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Redaktion testetWie lange braucht man mit Auto, Bus oder Rad von Siegburg nach Troisdorf?

5 min
„Wettrennen“ von der Siegburger Predation in der Neuen Poststraße 15 bis zur Burg Wissem in Troisdorf mit Klaus Heuschötter (links) im Auto, Cordula Orphal mit dem Bus und klarer Sieger Marius Fuhrmann (Mitte) auf dem Fahrrad.

„Wettrennen“ von der Siegburger Predation in der Neuen Poststraße 15 bis zur Burg Wissem in Troisdorf mit Klaus Heuschötter (links) im Auto, Cordula Orphal mit dem Bus und klarer Sieger Marius Fuhrmann (Mitte) auf dem Fahrrad.

Im Feierabendverkehr von der Redaktion nach Burg Wissem - wir wollten wissen, mit welchem Verkehrsmittel es am schnellsten und bequemsten ist.

Die Mobilitätswende ist eins der wichtigen Themen unserer Zeit. CO₂-Emissionen verringern, Straßen entlasten. Dafür wird in den Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises bereits viel getan, das Radwegenetz wird immer weiter ausgebaut, das Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) soll gute Erreichbarkeit garantieren. Das Deutschlandticket macht Bus und Bahn noch attraktiver. Doch sind wir noch weit davon entfernt, dass sich der Umstieg vom Auto auf Bus, Bahn und Fahrrad lohnt. Oder?

Von Siegburg nach Troisdorf – wir wollen im Verkehrspraxis-Check herausfinden, wie sich diese Strecke wochentags am späten Nachmittag am besten zurücklegen lässt. Cordula Orphal nimmt den Bus, Marius Fuhrmann schwingt sich aufs Fahrrad, Klaus Heuschötter setzt sich ins Auto. Gleichzeitig starten sie von der Redaktion im S-Carré, Ziel ist Burg Wissem.

Klaus Heuschötter im Auto: Die erste Autoschlange verzögert die Fahrt am Kreishaus in Siegburg

Der Wagen steht im zweiten Untergeschoss der S-Carré-Tiefgarage. Bis ich an der Ausfahrtschranke stehe, sind gut anderthalb Minuten vergangen. Dann geht es flott, wobei ich strikt Tempo 30 einhalte: Weder der Engpass am Haus auf der Arken noch der kleine Kreisverkehr zwingen zum Bremsen, es kommt keiner entgegen, der Minikreisel ist leer, wohl auch dank Ferienzeit. Die Ernüchterung folgt auf den Fuß. Neben dem Kreishaus vor der Ampel am Kaiser-Wilhelm-Platz steht eine lange Autoschlange.

Zum Haareraufen: Am Siegburger Kaiser-Wilhelm-Platz geht es nicht weiter. Vor der Ampel steht Klaus Heuschötter am Ende eine lange Autoschlange.

Zum Haareraufen: Am Siegburger Kaiser-Wilhelm-Platz geht es nicht weiter. Vor der Ampel steht Klaus Heuschötter am Ende eine lange Autoschlange.

Es wird Grün, aber keiner fährt. Auf der anderen Seite der Kreuzung staut es sich nämlich auch – wie so oft. Endlich setzt sich die Kolonne in Bewegung. Und ein Wunder geschieht: Ich schaffe es als Letzter, die Ampel zu passieren. Im Augenwinkel sehe ich noch das Licht auf Gelb umspringen. Bis zum Kreisel hinter der Bahntrasse geht es im Stop-and-Go-Modus voran. Auf der Bonner Straße muss ich nur kurz an der Fußgängerampel warten.

Ich habe mich für die Autobahn entschieden, wollte mich nicht in Langsamfahrt hinter dem Bahnhof und durchs Gewerbegebiet zur L332 durchschlängeln. Das wäre zwar die kürzere Strecke, würde laut Routenplaner aber länger dauern. Die Strategie scheint aufzugehen. Auf der A560 kann ich problemlos auf die erlaubten 100 km/h beschleunigen. Geschmeidig wechsele ich an der nächsten Ausfahrt auf die B56 und fahre wieder die nächste Möglichkeit ab, um auf den Willy-Brandt-Ring zu kommen.

Mit dem Auto von Siegburg nach Burg Wissem in Troisdorf dauert es bei (fast) freier Fahrt 16 Minuten und 37 Sekunden

Mein Waterloo ist schmutzig rot und rollt auf vier Achsen. Vor mir fährt ein schwerer Kipplaster. Der wird doch wohl nicht . . . , doch, er tut es. Der Lkw-Fahrer setzt ebenfalls den linken Blinker. Er hält vor der Ampel, die gerade noch Grün zeigte. Höchststrafe! Gefühlt dauert es zwei Minuten, ehe ich dem Ziel wieder näher komme. Regen setzt ein, armer Marius. Ich nehme die nächste Abfahrt, gelange über Nelson-Mandela-Straße und Uferstraße auf die Siebengebirgsallee. Dort gebe es eine Ampel mit ellenlanger Rotphase, hat mich ein Troisdorf-Kenner gewarnt. Aber ich habe Glück. Ohne weiteren Stopp gelange ich zur Frankfurter Straße (B8) und am Ursulaplatz auf die Römerstraße.

