Turnen in der Lanxess-ArenaSo will NRW den Zuschlag für Olympia 2032 bekommen

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Laschet Olympia 2032

NRW-Ministerpräsident Armin Laschet

Berlin – Von einer „Graswurzelbewegung“ ist häufig die Rede an diesem Abend. Michael Mronz weiß, dass er vor allem zwei Dinge braucht: Geduld und Ausdauer. Drei Jahre ist es jetzt her, seit der Initiator der Olympia-Bewegung Rhein-Ruhr-City 2032 zum ersten Mal mit seiner Idee von nachhaltigen Spielen bei der Landesregierung aufgeschlagen ist. Seither hat sich viel bewegt. Und Mronz wird nicht müde, das Olympia von unten zu predigen. Man müsse zuerst an den Breitensport denken, ihn „massiv fördern“, alle Sportstätten des Landes so in Ordnung zu bringen, dass die Menschen spüren: Ja, wir haben alle etwas davon, wenn die Spiele tatsächlich nach NRW kämen.

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NRW-Ministerpräsident Armin Laschet

Das Ganze sagt er in der „Botschaft des Westens“, wie Ministerpräsident Armin Laschet „seine“Landesvertretung in Berlin gerne nennt. Für Mronz und seine Mitstreiter ist es ein wichtiger Abend, gilt es doch, die Bundespolitik rechtzeitig ins Olympia-Boot zu holen. Und das scheint zu gelingen. Die Sportpolitiker des Bundestags sind ebenso gekommen wie die Fraktionschefs von CDU und SPD im Bundestag, Ralph Brinkhaus und Rolf Mützenich. Der Deutsche Olympische Sportbund, das Gremium, das entscheiden wird, ob Deutschland für 2032 überhaupt eine Bewerbung abgeben wird, hat zwei Vertreter geschickt.

An der Basis muss es stimmen

Keine Hochglanzbroschüren, keine Giveaways. Unprätentiös, ohne Manuskript, dafür mit der Begeisterung eines Schulkinds, das beim Bickendorfer Büdchenlauf seine erste Urkunde geholt hat, wirbt Mronz für die Spiele. Nachhaltig, demütig, bescheiden. „Wir haben nur einen Vorschlag gemacht“, sagt er. „Das Ganze ist eine privatwirtschaftliche Initiative, die keine Steuergelder braucht.“

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Mindestes 80 Mal hat er sich so oder ähnlich schon geäußert. Immer wieder in kleinsten Kreisen für die Idee geworben. „Wenn wir den den Olympischen Spielen den Sport zurückgeben wollen“, müsse die Infrastruktur auch an der Basis stimmen. „Wir können uns nicht ständig darüber klagen, dass unsere Kinder zu wenig Bewegung haben. Schauen wir uns lieber Turnhallen, die Umkleiden und die Duschen an. Dann wissen wir, was wir zuerst ändern müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen“, sagt Mronz.

Wer wollte dagegen etwas einwenden? Die Landesregierung weiß er längst auf seiner Seite. 300 Millionen Euro haben CDU und FDP locker gemacht, um heruntergekommene Sportplätze und verschimmelte Sanitäranlagen zu modernisieren. Das Geld geht zum Großteil direkt an die Vereine, die das in Eigenregie in Angriff nehmen sollen. Weil die das am besten können. Das kommt an. Überall stürzt man sich auf die Mittel, die erst seit 20 Tagen beantragt werden kann.

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Nahezu alle 14 Kommunen, die sich für Olympia 2032 zur Metropolregion zusammengeschlossen, haben ihre Oberbürgermeister in die Hauptstadt geschickt. Dass ausgerechnet Kölns Stadtchefin Henriette Reker sich durch ihre Verkehrsdezernentin Andrea Blome vertreten lässt, fällt nicht bloß Ministerpräsident Laschet unangenehm auf. Fest steht: An Rekers Abwesenheit wird die Bewerbung nicht scheitern.

Vielmehr könnte sie beflügelt werden durch Enthusiasten wie den Duisburger Sportdezernenten Ralf Krumpholz, der beiläufig berichtet, dass die Europa- und Weltmeisterschaften der Kanuten an der Wedau in den Jahren 2021 und 2023 für Sportler mit und ohne Handicap zeitgleich ausgetragen. Mit getrennten Wettbewerben, aber an einem Termin. Und was das für einen Schub wäre für den inklusiven Sport, wenn das 2032 an Rhein und Ruhr mit den Olympischen Spielen und den Paralympics auch so wäre. Ja warum eigentlich nicht?

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Die „Graswurzelbewegung“

Das ist die „Graswurzelbewegung“, von der Mronz spricht. Rein technisch wäre das kein Problem. In einer Region mit 115 000 Hotelbetten, 700 000 Quadratmetern Messeflächen und Sportstätten, von denen 90 Prozent vorhanden sind und die klug genutzt werden sollen. Schwimmwettbewerbe vor 50 000 in der Arena auf Schalke, 50 000 in der Düsseldorfer Arena abwechselnd beim Volleyball-, Handball- und Basketballturnier, 20 000 beim Turnen in der Lanxess-Arena.

