Irre VerschwörungserzählungReichstags-Polizist soll Schauspieler gewesen sein

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Karsten Bonack

Frank-Walter Steinmeier hat der Polizei für ihren Einsatz bei der Corona-Demo in Berlin gedankt. Polizeihauptkommissar Karsten Bonack war auch dabei.

  • Polizeihauptkommissar Karsten Bonack gehört zu den Verteidigern des Reichstagsgebäudes gegen die Demonstranten am 29. August.
  • In den sozialen Netzwerken blüht jetzt eine absurde Verschwörungserzählung: Er soll gar kein echter Polizist sein.
  • Wo hat diese Legende ihren Ursprung?

Berlin – Karsten Bonack kennt Berlin von seiner härtesten Seite. Der Polizeihauptkommissar ist seit 30 Jahren im Dienst. Zeitweise leitete er eine Sondereinheit, die am Drogenumschlagplatz Kottbusser Tor Jagd auf Dealer und Schläger machte. Am Abend des 29. August steht Bonack auf den Stufen des Reichstagsgebäudes, als Demonstranten die Absperrungen überwinden. Einige trugen Reichsflaggen.

„Uns kam ein Mob entgegen“, erinnert sich Bonack in einem Radiointerview. „Die wollten auf jeden Fall ins Gebäude“, merkt er. Ohne Helm, nur mit seinem Funkgerät bewaffnet, schreit er auf die Menschen auf der Treppe ein. „Ich möchte, dass du jetzt runtergehst“, fordert er unmissverständlich. Kollegen mit Schlagstöcken kommen zu Hilfe.

Bonack und seine Kollegen werden von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Schloss Bellevue empfangen, sie sitzen auf der Ehrentribüne des Bundestags, bekommen stehenden Applaus von allen Fraktionen – außer der AfD.

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Das sagen die Verschwörungserzähler

Im Netz aber kursiert eine absurde Verschwörungserzählung über Bonack: Er sei gar kein echter Polizist, sondern ein Schauspieler, der Sturm auf die Treppe des Reichstagsgebäudes nur inszeniert.

Die Auflösung ist einfach: Als Leiter der „Einsatzgruppe Kotti“ stand Bonack mehrfach im Fokus der Medien. So wurde er einmal von der „B.Z.“ begleitet und auch von „Stern TV“ gefilmt. Und er ist auch in der Kabel-Eins-Serie „Achtung Kontrolle“ zu sehen. Der Sender nennt es ein „Reportageformat“, oft wird es als Doku-Soap bezeichnet. Bonack ist darin auch zu sehen – wie etwa hier ab Minute 7:34.

Corona-Demo Reichstag

Teilnehmer der Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen stehen vor dem Reichstag, ein Teilnehmer hält eine Reichsflagge.

„Kabel Eins“ beantwortet eine Frage des Recherchebüros „Correctiv“ folgendermaßen: „Die Sendung zeigt reale Ereignisse mit realen Protagonisten.“ Bei der Folge handele es sich um eine „Begleitreportage über einen Polizeieinsatz am Kottbusser Tor“. Bonack ist also kein Schauspieler, sondern Polizist.

Darum war Bonack am Reichstagsgebäude im Einsatz

Wie aber kommt ein Polizeibeamter vom Kottbusser Tor zum Reichstagsgebäude? Die Erklärung ist ebenfalls einfach: Bonack ist nicht mehr bei der „Einsatzgruppe Kotti“, sondern im Abschnitt 54 in Neukölln eingesetzt.

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Bei Großdemonstrationen wie am 29. August werden nicht nur die regulären Einsatzhundertschaften mobilisiert, sondern auch so genannte Alarmhundertschaften. Diese bestehen aus Polizisten, die regulär in normalen Revieren oder Polizeiwachen arbeiten und nur in bestimmten Fällen und für einen kurzen Zeitraum zu größeren Einheiten zusammengestellt werden.

Im Goldenen Buch des Bundespräsidenten unterschrieb Bonack als Vertreter der Alarmhundertschaft der Direktion 5, zusammen mit zwei Kollegen aus seiner Einheit. (rnd)

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