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Olympia in NRW„Wir brauchen eine Stadt, die weltweit zieht“

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LSB-Chef Stefan Klett (links) mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst.

LSB-Chef Stefan Klett (links) mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. 

Stefan Klett, Chef des Landessportbundes NRW, sieht Köln im Vorteil bei der Suche nach einer „Leadcity“ für die Olympiabewerbung der Region.

Herr Klett, beim Olympia-Bürgerentscheid in München gab es eine große Zustimmung. Ist das ein gutes Zeichen für NRW, wo die Bevölkerung voraussichtlich am 19.April über die Rhein-Ruhr-Bewerbung abstimmen soll?

Ja, denn das erfolgreiche Votum in München zeigt ja generell die Bereitschaft der Bevölkerung, dass man die Spiele nach Deutschland holen will. Wir sind in Nordrhein-Westfalen natürlich fest davon überzeugt, dass wir eine ebenso große Mehrheit der Bevölkerung in den 16 beteiligten Kommunen auf unsere Seite bekommen.

Es gibt Überlegungen, die NRW-Bewerbung nicht länger unter dem Namen „Rhein-Ruhr“ laufen zu lassen, sondern Köln oder Düsseldorf als sogenannte „Leadcity“ auszuwählen. Was halten Sie davon?

Die Begrifflichkeit Region ist sicherlich nicht selbsterklärend. Wir brauchen deshalb eine Stadt, die weltweit zieht. Die Entscheidung darüber wird, so glaube ich, in wenigen Tagen oder vielleicht in den nächsten zwei Wochen in Abstimmung mit den Kommunen von der Landesregierung gefällt. Und natürlich muss man sagen, das ist ja gar kein Geheimnis, dass der Kölner Dom ein weltweit bekanntes Baudenkmal ist und sicher einen großen Wiedererkennungswert hätte.

Bei Rhein-Ruhr-Region glauben die Menschen oft, das sei ein riesiges Gebiet, wo man Hunderte von Kilometern zurücklegen muss, um von einer zur anderen Sportstätte zu kommen. Wir haben mal den Zirkel um unsere Sportstätten gezogen, die bei der Rhein-Ruhr-Bewerbung eine Rolle spielen, und da ist der Kreis noch kleiner als in Paris und auch kleiner als in Los Angeles 2028 oder Brisbane 2032.

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Sollte die Entscheidung denn schon vor dem Beschluss des DOSB fallen, mit welcher deutschen Stadt man ins internationale Rennen gehen will?

Sie können nicht monatelang mit einer Bezeichnung durchs Land ziehen, die dann aber nicht mehr dieselbe sein wird. Deswegen ist die Idee einer Leadcity wichtig und sie muss in meinen Augen so schnell wie möglich umgesetzt werden. Es muss so schnell wie möglich entschieden werden, welche Metropole, welche Stadt in Nordrhein-Westfalen der Namensgeber für unsere Bewerbung sein soll. Und Köln als die einzige Millionenstadt in NRW hat da sicherlich einen gewissen Vorsprung.

Der DOSB entscheidet im kommenden September, ob er mit München, Rhein-Ruhr, Berlin oder Hamburg ins internationale Rennen um Olympia gehen will. Mindert die Begeisterung in München die Chancen für NRW?

Nein, überhaupt nicht. Dieses Ergebnis ist eher ein Ansporn. Wir haben nahezu 100 Prozent der Sportstätten bei uns bereits stehen. Es ist nur ein temporäres Leichtathletikstadion zu bauen, das anschließend einer urbanen Nutzung mit Wohnungen und Geschäften überführt wird. Das könnte ein neuer Stadtteil in Köln oder Essen werden. Wir haben in den letzten zehn Jahren rund 30 Welt- und Europameisterschaften in NRW durchgeführt, außerdem zuletzt im Juli die World University Games. Wir sind in der Lage, insgesamt 14 Millionen Tickets an den Mann zu bringen – zusammengerechnet für die Olympischen und Paralympischen Spiele. Das wäre ein Allzeithoch an verkauften Tickets. Und in Nordrhein-Westfalen leben Menschen aus 170 Nationen, das heißt, wir sind eine sehr weltoffene Region.

Was halten Sie Kritikern entgegen, die die Olympiapläne angesichts der klammen Kassen in den NRW-Kommunen für falsch halten? Die sagen, die Kosten-Nutzen-Rechnung Olympias für die Ausrichter sei immer eine sehr nebulöse Angelegenheit?

Mit einer solchen großen Veranstaltung kann man ein Stimmungsbild in der Gesellschaft spürbar verändern. Wenn wir uns die letzten Jahre angucken, mit Corona und den Kriegssituationen, dann merken wir, dass so ein bisschen Mehltau über dem Land liegt. Wir haben 2006 bei der Weltmeisterschaft gemerkt, dass da eine Begeisterungswelle ausgelöst wurde, dass man nicht mehr immer nur herumnörgelte. Man sollte nicht nur gucken, was 2040 oder 2044 passieren würde. Der Weg dorthin wäre ein sehr, sehr positiver, weil man so viel erreichen würde für den Ausbau der maroden Sportstätten, die wir in NRW haben.