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Aufträge der BundeswehrRheinmetall rechnet mit Verdopplung der Geschäfte

Lesezeit 4 Minuten
Puma

Produktion des Schützenpanzers Puma bei Rheinmetall.

Düsseldorf/Köln – Die Aktionäre des Düsseldorfer Rüstungskonzerns Rheinmetall dürften bei der gestrigen Hauptversammlung in bester Stimmung gewesen sein – auch wenn das Treffen der Anteilseigner erneut nur virtuell zu verfolgen war. Denn seit Beginn des Krieges in der Ukraine und der Ankündigung von Kanzler Olaf Scholz (SPD), die Bundeswehr mit 100 Milliarden Euro zu ertüchtigen, hat der Kurs der Rheinmetall-Aktie deutlich zugelegt.

Die Aussicht, dass Deutschlands größter Rüstungskonzern stark von dem militärischen Investitionsprogramm profitiert, treibt die Erwartungen. Auch die Nato-Vorgabe, dass Mitgliedsstaaten mindestens zwei Prozent der Wirtschaftsleistung für die Verteidigung ausgeben sollten, soll künftig eingehalten werden. Vorstandschef Armin Papperger geht nun davon aus, dass sich das Geschäft mit der Bundeswehr künftig verdoppelt wird. „In den vergangenen Jahren haben wir pro Jahr etwa zwei Milliarden Euro vom Bund bekommen, künftig dürften es mindestens vier Milliarden Euro pro Jahr werden“, sagte der Rheinmetall-Chef. Voraussetzung hierfür sei, dass der Anteil an den jährlichen Bundeswehr-Investitionen mindestens gleich bleiben werde.

Papperger sprach von einer „neuen Ära der Verteidigungspolitik“. Auch Polen, Rumänien, Lettland und andere Nato-Staaten wollen mehr in ihre Streitkräfte investieren. „Wir stehen in der westlichen Welt - also dort, wo wir als Rheinmetall im Wesentlichen zu Hause sind - am Beginn eines beschleunigten Marktwachstums.“ Man sehe über Deutschland hinaus „internationale Potenziale und teilweise sehr konkrete Projekte, die unsere Wachstumsdynamik zusätzlich unterstützen“. Als Beispiel nannte er einen unlängst verkündeten, 850 Millionen Euro schweren Munitionsvertrag mit Ungarn.

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2021 war Rekordjahr

Schon das vergangene Jahr sei ein „Rekordjahr“ für Rheinmetall gewesen, sagte Papperger. 2021 stieg der Konzernumsatz um 4,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg etwa um die Hälfte auf 608 Millionen Euro. Der Nettogewinn schnellte von einer Million Euro auf 332 Millionen Euro in die Höhe. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende soll von zwei Euro im vergangenen Jahr auf 3,30 Euro erhöht werden.

Kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte Rheinmetall bereits eine Liste von Rüstungsgütern vorgelegt, deren Auslieferung relativ kurzfristig starten könnte und sich je nach Produkt bis zu zehn Jahre hinziehen könnte. In den nächsten zwei Jahren könne Rheinmetall von Munition über Lkw bis hin zu Panzern des Typs Puma ein Paket im Wert von 42 Milliarden Euro bereitstellen, so Papperger damals.

Warten auf Regierungsentscheidung

Im Vorfeld der Hauptversammlung hatte der Vorstandschef bereits angekündigt, dass der Düsseldorfer Rüstungskonzern schon bald die ersten instandgesetzten Panzer vom Typ Marder liefern könne. „Wir könnten zum Beispiel mittelfristig insgesamt 100 Marder zur Verfügung stellen, die ersten wären in drei Wochen fertig“, sagte Papperger der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir warten auf die endgültige Entscheidung der Regierung. Aber es gibt derzeit genügend Länder, die diese Fahrzeuge haben wollen, nicht nur die Ukraine.“

Der größte deutsche Rüstungskonzern, verfügt über große Bestände von gebrauchten Panzern, etwa vom Typ Marder und Leopard 1, die nun angesichts des Kriegs in der Ukraine wieder aufbereitet werden.

Die Marder stehen im Zentrum einer Diskussion rund um die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine. Der Bundestag hatte die Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine Ende April genehmigt. Allerdings hält sich die Bundesregierung mit Angaben zu einzelnen Waffentypen wie zum Beispiel Leopard-Kampfpanzern oder Marder-Schützenpanzern bedeckt. Deutschland zog unter anderem einen Ringtausch in Betracht, wobei die Schützenpanzer an Slowenien geliefert werden, das im Gegenzug Panzer an die Ukraine abgeben soll.

Kritik an Russland-Engagement

Friedensaktivisten werfen der Firma vor, ein Profiteur des Ukraine-Kriegs zu sein. Während der Hauptversammlung bezogen rund 50 Demonstranten vor der Firmenzentrale Stellung und schwenkten Regenbogenfahnen als Zeichen des Friedens.

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Die Friedensaktivisten kreiden dem Rüstungsunternehmen zum Beispiel an, dass es vor etwa einem Jahrzehnt ein Gefechtsübungszentrum nach Russland verkaufen wollte. Die Bundesregierung stoppte dies 2014 wegen Russlands Annexion der Krim. Barbara Hoppe von der Menschenrechtsorganisation Urgewald warf dem Konzern in einer Mitteilung vor, keineswegs ein „edler Sicherheitsgarant“ zu sein. Nur das Veto der Bundesregierung habe damals verhindert, „dass seitdem nicht jährlich 30 000 russische Soldaten mit Rheinmetall-Technik für den Krieg geübt haben beziehungsweise noch üben“.

„Deutschland wollte Russland zum damaligen Zeitpunkt - vor der Krim-Krise - ausbilden“, um Moskau im Anti-Terror-Kampf zu stärken, erläuterte Papperger. „Aus heutiger Sicht war es die richtige Entscheidung, dass wir nicht geliefert haben“. (mit dpa)