Fahrradkino in der RemiseZuschauer strampelten in Troisdorf für genügend Strom

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Zehn Fahrräder sind notwendig.

Troisdorf – „Power to change“ – die Kraft mussten die Besucher des Fahrradkinos in der Remise an der Burg Wissem schon mitbringen, um den gleichnamigen Film sehen zu können. Denn einzig aus der durch Muskelkraft erzeugten elektrischen Energie kam der Strom für Beamer und Lautsprecheranlage.

Das Klimaschutzmanagement der Stadt hatte das besondere Kinoerlebnis organisiert. Deshalb hatten Umweltamtsleiterin Ulrike Tesch sowie die beiden Klimaschutzmanagerinnen Diana Spurzem und Dr. Sabine Henders gleich schon zehn Kolleginnen und Kollegen aus der Verwaltung organisiert um vorzulegen.

Mit 25 Zuschauern ist das sportlich, 40 sind es sonst

Insgesamt waren 25 Zuschauer dabei, die selbst aktiv werden mussten. „Mit 25 ist das sportlich“, erklärte Rolf Behringer vom Verein Solare Zukunft aus Freiburg. „In der Regel sind es mindestens 40, die mitmachen.“ Er hatte das Equipment mitgebracht, mit den Rädern waren die Besucherinnen und Besucher gekommen.

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Die wurden an Laufrollen platziert, die wie Dynamos Strom produzierten. Der landete in einem Akku als Pufferspeicher, von dem abgezapft wird. Die Aktion gehört ins Programm der Mobilitätstage, die am Samstag mit dem Nachhaltigkeits- und am Sonntag mit dem Energietag fortgesetzt wurden, wie Tesch erklärte.

„Ich bin total gespannt, wie wird das wohl sein und ob es funktioniert.“ Behringer hat es nur einmal erlebt, dass das Strampeln nicht ausreichte. Da entschieden sich die Zuschauerinnen und Zuschauer, die Steckdose zu nutzen, um den Film zu Ende sehen zu können.

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Rolf Behringer kontrollierte regelmäßig die Technik.

Entstanden ist die Idee bei dem Verein, der die Energiewende vorantreiben will. Dafür baute er unter anderem ein Energiefahrrad, das bis zu 300 Watt bringt. „Wir wollten viele Menschen erreichen“, so Behringer. Und so entwickelten die Macher das Projekt mit zehn Rädern.

Auf der Leinwand ist ein roter Balken zu sehen, der die Energieentnahme anzeigt. In einem kleinen Feld ist der aktuelle Ladestand zu erkennen. „Wir sind komplett autonom, am schönsten ist es draußen“, so der mobile Kinochef. Er erklärte das Prinzip und stellte lakonisch fest: „Alle, die hier nicht dabei sind, arbeiten an der Energiewende.“

Grün steht für ausreichend, gelb für Sollübererfüllung

Drei Zustände zeigten die Balken oberhalb des Bildes an, wenn die Gäste in die Pedale traten. Rot stand für zu langsames Radeln und zu wenig Energie, um bis zum Ende durchzukommen, grün für ausreichend Schub, gelb für Sollübererfüllung.

„Das ist anstrengender als ich gedacht habe“, bekannte Suzanne Schirian, „die Grundgeschwindigkeit im grünen Bereich ist mehr als nur ein bisschen radeln, das ist schon ziemlich sportlich.“

Trotz der Mühen änderte sich am Ladezustand des Akkus nur wenig, er schwankte um die 65 Prozent. „Das macht Spaß, immer zu schauen, dass ich im Grünen bleibe“, meinte Spurzem, „das ist schon anstrengend.“ Der Wettbewerbsgedanke, der aber nur als Team funktioniert, begeisterte nicht nur sie.

Ein Triathlet hat einmal 90 Minuten lang durchgetreten

Wer Ablösung benötigte, hob die Hand oder schellte einmal kurz mit der Klingel. Sofort sprang jemand von den Stühlen auf und setzte sich auf den frei gewordenen Sattel. Denn wenn nur eine Energiequelle fehlte, machte sich das sofort bemerkbar.

Behringer berichtete, dass er einmal einen Triathleten dabei hatte, der 90 Minuten durchgetreten hatte. „Das war die halbe Miete.“ Der war allerdings zuvor schon 60 Kilometer mit dem Bike angereist und fuhr sie auch zurück. Er sagte dem Veranstalter, das sei das beste Training überhaupt gewesen.

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Denn „Power to change“ oder die anderen Streifen, die gezeigt werden, liefern beeindruckende Beispiele für die bereits existierenden Möglichkeiten, die Energiewende zu forcieren. Ein Beispiel sind auch die „Flowseeker“, ein kleines Unternehmen aus Troisdorf, das mit einem Team gekommen war.

Sie produzieren nachhaltige, klimafreundliche Freizeitkleidung. Geschäftsführer Kornelius Schulte-Kellinghaus war angetan: „Das ist eine coole Idee, das ist aber anstrengender, als ich gedacht habe.“

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