Die Rückkehr zum alten Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie scheint beschlossen. Die Gastronomen blicken sorgenvoll in die Zukunft.
MehrwertsteuerOberbergs Gastronomen sorgen sich um ihre Zukunft

Der Besuch von Restaurant und Gastwirtschaft droht weniger zu werden, wenn dort die Preise steigen, fürchten die Gastronomen.
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Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um zwölf Prozentpunkte von sieben auf neunzehn Prozent wird von der Gastronomie zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt. Dabei geht es, wie der oberbergische Bundestagsabgeordnete Dr. Carsten Brodesser sagt, um die Rückkehr zum alten Steuersatz aus den Zeiten vor Corona.
Brodesser sieht zugleich die Gefahr für viele Gastronomen, ihre Betriebe aufgeben zu müssen. So weit dürfe es aber nicht kommen, denn Gastronomie bedeute auch im ländlichen Raum ein Stück Lebensqualität. Der oberbergische CDU-Chef aus Lindlar erinnert indes in diesem Zusammenhang daran, dass die Senkung der Mehrwertsteuer als „Unterstützung der Gastronomie“ von der Bundesregierung in Zeiten von Corona gedacht gewesen sei. Die Idee sei nicht gewesen, diese zwölf Punkte an die Kunden weiter zu geben.
Brodesser sagt, dass sich die Lage für die Gastronomie „weiter verschärft“ habe
Inzwischen habe sich die Lage in der Gastronomie aber weiter verschärft, wie Brodesser sagt. Und die Forderungen des Dehoga als Interessenvertretung, es beim aktuellen Steuersatz zu belassen, könne er sehr gut verstehen. Die Energiekosten seien nach wie vor hoch und was den Kräfte- bzw. Fachkräftemangel in der Gastronomie angehe, so führe der zu weiteren Problemen. Manches Unternehmen habe bereits die bekannten Öffnungszeiten reduzieren müssen, weil sowohl in der Küche als auch im Service Mitarbeiter fehlten.
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Dabei sei das Thema Mehrwertsteuer nicht das einzige Problem, vor dem die Gastronomie stünde. Denn auch die Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme werde zum 1. Januar steigen. Und damit drei Monate früher als zunächst zugesichert. „In meinen Augen ist es der falsche Weg, sich das Geld bei der Gastronomie und den Gaskunden zu holen“, sagt der Bundestagsabgeordnete. Das sei ganz klar der falsche Weg. Er sei kein Freund davon, einzelne Bereiche zu subventionieren. „Aber ich habe die Sorge, dass wir mit einer Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland einen Flickenteppich bekommen.“ Die CDU-Fraktion im Bundestag habe zwar mehrere Vorstöße unternommen, zumindest den Zeitpunkt der Erhöhung noch einmal zu verschieben, aber offenbar habe die Koalition „keine andere Wahl“.
Aus der Praxis berichtet der Gummersbacher Hotelier Eric Stremme, dass die Branche das Geld in Zeiten von Corona gut habe gebrauchen können. Doch in der Folge seien auch viele Kosten gestiegen, sei es für Lebensmittel oder für Energie. „Das wird für viele tödlich“, sagt Stremme.
Genau das fürchtet auch Christina Reinhold vom Landgasthof Reinhold in Gummersbach -Lieberhausen. Sie wirft Bundeskanzler Olaf Scholz „Wortbruch“ mit Blick auf die Erhöhung vor und betont zugleich, dass die Branche während Corona alle Reserven aufgebraucht habe. Man habe jetzt keine andere Wahl als die Erhöhung 1:1 an den Kunden weiter zu geben. Das bedeute, dass die Gerichte für den Gast 20 Prozent teurer würden.