Am Ende der Zufahrt von Burg Wissem sind ein paar Parklücken frei. „Muss man hier ein Ticket ziehen?“ „Nein, nur die Parkscheibe einlegen“, antwortet eine neben mir parkende Autofahrerin. Das ist im Handumdrehen erledigt. Bis zur Burg sind es nur noch ein paar Schritte. Meine Stoppuhr zeigt 16 Minuten und 37 Sekunden. Der Gedanke, dass ich Erster bin, wird vom Grinsen des nassen Kollegen mit Fahrrad im Torbogen pulverisiert. Grob gerechnet, habe ich für 90 Cent Benzin verfahren.

Marius Fuhrmann auf dem Fahrrad: Nach 14 Minuten am Ziel, aber dafür klitschnass

Auf den letzten Metern nochmal kräftig in die Pedale treten: Marius Fuhrmann schafft die Strecke auf dem Fahrrad am schnellsten – wird aber klitschnass.

Auf den letzten Metern nochmal kräftig in die Pedale treten: Marius Fuhrmann schafft die Strecke auf dem Fahrrad am schnellsten – wird aber klitschnass.

Den Helm auf und Abfahrt. Ich düse durch die Siegburger Fußgängerzone davon, natürlich immer mit Rücksicht auf die Radlosen. Während Kollege Klaus garantiert noch seinen Autoschlüssel sucht, bin ich schon auf der Kaiserstraße. Ich habe mit entschieden, über die B8 zu fahren. Normalerweise fahre ich entlang des Willy-Brandt-Rings nach Troisdorf, da gibt es einen separaten Radweg. Doch heute ist der Weg über die Frankfurter Straße kürzer. Es geht schließlich nicht um entspanntes Radeln, sondern um die beste Zeit.

Ich komme schnell voran, aber die Autos überholen mich teilweise sehr dicht. In Troisdorf setzt ein kräftiger Regenschauer ein. Es hilft nichts, da muss ich durch. An der Taubengasse kürze ich ab, will durch die Marmorstraße fahren. Da läuft plötzlich ein kleiner Hund, gefolgt von seinem Besitzer, durch die Autos auf die Straße. Der Mann hatte nur nach rechts geblickt. Nur mit einer Vollbremsung kann ich verhindern, dass ich in die Leine fahre. Wir sind alle mit dem Schrecken davongekommen. Aber ich frage mich: Wie viel Zeit hat mich das gekostet?

Am Stau an der Römerstraße fahre ich rechts vorbei, dann liegt Burg Wissem vor mir, noch einmal kräftig strampeln auf dem Parkplatz kurz vor dem Torbogen – und ich bin tatsächlich als erster am Ziel. Exakt 14 Minuten habe ich mit dem Fahrrad nur gebraucht. Allerdings bin ich total durchnässt. Und mir ist klar, dass ich auf längeren Strecken wohl am längsten gebraucht hätte.

Cordula Orphal im Bus braucht 29 Minuten und 12 Sekunden – und kommt völlig entspannt an

Elf Bushaltestellen auf sieben Kilometern, dazu zwei Fußwege: Diesen Wettlauf kann ich kaum gewinnen. Es ist Feierabendzeit, Menschen werden an jeder Station aus- und einsteigen. Einzige Hoffnung: Der Kollege im Auto könnte im Stau stecken bleiben. Meine Linie 503 aber auch. Und der Radler stellt sich vielleicht bei Regen unter, die Wolken hängen schon tief.

Im Laufschritt zum Busbahnhof, zwei Minuten. Die Abfahrtzeit ist ran, wir stehen: Ein Mann will mit einem Klapprad zusteigen, diskutiert mit der Fahrerin. Nein, er braucht kein Extra-Ticket. Aber Fahrzeuge mit Akku sind verboten im Bus. Jetzt blockiert die Polizei die Spur, kontrolliert einen Falschparker. Das dauert.

Wettrennen von der Siegburger Predation in der Neuen Poststraße 15 bis zur Burg Wissem in Troisdorf mit Klaus Heuschötter (Auto), Cordula Orphal (Buss) und klarer Sieger Marius Fuhrmann (Fahrrad).

Wettrennen von der Siegburger Predation in der Neuen Poststraße 15 bis zur Burg Wissem in Troisdorf mit Klaus Heuschötter (Auto), Cordula Orphal (Buss) und klarer Sieger Marius Fuhrmann (Fahrrad).

Europaplatz, Passanten kreuzen die Fahrbahn, zwingen zum Stop-and-Go. Der Regen pladdert an die Scheiben. Wer nicht aufs Handy schaut, sieht: die Turnhalle des Gymnasiums Alleestraße ist fast fertig, einen neuen Kiosk – „da war früher ein Blumengeschäft drin“, kommentiert die Frau neben mir – ein bezugsfertiges, schickes Mehrfamilienhaus (freie Wohnungen!). Und einen Sex-Shop – ob hier noch Kundenverkehr herrscht?   

Am Ursulaplatz ist unsere Verspätung auf fünf Minuten angewachsen. Mir blinzelt die Sonne entgegen, die anderen werden längst da sein, wozu rennen? 29 Minuten, 12 Sekunden zeigt die Stoppuhr. Platz drei, egal: Ich bin entspannt, die Frisur sitzt, die Ökobilanz ist top, und dank meines Monatstickets war diese Fahrt kostenlos. Übrigens: Auf längeren Strecken sind Bus und Bahn oft schneller.