der Mitgliederrückgang: „Allein dieses Jahr sind schon sechs Sänger verstorben.“ Nachwuchs zu generieren, sei schwierig. „Wir laden ein und laden ein und laden ein, doch bringen tut es nicht so viel“, sagt Rheindorf. Ohne Sponsoren könnte der Verein gar nicht mehr bestehen, erzählt der Sänger. Er ist ratlos, denn „die Musik wollen die Leute, nur wer sie macht“, das sei die große Frage.

Das 120-jährige Bestehen sieht Peter Rheindorf als Anlass, die Bemühungen fortzusetzen, damit der Chor auch noch weiter bestehen kann. „Wir wollen daran festhalten“, ergänzt er, denn „ohne kann ich nicht leben“.