Kommentar zum 1. FC KölnReduzierung der Zuschauerzahl hat nur symbolische Wirkung

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TribüneMasken

Fans auf der Tribüne während des Derbys zwischen Köln und Mönchengladbach

Köln – Der Bundesliga fällt in diesen Tagen ihr eigener Erfolg auf die Füße. Das Produkt der DFL ist schließlich nicht der Fußball allein. Die DFL vermarktet Emotionen, gerade der Standort Köln-Müngersdorf lebt vom Lärm, von den Farben, der Energie der Menschenmassen.

Und manchmal kommt dann sogar alles zusammen: großer Sport und die Gefühle, die es nur im Stadion gibt. Wie am vergangenen Samstag in Müngersdorf, als 50.000 das 4:1 des 1. FC Köln über Borussia Mönchengladbach feierten und eben jene Bilder produzierten, mit denen im Profifußball Milliarden bewegt werden. Und die nun sogar die Kraft entfalteten, eine bundesweite Debatte anzustoßen.

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Ministerpräsident Hendrik Wüst genügten die Eindrücke aus Müngersdorf, um zu der Ansicht zu kommen, Fußball im vollen Stadion sei nun doch falsch. Zuvor hatte er noch daran geglaubt, ein nach den Bestimmungen der Coronaschutzverordnung durchgeführtes Fußballspiel sei sicher. Damit hatte er nicht falsch gelegen, wie eben auch die 50.000 Menschen, die geimpft oder genesen ins Stadion gingen, weil sie Lust auf Fußball hatten und glaubten, sie könnten sich das erlauben, weil sie alles getan hatten, was man von ihnen verlangt hat.

Alles zum Thema Hendrik Wüst

Bundesweite Debatte ums FC-Derby

Doch Recht zu haben ist oft nicht genug. Wüst  hat nicht von der Infektionsgefahr im Stadion gesprochen. Stattdessen erklärte er, „solche Bilder“ nicht mehr sehen zu wollen. Das ist einerseits richtig, denn das Land ist einmal mehr in eine Lage geraten, in der die Reduzierung von Kontakten dringend geboten ist. Andererseits ist es eine auf den reinen Effekt bedachte Entscheidung, die allenfalls eine mittelbare Wirkung haben wird auf das Infektionsgeschehen. Die Hotspots liegen woanders.

Köln ist kein zweites Bergamo

Noch immer hat es unter den vielen Ansteckungen der vergangenen Tage in Köln keine Infektion gegeben, die auf das Derby in Köln zurückzuführen war. Überhaupt war der Profifußball nur ein einziges Mal ein Pandemietreiber: Damals, als die Fans von Atalanta Bergamo zu Tausenden im Zug nach Mailand fuhren, um dort ein Champions-League-Spiel ihrer Mannschaft zu sehen.

Die Ansteckungen erfolgten allerdings auch da nicht im Stadion, sondern im Zug – und damals gab es weder Masken noch Geimpfte. Im Zusammenhang mit der Bundesliga von der Gefahr eines zweiten Bergamo zu sprechen, die nun gebannt sei, ist also ebenfalls: Unsinn.

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