Alles im BlickPolizei Rhein-Berg geht mit neuen Kameras auf Streife

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Auf Schulterhöhe der Polizeibeamten wird die neue Einsatzkamera befestigt und kann bei Bedarf Film- und Tonaufnahmen im Einsatz anfertigen.

  • Auch im Rhein-Berg-Kreis wurden im vergangenen Jahr einige Polizeibeamte tätlich angegriffen.
  • Nun gibt es für die Beamten neue Kameras, die sie direkt am Körper tragen. Damit sollen solche Angriffe auf Video festgehalten werden.
  • Für die Polizisten gab es zuletzt entsprechende Schulungen und Technikeinweisungen.

Kreis Rhein-Berg – Rempeleien, bespucken oder handgreifliche Attacken – mehr als 70 Mal sind Polizeibeamte kreisweit im vergangenen Jahr angegriffen worden. Tendenz steigend. Wenn’s brenzlig wird, können sie solche Attacken künftig nach Ankündigung per Video festhalten und somit später gegebenenfalls als Beweismittel nutzen.

„Die Polizei wird zukünftig mit Bodycams auf Streife gehen“, kündigt Polizeisprecher Richard Barz am Donnerstag an. Die gut handtellergroßen robusten Videokameras werden an der Uniform der Polizeibeamten etwa in Schulterhöhe angebracht und können per Knopfdruck in kritischen Einsatzsituationen eingeschalten werden.

„Heimliche Aufnahmen sind nicht zulässig“

Außer wenn Gefahr unmittelbar im Verzug sei, müsse der Einsatz der Bodycam grundsätzlich angekündigt werden, erklärt Polizeisprecher Barz die rechtlichen Rahmenbedingungen: „Heimliche Aufnahmen sind nicht zulässig.“

Alles zum Thema Herbert Reul

Die Lage in Zahlen

61

Mal sind Polizisten in Rhein-Berg 2018 bei Einsätzen angegriffen worden, im vergangenen Jahr wurden bereits bis Ende November 69 Fälle gezählt.

95

Bodycams hat die rheinisch-bergische Polizei erhalten, landesweit wurden 9000 der Spezialkameras angeschafft.

12

Stunden lang kann eine Bodycam aufnehmen, dann muss sie wieder aufgeladen werden. Im Standby-Modus beträgt die Akkulaufzeit 72 Stunden.

64

Gigabyte Video fasst der Speicher jeder Bodycam. Laut Polizei ist die Kamera des Typs Axon Body 2 nach Angaben des Herstellers wetterfest.

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Bodycams sind in einem Pilotprojekt des Landesamts für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD NRW) vorab angeschafft und in fünf Behörden getestet worden, bevor das Land 9000 Bodycams für die Polizeibehörden in NRW anschaffte. (wg)

Die Filme werden nach dem Einsatz auf der Wache auf Server übertragen und dabei von der Kamera gelöscht. Nach 14 Tagen werden dann die Videos automatisch gelöscht, sofern sie nicht als Beweismittel für die Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten erforderlich sind.

Wie im Hauptteil dieser Zeitung berichtet stand auch bei der Planung der Kamerabeschaffung für NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) stets die Frage im Fokus: Führen Bodycams zu mehr Sicherheit? Der Minister hatte das mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienst (LZPD) belegte eine „deeskalierende Wirkung der Kameras. „Wer weiß, dass er gefilmt wird, überlegt sich, ob er zuschlägt“, erläuterte der Minister anlässlich einer Präsentation in Köln.

Entsprechende Schulungen und Technikeinweisungen

„Festgestellt wurde aber auch, dass Polizistinnen und Polizisten bei eingeschalteter Kamera in einzelnen Fällen ihr Verhalten änderten“, berichtet Rhein-Bergs Polizeisprecher Richard Barz. „Der angemessene Umgangston mit den Delinquenten wechselte in eine sehr formale Ausdrucksweise und führte so zu Problemen.“ Aus diesem Grund müsse der Einsatz der Bodycam trainiert werden, damit sich die Beamten auch bei eingeschalteter Kamera „ganz normal verhalten“.

Aus diesem Grund wurden die Polizisten in Rhein-Berg entsprechend geschult und in den richtigen Umgang mit der neuen Technik eingewiesen. „Nach diesen Instruktionen können sie jetzt mit der Bodycam auf Streife gehen“, so Barz.

HD-Qualität und Tonaufzeichnungen

Insgesamt hat die Polizei im Kreisgebiet 95 der 9000 landesweit bestellten Bodycams erhalten, die Bildaufnahmen in HD-Qualität anfertigen und dabei auch den Ton mit aufzeichnen.

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So sehen die Bodycams am Körper aus.

40 Bodycams werden im Wach- und Wechseldienst, also vor allem im normalen Steifendienst der Polizei Rhein-Berg eingesetzt. Mit persönlichen Bodycam-Sets ausgestattet werden zudem Bezirksdienstbeamte, Kradfahrer, Diensthundeführer sowie der Einsatztrupp. Dieser ermittelt verdeckt in Zivil beispielsweise, wenn sich Pkw-Aufbrüche in Tiefgaragen oder Einbrüche in bestimmten Siedlungen häufen.

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Die neuen Bodycams der Kreispolizei sind für den Einsatz besonders robust konstruiert. Laut Hersteller sei die Kamera des Typs „Axon Body 2“ nicht nur wetterfest, sondern überstehe auch einen Sturz aus 1,80 Meter unbeschädigt, berichtet Richard Barz. In den kommenden Tagen werden sie sich im Praxiseinsatz nun auch im rheinisch-bergischen Kreisgebiet bewähren müssen.

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