Gladbacher DokumentarfilmerinNina Koshofer hat den Durchblick

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Am Set mit dem Team – Nina Koshofer (r.) führt Regie beim Dokumentarfilm „Meister-Werke“ in der ZDF-Reihe Terra-X.

Am Set mit dem Team – Nina Koshofer (r.) führt Regie beim Dokumentarfilm „Meister-Werke“ in der ZDF-Reihe Terra-X.

Bergisch Gladbach/Köln – Wenn die Dokumentarserie „Terra-X: F wie Fälschung“ im ZDF gesendet wird, lehnt sich in Schildgen Vater Gerd Koshofer stolz m Sessel zurück: Im Nachspann wird deutlich zu sehen sein, dass Nina Koshofer als Regisseurin die Serie konzipiert und geleitet hat.

„Nina ist unsere Tochter“, erzählt der langjährige Agfa-Marketingleiter und Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh). Aus dem Fotoarchiv hat er ein Foto herausgekramt: Die dreieinhalbjährige Nina hält eine Agfa-Kamera vors rechte Auge.

Interesse an historischen Zusammenhängen

Schon früh wurde sie vom Vater in Sachen Fotografie geprägt – oft schaute die Familie Dias. „Mit vier oder fünf Jahren wusste ich schon, was Bildaufbau und Komposition bedeuten“, erinnert sich Nina Koshofer.

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Auch wenn es damals darum ging, auf dem Kleinbildformat keine Beine abzuschneiden, so ist dieses Wissen heute von Vorteil, wenn sie mit dem Kameramann unterwegs ist. „Ich hab’ mit sieben Jahren schon kleine Bücher gemacht, sobald ich schreiben konnte“, sagt Nina Koshofer, die in Bergisch Gladbach aufgewachsen ist und heute mit Mann und Kind in Köln lebt.

Schon früh war sie sicher, dass sie einen Medienberuf ergreifen würde – sie absolvierte Praktika und arbeitete freiberuflich bei Zeitung, Zeitschriften, Fernsehen und Bundespresseamt. Und sie arbeitete auch in der Redaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“.

„Ich erinnere mich gut an einen Artikel im Jahr 1989 über die bergische Mundart“, erzählt sie. „De Geiß wollt’n langen Stätz haben“ lautete damals die Überschrift über die heitere Schmonzette aus Gläbbisch. „Wilma Kürten hat mir damals beim Transkribieren geholfen – ich hab’ von der Mundart nicht viel verstanden.“

Von ihrer Mutter, der stellvertretenden Bürgermeisterin Ingrid Koshofer, hat sie das große Interesse an historischen Zusammenhängen übernommen. Folgerichtig studierte sie außer Germanistik und Anglistik politische Wissenschaften an der Universität Köln.

Doch zunächst schien es, als trete sie in Vaters Fußstapfen: Von 1994 bis 1995 arbeitete sie als Redaktionsassistentin beim Düsseldorfer Verlag Fotomedia, der die Edelzeitschrift „Photographie“ herausgab. Danach folgte der Sprung in den Traumberuf: Sie volontierte bei der Dortmunder Filmproduktion Teamwork. „Ich wurde einfach losgeschickt, habe alles gemacht, von der Tonbandaufzeichnung über die Assistenz bis zur Mitarbeit an großen Projekten mit dem Produzenten Martin Papirowski – eine große Chance und Herausforderung.“ Für den Dokumentarfilm „Der Kölner Dom“ erhielt sie 1998 den Medienpreis „Kameraführung“. Ein Preis, der Nina Koshofer hohe Anerkennung nicht nur bei den Zuschauern, sondern vor allem in der Welt der Dokumentarfilmproduzenten einbrachte.

Seit 1999 wirkt sie als freiberufliche Autorin, Regisseurin und Producerin für historische und gesellschaftspolitische Dokumentationen für ARD, ZDF und arte. Gerade fand im Kölner Filmclub 813 die Premiere der zweiteiligen Filmreihe „Terra X – F wie Fälschung“ statt. Dafür kamen gleich drei Akteure aus dem Bergischen zusammen: Produzent Clemens Schaeffer, aufgewachsen in Bergisch Gladbach, Meike Hemschemeier, die in Leverkusen-Schlebusch lebt, und Nina Koshofer. „Die Bergische Connection war das – meine Mutter und Clemens Mutter Ingrid Schaeffer-Rahtgens haben sich da zusammengetan nach dem Motto: Ihr müsst euch doch mal kennenlernen“, berichtet Nina Koshofer lachend. Mit Hemschemeier, einer Kollegin und Freundin, wollte sie schon lange etwas produzieren. Bei der ersten Folge „Blütenträume“ lagen Buch und Regie bei Hemschemeier, beim zweiten Teil „Meister-Werke“ bei Nina Koshofer.

In letzterem geht es um den Niederländer Han van Meegeren, der erst 1945 als Fälscher des Barock-Malers Johannes Vermeer überführt wurde. Seine Gemälde wurden als die besten Vermeers gefeiert. Dem Giacometti-Fälscher Eric Hebborn war Koshofer ebenfalls auf der Spur.

In ihrer Küche zeigt Nina Koshofer das umfangreiche Drehbuch. Seitenweise sind die Szenen mit Schauspielern, Interviews und Moderationen des Schauspielers Christian Berkel aufgeführt – es sieht nach Arbeit aus. „Von der Idee bis zum Verkauf vergehen in der Regel anderthalb Jahre, bis zur Fertigstellung drei Jahre“, berichtet Koshofer. Zwischendurch sei sie für andere Projekte unterwegs, zum Beispiel für die Serie „Geschichte Mitteldeutschlands“. Ein Porträt des DDR-Anwalts Wolfgang Vogel steht für eine MDR-Produktion auf dem Plan.

In ein paar Tagen fährt sie für eine Recherche nach Thüringen. Ihr Vater kommt mit, will einen alten Bekannten, einen Defa-Kameramann, besuchen. „Könnte sein, dass etwas Interessantes herauskommt – ich bin ja immer auf der Suche nach alten Filmschätzchen“, sagt Nina Koshofer. Die sammelt sie, archiviert sorgfältig alle Notizen und Aufzeichnungen. Wie der Vater, der auch über ein umfangreiches Filmarchiv verfügt.

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