Kommentar zu FlughäfenWie wir Zeugen eines systemischen Versagens werden

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Flughafen Köln Bonn SCHWAIGER

Lange Warteschlangen am Mittwoch in Köln/Bonn 

Das Sommerchaos an den deutschen Flughäfen, insbesondere auch an den Airports Köln/Bonn und Düsseldorf, nimmt groteske Züge an. Tausende ausgefallene Flüge, die teils erst kurz vor Abflug storniert werden. Mehrere Stunden Wartezeit an den Check-in-Schaltern und vor den Sicherheitskontrollen. Maschinen, die komplett ohne Koffer abheben. Für Hunderttausende Menschen wird der Start in die Ferien seit Tagen zum Frusterlebnis.

Staunend werden wir Zeugen eines systemischen Scheiterns, eines Versagens mit Ansage. Und Politik, Flughäfen und Airlines schieben sich weiterhin gegenseitig die Schuld am Chaos zu.

Flughafenbetreiber haben zu viel gespart

Die Flughafenbetreiber haben die Sparschraube massiv überdreht. Mit Outsourcing fast aller Dienstleistungen am Boden, massiven Einsparungen und Entlassungen reagierten sie auf die Lockdowns in der Coronakrise. Viel zu spät jedoch fuhren sie das System wieder hoch, obwohl die hohen Buchungszahlen für den Sommer seit Monaten bekannt sind. Eine Bankrotterklärung.

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Hinzu kommt das durch Corona potenzierte Problem mit den privaten Sicherheitsfirmen. Seit Jahren weist die Bundespolizei auf Mängel und Missstände bei den Sicherheitschecks hin. Geschehen ist – nichts.

Spätes Krisengespräch

An diesem Mittwoch kommen die Verantwortlichen zu einem Krisengespräch zusammen. Die Chefs der größten deutschen Flughäfen, Bundespolizei und weitere Behörden wollen über die Lage und kurzfristige Gegenmaßnahmen sprechen. Viel zu spät!

Genau hier liegt auch das Versagen der Bundesregierung. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), der bisher nur dadurch auffiel, dass er in das Gejammer über den Personalmangel einstimmte, muss endlich einen Prozess anstoßen, der das akute Chaos behebt und langfristig zu strukturellen Verbesserungen führt.

Ausländische Hilfen in Flughäfen beschäftigen

Als Sofortmaßnahme muss der Bund schnellstens die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Flughäfen und ihre Bodendienstleister befristet ausländische Hilfen direkt anstellen können. Diese „Gastarbeiter“ könnten zumindest noch in der zweiten Hälfte des Sommers für Entspannung in der Gepäckabfertigung der Airports sorgen.

Langfristig müssen die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen zurück in die Hände des Staats gelegt werden. Er kann sich vor dieser Aufgabe nicht drücken.

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Deshalb muss unter der Regie des Innenministeriums und der Bundespolizei eine funktionierende Infrastruktur für die Flughafensicherheit aufgebaut werden. Dazu gehört auch eine Verschärfung und Präzisierung der Ausschreibungen, einschließlich hoher Konventionalstrafen, wenn Dienstleister die Vereinbarungen nicht erfüllen. Dazu gehören aber auch neue Anreize – konkret: höhere Gehälter – für das Sicherheits- und Bodenpersonal.

Leider kommt all das für die Urlaubs-Fluggäste in NRW zu spät. Der Ärger wird bleiben – bis zum Ende der Ferien.  

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