„Wir haben keine allwissende Konzeption, aber wir wissen, welche Kraft in dieser Region steckt“, sagt Mronz. Regionen dürfen sich bewerben

Und weil das IOC sich nun endlich durchgerungen hat, im Vergabeverfahren ab 2020 auch Bewerbungen von Regionen zuzulassen, glaubt Mronz an die Chance für nachhaltige Spiele in NRW. In einem halben Jahr soll eine erste Kostenschätzung vorliegen. Dass er rechnen kann, hat er bei der Ausrichtung der Leichtathletik-WM 2018 in Berlin bewiesen. Die wurde nach seinen Angaben acht Millionen Euro billiger als geplant.

Und der Ministerpräsident? In NRW werde es weder Wettbewerbe ohne Zuschauer noch neue Sportstätten, die nach den Spielen keiner mehr braucht, verspricht Laschet. „Das ist eine Bewegung, die von unten kommt. Aus den Kommunen.“

Die Sportveranstaltungen kommen nach Deutschland

2020 - Bob- und Skeleton-WM, Altenberg: Die Titelkämpfe finden nach 2008 wieder im anspruchsvollen Eiskanal im Erzgebirge statt. Vom 17. Februar bis 1. März 2020 werden sechs WM-Titel vergeben: Zweierbob Frauen, Zweierbob Männer, Skeleton Männer, Skeleton Frauen, Viererbob und Skeleton-Team.

2020 - Fußball-Europameisterschaft, München: Drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale des den ganzen Kontinent umspannenden Turniers werden in der Allianz Arena über die Bühne gehen. Die deutsche Elf tritt dort - sofern sie die Qualifikation schafft - mindestens zweimal man.

2021 - Nordische Ski-WM, Oberstdorf: Wie zuletzt 2005 tragen die Skilangläufer, die Skispringer und die Kombinierer ihre WM im Allgäu aus.

2021 - Basketball-EM der Männer, Berlin und Köln: Die Finalrunde findet in zwei Jahren erstmals seit 1993 wieder in Deutschland statt. Die K.o.-Phase wird in der Hauptstadt ausgetragen, dazu steigt eine von vier Vorrunden in Köln.

2022 - Endspiel der Fußball-Champions League, München: Der FC Bayern München bekommt eine neue Chance auf ein „Finale dahoam“. Zehn Jahre nach der dramatischen Niederlage des deutschen Rekordmeisters gegen den FC Chelsea (3:4 i.E.) wird das Endspiel der Champions League 2022 wieder in der Allianz Arena stattfinden. In München fand schon 1997 im Olympiastadion das Champions-League-Endspiel statt.

2022 - European Championships, München: Der Zuschlag steht noch aus. Doch die bayerische Landeshauptstadt hat beste Aussichten, nach Glasgow/Berlin 2018 die zweiten Multi-Europameisterschaften auszurichten. Im Mittelpunkt stünde die Leichtathletik-EM - 50 Jahre nach Olympia unter dem Münchner Zeltdach.

2023 - Rodel-WM, Oberhof: Der Thüringer Wintersportort war der einzige Bewerber für die Titelkämpfe und ist damit nach 1973, 1985 und 2008 zum vierten Mal WM-Gastgeber. 2023 - Biathlon-WM, Oberhof: Erstmals seit 2012 kommt es wieder zu einer Biathlon-WM in Deutschland, vor sieben Jahren waren die Skijäger zu ihrem Saison-Highlight in Ruhpolding zu Gast. Oberhof war 2004 letztmals WM-Austragungsort.

2023 - Special Olympics, Berlin: Die Weltspiele finden 2023 zum ersten Mal in Deutschland statt. Sie gelten als die weltweit größte inklusive Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. In Berlin werden im Juni 2023 rund 7000 Athletinnen, Athleten und Partner aus 180 Nationen in 25 Sportarten dabei sein.

2024 - Handball-EM der Männer: Erstmals richtet Deutschland dieses Turnier aus. Das Eröffnungsspiel soll im Düsseldorfer Fußball-Stadion stattfinden. Mehr als 50 000 Besucher könnten dort für einen Zuschauer-Weltrekord im Handball sorgen.

2024 - Fußball-Europameisterschaft: In fünf Jahren gibt es wieder eine komplette EM in einem Land. Deutschland hat sich bei der Bewerbung gegen die Türkei durchgesetzt. Schon 1988 fand das Kontinentalturnier in Deutschland statt.

2025 - Handball-WM der Frauen: Der Deutsche Handballbund bewirbt sich gemeinsam mit den Niederlanden als Gastgeber der Endrunde in sechs Jahren. Der Weltverband IHF wird die Titelkämpfe voraussichtlich Anfang kommenden Jahres vergeben. Deutschland richtete zuletzt 2017 die WM aus.

2025 - Universiade, Rhein-Ruhr: Noch ist es nicht beschlossene Sache, doch Chancen sind vorhanden. Die Region Rhein-Ruhr treibt die Bewerbung mit Nachdruck voran, die Finanzierung ist allerdings noch offen. Zum bisher einzigen Mal in der 60-jährigen Geschichte der Weltspiele der Studenten war Deutschland 1989 in Duisburg der Gastgeber.

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