Die Anlage kann auch klimaneutral mit Wasserstoff betrieben werden und springt an, wenn der Wind pausiert und die Sonne nicht scheint.
EnergiewendeRWE Power plant Gasmotoren-Kraftwerk am Standort auf dem Knapsacker Hügel

RWE plant auf dem Knapsacker Hügel ein Gasmotorenkraftwerk mit 120 Megawatt Leistung.
Copyright: RWE Power
Der Energiekonzern RWE Power plant auf dem Knapsacker Hügel ein neues Kraftwerk, das voraussichtlich nur wenige Tage im Jahr am Netz sein wird. 28 moderne Gasmotoren bilden das Herzstück und sollen vor allem in der „Dunkelflaute“ anspringen – also dann, wenn zu wenig regenerative Energie im Netz ist, weil der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Die Investitionssumme beziffert Projektleiter Tobias Hummler auf 100 bis 150 Millionen Euro.
Mit ihrer Flexibilität sind solche sogenannten „Peakeranlagen“ laut RWE ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende. „Die Gasmotoren sind innerhalb von 30 Sekunden betriebsbereit und in fünf Minuten auf voller Leistung“, sagt Hummler. „Das Kraftwerk ist nicht abhängig vom Wetter und kann die Leistung genau dann bereitstellen, wenn sie benötigt wird.“ Dabei sei die Anlage modular aufgebaut, die Motoren könnten auch einzeln oder in kleineren Verbünden gestartet werden.
Hürth: Neues Gaskraftwerk wird nur selten am Netz sein
Mit einer elektrischen Leistung von 120 Megawatt kann das Gasmotorenkraftwerk laut RWE rechnerisch mehr als 200.000 Haushalte mit Strom versorgen. Doch es wird nur in Spitzenlastzeiten am Netz sein – und damit „relativ selten“, wie der Projektleiter erklärt. 1500 Betriebsstunden pro Jahr will RWE Power beantragen, Hummler rechnet aber eher mit 300 Stunden.
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Angetrieben werden sollen die Motoren zunächst mit Erdgas. Die Anlage sei aber 100 Prozent wasserstofffähig und könne somit zukünftig klimaneutral betrieben werden, sagt Prof. Christian Forkel, Leiter der Sparte Veredelung bei RWE Power. Der Wirkungsgrad liegt laut RWE bei 45 Prozent. Die zusätzlichen Auskopplung von Wärme sei technisch und wirtschaftlich nicht möglich.
RWE Power baut Kraftwerksstandort in Knapsack um
Forkel bezeichnete die geplante Gasmotorenanlage als Baustein eines Gesamtkonzepts zum Umbau des Kraftwerkstandorts am Knapsacker Hügel, der von Braunkohle auf regenerative Energiedienstleistungen und Kreislaufwirtschaft umgerüstet wird. Dazu zählen unter anderem auch der Bau von Klärschlammverbrennungsanlagen, einer schwimmenden Photovoltaikanlage auf einem Klärteich und der Bau beziehungsweise die Umrüstung von Dampferzeugern, die mit Strom, Erdgas oder später Wasserstoff betrieben werden können.
RWE betont aber, dass sich das jüngste Kraftwerksprojekt noch in einem frühen Stadium befinde. So werde die Umsetzung auch davon abhängen, ob es im Rahmen der Kraftwerksstrategie der Bundesregierung zur Umstellung auf klimafreundliche Energieerzeugung gefördert werde. Ohne Fördermittel sei der Bau eines Gaskraftwerks, mit dem Kapazitäten nur für den Bedarfsfall vorgehalten würden, unwirtschaftlich.
RWE macht Investitionsentscheidung von Fördermitteln abhängig
Die Voraussetzungen am Goldenbergkraftwerk in Knapsack, das mit dem Braunkohleausstieg 2030 stillgelegt wird, seien aber günstig, sagt RWE-Manager Forkel: „Wir haben das Personal, einen Gas- und Stromanschluss und werden perspektivisch ans deutsche Wasserstoffkernnetz angeschlossen. Ein idealer Standort.“
Im Spätsommer will RWE den Genehmigungsantrag bei der Bezirksregierung in Köln stellen, Mitte 2026 könnte dann die Erlaubnis vorliegen. Bei einer kalkulierten Bauzeit von zweieinhalb Jahren könnte die Anlage 2029 ans Netz gehen. Fünf bis sechs dauerhafte Arbeitsplätze für Betrieb und Wartung werden nach Angaben von RWE geschaffen.