Erdbeben„Unser Glasschrank hat gewackelt“

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Um kurz nach 21 Uhr hat die Erdbebenstation Bensberg das Erdbeben verzeichnet. (Grafik: Erdbebenstation Bensberg)

Um kurz nach 21 Uhr hat die Erdbebenstation Bensberg das Erdbeben verzeichnet. (Grafik: Erdbebenstation Bensberg)

Köln – Ein Erdbeben der Stärke 4,4 hat am Donnerstagabend viele Menschen im Westen Deutschlands aufgeschreckt. Verletzt wurde ersten Erkenntnissen zufolge aber niemand. Auch Sachschäden habe es keine gegeben, berichteten die Polizeidirektionen in Nordrhein-Westfalen am Freitagmorgen übereinstimmend. Allerdings seien insgesamt hunderte Anrufe besorgter Bürger eingegangen.

Auch in Köln war das Beben zu spüren: "Ich hatte eine große Wasserflasche neben mir stehen, man konnte richtig sehen, wie das Wasser hin und her schwappte", erzählt Christiane Schink aus Bayenthal. "Mir war sofort klar, dass das ein Erdbeben war." Auch einige Mitarbeiter im DuMont-Verlagshaus, die am Abend noch in ihren Büros an der Amsterdamer Straße saßen, bemerkten das Beben. Andere Kollegen dagegen, die sich nur wenige Meter entfernt aufhielten, spürten nichts.

Beben-Meldungen auf Facebook

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Auf Facebook liefen am Donerstagabend die Drähte heiß: Kölner aus der Innenstadt, aus dem Agensviertel, aus Dellbrück und Hitdorf meldeten das Beben. "Unser Glasschrank hat gewackelt", berichtete ein Mann aus Hitdorf. Ein anderer User meldete: "Zuerst dachte ich, dass die Nachbarn irgendwelche Möbel verrücken würden oder so und dann hat noch mein ganzer Schrank kurz gewackelt." Und eine weitere Facebook-Nutzerin schildert: "Mein Mann hat es bemerkt und mich drauf angesprochen. Ich habe nix gemerkt. Und das, obwohl wir zu der Zeit nebeneinander auf der Couch saßen!"

Auch in Hürth und Bergisch Gladbach zitterte die Erde. "Die Glasvitrinen haben gewackelt und im fünften Stock konnte man mit bloßem Auge die Wände wackeln sehen. Ich sollte umziehen," meinte ein Mann aus Hürth.

Über die Stärke des Erdbebens und das Epizentrum am Niederrhein hatte es zunächst unterschiedliche Angaben verschiedener Institute gegeben. Die Erdbebenstation Bensberg wies die Stärke am späten Abend mit 4,4 auf der Richterskala aus. Das Epizentrum sei in Goch am Niederrhein gewesen, sagte der Leiter der Erdbebenstation, Professor Klaus Hinzen von der Universität Köln. Das Beben sei kurz nach 21 Uhr in einem Radius von rund 200 Kilometern spürbar gewesen. „Von Bielefeld bis Brüssel, im Bonner Raum und sogar bis Amsterdam“, berichtete Hinzen.

Ein „Riesenknall“ in Goch

Bürger in Goch berichten von einem „Riesenknall“. Menschen hätten verunsichert ihre Häuser verlassen und seien auf die Straße gelaufen. Bei Polizei und Feuerwehr gingen zahlreiche Anrufe besorgter Bürger ein. Die Auswirkungen des für diese Region ungewöhnlich starken Erdbebens waren weit bis ins Ruhrgebiet und bis nach Köln zu spüren.

Die Feuerwehren und Polizeistationen in ganz Nordrhein-Westfalen erhielten hunderte Anrufe besorgter Bürger. Die Polizei in Kleve - rund zehn Kilometer vom Epizentrum entfernt - berichtete von mehr als 350 Notrufen. Aber auch im Ruhrgebiet und im mehr als 100 Kilometer entfernten Raum Köln/Bonn sowie im Raum Münster gingen Anrufe ein. „Es hat geruckelt und danach gab es massiv Anfragen“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Dortmund. Auch in Köln meldeten sich einige Anrufer bei der Polizei.

Das Beben war den Aufzeichnungen zufolge in diesem Herbst das bisher heftigste in Deutschland. In den vergangenen Tagen waren bereits mehrere Beben im Vogtland gemessen worden, die aber weniger stark waren. Der Seismologe Nicolai Gestermann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften in Hannover sprach von einem Beben mittlerer Stärke, wie es etwa ein- bis zweimal jährlich in Deutschland vorkomme. Größere Schäden seien dabei in der Regel nicht zu erwarten.(jac, fra, dpa)

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