Schüler ertrunkenNotrufsäule am Wehr der Erft in Bedburg nach tödlichem Unfall aufgestellt

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Das Foto zeigt ein Wehr der Erft bei Bedburg.

Vor etwa zwei Jahren kenterte ein Boot auf der Erft bei Bedburg. Ein Schüler aus Köln geriet ins Wehr, verletzte sich lebensgefährlich und starb einige Zeit später im Krankenhaus

Eine Notrufsäule an der Erft bei Bedburg wurde jetzt nach dem tragischen Unglück aufgestellt.

Knapp zwei Jahre nach dem tödlichen Unglück am Erft-Wehr in der Bedburger Innenstadt soll die Sicherheit an den Flussbauwerken erhöht werden. Auf Anregung der Bedburger DLRG-Ortsgruppe ist am Wehr in Bedburg-Broich bereits eine Notrufsäule eingerichtet worden, und auch das Wehr in der Innenstadt, Ort des Unglücks im Sommer 2022, soll demnächst eine solche Säule erhalten.

„Diese Notrufsäulen sind direkt mit der Kreisleitstelle in Kerpen verbunden, wo sofort die genauen Koordinaten angezeigt werden“, sagt Tim Grippekoven von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft Bedburg. Aufgestellt hat die Säulen die Björn-Steiger-Stiftung mit Sitz in Winnenden. Die Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Rettungsdienst zu verbessern. Unter anderem betreibt sie deutschlandweit rund 800 Notrufsäulen – an Landesstraßen, Seen und Flüssen.

Kölner Schüler bei der Abschlussfahrt seiner Klasse mit dem Kajak gekentert

An dem Wehr in der Innenstadt war Ende Mai 2022 ein Kölner Schüler bei der Abschlussfahrt seiner Klasse mit dem Kajak gekentert und ins Wehr gestürzt. Ein Bedburger Feuerwehrmann konnte ihn zwar aus dem Wasser ziehen, doch der 16-Jährige erlag Tage später seinen Verletzungen in einer Kölner Klinik. Die Bedburger DLRG hat nun eine Kooperation ihres Landesverbands mit der Stiftung genutzt. Gemeinsam mit der Feuerwehr und Vertretern von Stadt und Erftverband wurde nach geeigneten Standorten an den Wehren gesucht.

Das Bild zeigt eine Notrufsäule an der Erft mit einem Kind.

Am Wehr an der Pappelallee in Bedburg-Broich steht nun eine Notrufsäule. Auch am Wehr in der Innenstadt soll demnächst eine solche Säule aufgestellt werden.

„Gemeinsam wollen wir durch diese Maßnahme sicherstellen, dass sich ein solches Unglück wie im Jahr 2022 nicht wiederholt“, sagt Grippekoven. Gerade bei Kajakfahrern auf der Erft könne es sein, dass niemand ein Handy dabei habe, weil Gepäck nicht so ohne weiteres mitgenommen werden könne. Eine Notrufsäule sei daher das beste und schnellste Mittel, um im Fall eines Unglücks Hilfe herbeizurufen.

Die Säulen in Bedburg sollen mit Sonnenenergie betrieben werden, um unabhängig arbeiten zu können. „Sie gehören uns, wir warten sie, wir tragen alle Kosten“, sagt Andreas Mihm, Projektleiter Notrufsäulen bei der Björn-Steiger-Stiftung. Die Aufstellung einer Säule koste rund 8000 Euro, hinzu kämen etwa 500 Euro Unterhaltungskosten im Jahr. Wohin die Säule in der Innenstadt kommt, wird derzeit geklärt. Ein Problem könnte ein möglicher Missbrauch der Notrufsäulen sein.

Gegen solche Klingelstreiche kann man nicht viel machen
Andreas Mihm, Björn-Steiger-Stiftung

„Gegen solche Klingelstreiche kann man nicht viel machen“, sagt Mihm. Jedoch bestehe die Möglichkeit, das Drücken des Knopfes an der Säule an ein Nebelhorn zu koppeln, wenn es zu häufigen Fehlalarmen komme. Seit dem tödlichen Unfall hat sich schon einiges getan. So seien die drei Feuerwehreinheiten in direkter Umgebung der Erft aufgerüstet worden, teilt die Stadt Bedburg mit.

„So befinden sich auf den Rettungsfahrzeugen nun Rettungsringe und -westen zum Ausseilen“, sagt Nico Schmitz von der Stadtverwaltung. „Außerdem wurde das Rettungsboot für die Einsätze auf fließendem Gewässer erneuert.“ Gemeinsam mit der DLRG habe die Feuerwehr Bedburg zudem ein Treffen zur Wasserrettung absolviert.

Der Erftverband hat am Wehr in der Innenstadt voriges Jahr zudem eine zusätzliche Leine mit Bojen und Haltegriffen angebracht. „In den nächsten Wochen wird hier ein Rettungsbalken installiert“, sagt Ronja Thiemann, Sprecherin des Erftverbands. „Durch ihn soll verhindert werden, dass Boote in die Wehranlage treiben können. Das Rettungsbalken-System wird gerade produziert.“


Björn-Steiger-Stiftung

1969 wurde die Björn-Steiger-Stiftung als Konsequenz eines schrecklichen Unfalls gegründet: Am 3. Mai 1969 wurde der achtjährige Björn Steiger auf dem Rückweg vom Schwimmbad von einem Auto angefahren. Zwar alarmierten Passanten sofort Polizei und Rettungsdienst. Doch es dauerte fast eine Stunde, bis der Krankenwagen eintraf – einen funktionierenden Rettungsdienst gab es damals noch nicht.

Der Junge starb nicht an seinen Verletzungen, sondern an einem Schock. Seine Eltern Ute und Siegfried Steiger beschlossen, Veränderungen im Rettungswesen anzustoßen, und gründen mithilfe der Frau des damaligen Bundespräsidenten Hilda Heinemann die Björn-Steiger-Stiftung. Die Stiftung stößt etwa die flächendeckende Ausstattung aller Rettungswagen mit Funkgeräten an oder initiiert eine Neubestückung der Autobahnen mit Notruftelefonen – wenn es sie denn überhaupt gab, stammten sie noch aus der Vorkriegszeit. 

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