Bergisch Gladbach – Die Vermesser sind an der Arbeit für die Kindertagesstätte an der Kreuzung Reiser/Mondsröttchen in Bensberg. Dabei bekam das Bauvorhaben nur mit den größten Bauchschmerzen erst im Finanzausschuss und dann im Rat grünes Licht. Der Grund ist der bei öffentlichen Bauten nur allzu bekannte: Die Kosten explodierten.
Mit der Folge, dass die Stadt für die Errichtung des Gebäudes tief in Tasche greifen muss. Um genau zu sein, sind es 1.159.371 Euro, die zusätzlich für den Haushalt angemeldet werden mussten. Ursprünglich geplant war, dass die Kindertagesstätte für 3.069.000 Euro gebaut werden sollte.
Neubau als Null-Zuschuss-Projekt gestartet
Diese Summe rechnet sich ziemlich einfach. Der Landschaftsverband Rheinland fördert den Bau von Kindertagesstätten mit 33 000 Euro pro Platz – alles was darüber hinausgeht, muss die Stadt bezahlen. So startete dieser Bau erst einmal als Null-Zuschuss-Projekt für die Stadt. So weit, so gut
Am 9. Juni teilte dann der Träger, die Arbeiterwohlfahrt Rhein-Oberberg, mit, dass die Gesamtkosten gestiegen seien. Gladbachs Beigeordneter Ragnar Migenda berichtete von diesem Treffen zum ersten Mal den politischen Gremien im Finanzausschuss. Und die schlechte Laune bei diesem Thema war ihm anzuhören. „Wir reden hier über eine Kostensteigerung von fast 30 Prozent“, erklärte er.
Höherwertige Fassade als Kostentreiber
Punkt für Punkt referierte er die Gründe für die Kostenexplosion. Der Großteil geht auf das Konto der Baukostensteigerung – ein kleinerer Teil aber auch auf Änderungen, die vorgenommen wurden, weil es der städtische Gestaltungsbeirat so „angeregt“ hatte. Darunter zum Beispiel eine höherwertige Fassade.
Bauprojekte in Bergisch Gladbach
Galoppierende Kosten
Dass kommunale Bauprojekte teurer werden als geplant, ist eher die Regel als die Ausnahme. Aus Bergisch Gladbach kann als weiteres Beispiel der Sanierungsneubau des Betriebshofs Obereschbach gelten. Als die Planungen 2013 erstmals vorgestellt wurden, waren 8 Millionen Euro geplant. Beim Baubeginn 2017 hatte sich die Bausumme auf 10,3 Millionen erhöht. Nach Bauverzögerungen und Verteuerungen bei den Gewerken liegen die Kosten aktuell bei 14,5 Millionen Euro. Im dritten Quartal 2022 soll das Projekt abgeschlossen sein.
Teurer fiel auch die Sanierung der Otto-Hahn-Schulen in Bensberg aus. Beim Baustart im Jahr 2016 sollte die Kernsanierung rund 27 Millionen Euro kosten. Als im vergangenen Jahr die Schüler einzogen, belief sich das Projekt auf rund 33 Millionen Euro. (cbt)
Ein Bauprojekt, bei dem die Finanzen aus dem Ruder laufen und die Verwaltung einräumt, dass das eigentlich so nicht weiter gehe – das sind normalerweise Ingredienzien, die die Politik alarmieren sollten. Nun, alarmiert zeigte sich die Politik, aber es wurde ein kurzer, leiser Protest. Denn an der Notwendigkeit, neue Kindertagesstätten zu bauen, gibt es nicht den Hauch eines Zweifels.
Stadt richtete Taskforce ein
Händeringend hat die Stadt nach geeigneten Flächen gesucht. 2017 war eine eigene Taskforce eingerichtet worden, die das Grundstück Reiser/Mondsröttchen ausfindig machte. Alle Parteien sind also glücklich und froh, ein Grundstück und einen Träger gefunden zu haben. Aber für welchen Preis?
Ausgerechnet bei einer Kindertagesstätte kam der Gladbacher Politik und Verwaltung dann die Erkenntnis, dass es für öffentliche Bauvorhaben ein viel genaueres Kosten-Controlling geben sollte. Genau das soll jetzt in der Verwaltung erarbeitet werden. Migenda kündigte auch weitere Gespräche insbesondere mit dem Architekten an. „Ziel muss es meiner Meinung nach auch sein, dass bei Kostensteigerungen die Architekten beteiligt werden.“
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Wie es mit der Kita weitergeht, ist noch offen. Ob die jetzige Kostensteigerung die letzte sein wird, wurde von der Verwaltung bezweifelt. Fakt ist: Man ist erst bei der Grundstücksvermessung. Und einen Stopp kann die Stadt nicht riskieren, denn dann wäre die Förderung durch das Land in Gefahr.