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Auf SpurensucheBarbara Stewen aus Lindlar forscht über Kölner Künstlerin Olga Oppenheimer

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt Barbara Stewen, im Hintergrund ein Computermonitor mit einem Foto von Olga Oppenheimer.

Die Künstlerin Barbara Stewen aus Schmitzhöhe forscht zur Geschichte fest vergessenen Malerin und Kuratorin Olga Oppenheimer, die von den Nazis ermordet wurde.

Kaum jemand kennt die Kölner Malerin und Kuratorin Olga Oppenheimer (1886–1941). Barbara Stewen aus Lindlar hat sich auf die Suche gemacht.

„Für mich war das ein ‚Cold Case‘“, sagt Barbara Stewen. Mit nicht abgeschlossenen Kriminalfällen kennt sich die Lindlarerin bestens aus. Denn bevor sie eine Karriere als anerkannte Künstlerin und Autorin von Kriminalromanen und Sachbüchern begann, arbeitete Barbara Stewen bei der Kriminalpolizei.

Ein Jahr lang hat die 81-Jährige über das Leben und über den Tod von Olga Oppenheimer (1886 bis 1941) geforscht, einer heute fast vergessenen Kölner Künstlerin. Stewen wühlte sich durch Dokumente, recherchierte im NRW-Landesarchiv in Duisburg und dem früheren Erbbiologischen Institut Brauweiler und besuchte eine psychiatrische Klinik in Waldbreitbach im Westerwald, wo Oppenheimer von Ende 1918 bis 1941 lebte.

Eingewiesen in die Psychiatrie

Und dabei hat Stewen manch Neues herausfinden können. So hängt etwa im Kölner Stadtmuseum ein Porträt, das angeblich Oppenheimer zeigt – „aber das stimmt nicht“. Und auch in vielen Büchern zur Kunstgeschichte gebe es falsche Darstellungen. „Der eine Autor hat vom anderen abgeschrieben“, sagt Stewen. Erst 2024 hat die promovierte Historikerin Christl Wickert auf der Internetseite „Kölner Frauen-Stadtplan“ eine gut recherchierte Biografie von Olga Oppenheimer veröffentlicht. Dennoch konnte Stewen manches finden, was bislang nicht bekannt war.

Olga Oppenheimer wuchs in Köln in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf, als ältestes von fünf Geschwistern. Die Eltern förderten ihr Maltalent. 1906/07 ließ sie sich an der Damenmalakademie in Dachau ausbilden, 1909 ging sie für ein Jahr nach Paris und studierte bei Paul Sérusier, einem Schüler von Paul Gauguin. Zurück in Köln eröffnete sie die „Mal- und Zeichenschule Olga Oppenheimer“ und beteiligte sich an Ausstellungen des Kölner Künstlerbundes. Sie war Mitglied im „Gereonsklub“, einem Zentrum für moderne Kunst. Der Club zeigte 1912 in Köln erstmals Werke der Künstlergruppe „Blauer Reiter“ mit Werken von Franz Marc und August Macke, stellte Arbeiten von Pablo Picasso und Gustav Klimt aus.

Ein Zentrum für moderne Kunst

1913 heiratete Oppenheimer den Geschäftsmann Adolf Worringer, die beiden bekamen zwei Söhne. Gleich zu Beginn des Ersten Weltkriegs fielen August Macke und Oppenheimers jüngerer Bruder Friedrich an der Front – vermutlich stürzte sie dies in eine tiefe Krise und eine später folgende psychische Erkrankung. Ihr Ehemann Adolf ließ seine Frau Anfang 1918 zunächst in eine Privatklinik für Psychiatrie in Bonn einweisen – von dort kam sie Ende 1918 in das Marienkrankenhaus nach Waldbreitbach.

Der Chefarzt dort – auch das hat Stewen recherchiert – war ein glühender Nazi. Den Söhnen gegenüber verschwieg die Familie, wo ihre Mutter lebt. 23 Jahre verbrachte Olga Oppenheimer in der Klinik, ohne ihre Kinder noch einmal zu sehen. Ihr Ehemann Adolf Worringer ließ sich 1935 – unter dem Druck der Nürnberger „Rassegesetze“ – von seiner jüdischen Frau scheiden.

Ermordet in Hadamar

Am 11. Februar 1941 wurde Olga Oppenheimer ins hessische Hadamar abtransportiert, eine der sechs Tötungsanstalten, in denen die NS-Regierung zehntausende von Menschen, die als „lebensunwert“ galten, in Gaskammern ermorden ließ. Einer von ihnen war Olga Oppenheimer.

Der Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller will zusammen mit dem Landschaftsverband Rheinland, der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, dem Katholischen Bildungswerk und dem Frauengeschichtsverein Köln an das Schicksal von Olga Oppenheimer und der Malerin und Schriftstellerin Hilde Rubinstein (1904–1997) erinnern (siehe unten), 80 Jahre nach dem Ende des NS-Regimes. „Ich kann Olgas Lebensweg stückweise nachvollziehen, habe teilweise mit ihr gelitten. Auch ihre fragilen Gemütszustände, weil ich selbst Malerin bin“, sagt Stewen abschließend.


Stolperstein in Köln erinnert an Ola Oppenheimer

Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat am 13. Juni 2025 vor dem Haus Bodiusstraße 2 in Köln einen Stolperstein für Olga Oppenheimer verlegt. Am Donnerstag, 3. Juli, 19 Uhr, findet im Kölner Domforum, Domkloster 3, ein Vortragsabend statt. Barbara Stewen und Angelika Hensgen sprechen mit Eva Weissweiler über die beiden Künstlerinnen Olga Oppenheimer und Hilde Rubinstein. 

Stolperstein für Olga Oppenheimer.

Stolperstein für Olga Oppenheimer.