Sorgen nach ExplosionImport-Beschränkungen für Leverkusener Katastrophen-Ofen?

Lesezeit 3 Minuten
entsorgungszentrum_RLE_Leverkusen08122021ALF_7530

Der Sondermüllofen in Bürrig braucht nach der Katastrophe vom 27. Juli ein neues Sicherheitskonzept. Die Bürgerliste erhebt detaillierte Forderungen.

Leverkusen – Mit einem Antragspaket reagiert die Bürgerliste auf Currentas Plan, den Sondermüllofen bald wieder in Betrieb zu nehmen. Fraktionschef Erhard Schoofs und seine Kollegen Horst Müller und Karl Schweiger legten am Donnerstag ihre Forderungen auf den Tisch.

Zwar habe nach der Katastrophe vom 27. Juli und der daraus resultierenden Angst vor allem in Bürrig in der Fraktion die Auffassung geherrscht: „So ein Ding gehört da gar nicht hin“, so Schoofs. Aber mit Blick darauf, dass Entsorgung von Chemiemüll nach deutschen Normen immer noch besser ist als Export ins Ausland, wolle man nun an einer besseren Sicherheit der Anlage arbeiten.

Dafür müssten die Normen erst einmal eingehalten werden: Anders als die Bezirksregierung es plant, müsse die 110-Kilovolt-Leitung, die über dem Gelände hängt und die Feuerwehren nach Explosion und Großbrand über Stunden daran hinderte, das Feuer von allen Seiten zu bekämpfen, unbedingt verlegt werden. Die Bürgerliste verweist auf eine Europa-Norm, die es aus ihrer Sicht ausschließt, dass eine Starkstrom-Leitung über einem Störfallbetrieb hängt.

Elektriker steckte im Stau

Die Kölner Aufsichtsbehörde tendiert aber dazu, der Leitungsanordnung Bestandsschutz zu gewähren und fordert lediglich, dass sie im Katastrophenfall schneller vom Netz genommen werden kann als es am Vormittag des 27. Juli geschah: Der Elektriker steckte im Stau auf der nach dem Brand gesperrten A 1 fest.

Mit Blick darauf, dass nach der Havarie tagelang die Pumpen ausfielen, die auf der Altlast nebenan dafür sorgen sollen, dass kein kontaminiertes Wasser aus der stillgelegten Giftmüll-Deponie in den Rhein gerät, sei eine unabhängige Stromversorgung dieser Pumpen unabdingbar, so die Bürgerliste.

Keiner kennt die Notfallpläne

Die externen und internen Notfallpläne von Stadt und Currenta reichen nach Auffassung von Müller, Schoofs und Schweiger nicht aus. Das habe sich am 27. Juli zweifelsfrei erwiesen. Sie müssten überarbeitet, ergänzt „sowie im Bewusstsein der betroffenen Bürgerinnen und Bürger besser verankert werden“.

Mit dem regen Müll-Import – rund ein Drittel der verbrannten Problem-Substanzen stammt nach Angaben der Behörden nicht aus dem Chempark – ist die Bürgerliste auch unglücklich. Deshalb müsse in einer erneuerten Betriebserlaubnis für die Anlage stehen, dass „generell nur noch heimischer Giftmüll aus der Europäischen Union hier verbrannt werden darf“. Ausnahmen könne es nur mit einer Sondergenehmigung des Landesumweltministeriums geben.

Das könnte Sie auch interessieren:

Anders umgehen müsse man auch mit den Versorgern. Dass die EVL ein halbes Jahr nicht wusste, dass ein kontaminierter Löschwasser-Cocktail in den Rhein abgelassen wurde, aus dem ein kleiner Teil des Trinkwassers gewonnen wird, sei ein Unding. Bleibt das Tanklager: Neue Tanks müssten weit auseinander und in einem unterirdischen Bunker platziert werden – als Teil einer Neukonzeption der Anlage. Ohne die dürfe der Ofen nicht wieder in Betrieb gehen.

KStA abonnieren