Gehalt offengelegtKölner IHK-Manager verdient 380.000 Euro jährlich

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Reichardt

Ulf Reichardt erhält von der IHK Köln 180 000 Euro als Fixgehalt, eine variable Vergütung und eine Altersvorsorge.

Köln – Wenn es um die Gehälter ihrer Top-Führungskräfte geht, sind die Kammern in Deutschland sehr verschwiegen. Und so gehören die Bezüge der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammern (IHKn) und Handwerkskammern zu den bestgehüteten Geheimnissen.

Bezahlt werden sie aus den Pflichtmitgliedsbeiträgen der Unternehmen. Kammerkritiker und viele Unternehmer üben mittlerweile zunehmend Druck aus, fordern Transparenz und eine Offenlegung der Gehälter. Gerade mal eine Handvoll der 79 IHKn bundesweit legt die Bezüge bislang offen.

IHK-Präsident Görg möchte offen kommunizieren

Die IHK Köln, Deutschlands viertgrößte Kammer, hat sich nun auch dazu entschlossen. Am Donnerstag veröffentlichte sie das Gehalt ihres Hauptgeschäftsführers im Geschäftsbericht. Der 1965 geborene Ulf Reichardt, Diplomkaufmann, erhält jährlich ein Fix-Gehalt in Höhe von 180.000 Euro, hinzu kommt eine variable Vergütung von 140.000 Euro. Das macht zusammen 320.000 Euro. Nicht veröffentlicht wurden die Vorsorgezahlungen für das Alter in Höhe von 60.000 Euro pro Jahr, die die Kammer in eine Versorgungskasse einzahlt. In Summe lässt sich die Kammer ihre Führungskraft also 380.000 Euro kosten.

Alles zum Thema Henriette Reker

„Uns ist es sehr wichtig, auch bei diesem Thema offen zu kommunizieren. Daher haben wir auf Anregung von Herrn Reichardt die vertraglich vereinbarte Geheimhaltungspflicht aufgehoben“, sagt IHK-Präsident Werner Görg. Das ehrenamtliche Präsidium habe bei der Auswahl von Reichardt als Hauptgeschäftsführer im Jahr 2012 explizit auf Erfahrungen aus der freien Wirtschaft Wert gelegt und daher marktüblich verhandelt, so Görg. Reichardt hatte zuvor in verschiedenen Positionen bei Thyssen-Krupp gearbeitet.

Ex-OB Roters verdiente rund 180.000 Euro – „steht in keinem Verhältnis“

Mit der aktuellen Veröffentlichung dürfte die Debatte um Höhe und Angemessenheit eröffnet sein. „Herr Reichardt wurde aus der freien Wirtschaft für die Aufgabe geholt. Dort ist das ein normales Gehalt in Führungsfunktionen und damit sein Marktpreis. Zudem finde ich es ein gutes Signal für Transparenz“, sagt Unternehmerin und Vollversammlungsmitglied Sabina Henrich-Bandis.

Dieser Einschätzung widerspricht der Unternehmer Christoph Hübner deutlich: „Die IHK mit nur gut 200 Mitarbeitern steht anders als ein Unternehmen in keinerlei Wettbewerb, muss kein Risiko tragen und kann zudem nicht in die Insolvenz gehen“, sagt Hübner. Daher müssten sich die Bezüge an denen eines Behördenleiters orientieren. „Die liegen bei rund 150.000 Euro“, so Hübner.

Diese Position bezieht auch der renommierte Verwaltungsrechtler Hans Herbert von Arnim schon lange. „Wenn man betrachtet, was ein Oberbürgermeister verdient, steht manches dazu in keinem Verhältnis“. Zum Vergleich: Ex-OB Jürgen Roters verdiente rund 180.000 Euro als Chef einer Verwaltung mit mehr als 17.000 Mitarbeitern. Seine Nachfolgerin Henriette Reker dürfte auf ähnlichem Niveau liegen.

Jüngst hatte Gehalt des Hauptgeschäftsführers in Hamburg für Ärger gesorgt

„Das Gehalt von Ulf Reichardt hat ein ähnliches Skandal-Potenzial wie das des Hauptgeschäftsführers der Handelskammer Hamburg“, sagt Kai Boeddinghaus, Chef der kammerkritischen Organisation Bundesverband für freie Kammern. In der Hansestadt hatte das Gehalt des Hauptgeschäftsführers in Höhe von 475.000 Euro ohne Altersvorsorge jüngst für so viel Ärger in der Unternehmerschaft gesorgt, dass die Kammerrebellen die Mehrheit in der Vollversammlung gewannen und nun die Beiträge auf null setzen wollen– ein bedrohliches Signal für alle Kammern.

Beim Kölner Handwerk will man zunächst bei der Praxis bleiben, die 14 Führungsgehälter von insgesamt 1,2 Millionen Euro in Summe zu veröffentlichen. Weitergehende Schritte wolle man mit den landesweiten Gremien besprechen, so Hauptgeschäftsführer Ortwin Weltrich.

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